China-Juwelier auf Perlensuche in Australien
Das als Betreiber der weltgrößten Schmuckwarenkette bekannte Hongkonger Konglomerat Chow Tai Fook strebt die Übernahme eines australischen Versorgers an. Chinesische Bieter wenden sich gehäuft Energiesektoraktiva auf dem Fünften Kontinent zu, stoßen dort jedoch auf einige Genehmigungshürden.Von Norbert Hellmann, SchanghaiGold und Geschmeide passt mit Gasröhren und Stromleitungen nicht wirklich gut zusammen, aber Tatsache ist, dass die für ihre Juweliergeschäftskette bekannte Hongkonger Chow Tai Fook Enterprises Ltd. nun ihre Fühler in den australischen Energieversorgungsmarkt ausstreckt, in dem sich schon einige chinesische Akquisiteure tummeln. Wie nun bekannt wurde, hat es Chow Tai Fook auf die in Melbourne ansässige Alinta Energy abgesehen, einen regionalen Gas- und Elektrizitätsversorger mit rund 800 000 Kunden auf dem australischen Kontinent. Alternative zum IPOZu Jahresbeginn soll ihr Kaufgesuch beim Eignerkreis der Alinta eingebracht worden sein, zu dem unter anderem die bekannte und im asiatischen Raum breit engagierte US-Beteiligungsgesellschaft TPG gehört. Experten veranschlagen den Wert der nicht börsennotierten Alinta auf gut 4 Mrd. austr. Dollar, was in etwa 3 Mrd. Euro entsprechen würde. Die Alinta-Aktionäre sind ihrerseits an einem Exit beziehungsweise der Versilberung ihres Engagements interessiert und hatten ursprünglich für dieses Jahr ein Initial Public Offering (IPO) an der australischen Börse anvisiert.Im vergangenen Jahr hatte sich mit China Huadian Corp bereits ein Unternehmen aus dem Reich der Mitte für Alinta interessiert, aber letztlich keine förmliche Offerte abgegeben. In einer Mitteilung von Chow Tai Fook heißt es, man habe bereits einen Übernahmevorschlag für Alinta beim australischen Foreign Investment Review Board (FIRB) eingereicht. Bei einer Übernahme von Alinta sei es vorgesehen, das Management der Gesellschaft unangetastet zu lassen. Tycoon-TraditionChow Tai Fook, hinter der die Familie des verstorbenen Tycoons Cheng Yu-tung steht, ist als ein typisches Hongkonger Familienkonglomerat neben dem Kerngeschäft mit Juwelierläden auch in anderen Aktivitäten engagiert, darunter insbesondere Immobiliengeschäfte in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die Chengs kontrollieren neben der börsennotierten Chow Tai Fook Jewellery mit New World Development auch einen der führenden Hongkonger Immobilienentwickler. In Australien wiederum ist das Familienimperium bereits mit einigen Engagements unterwegs, wobei Immobilien und Beteiligungen an australischen Hotel- und Kasinokomplexen im Vordergrund stehen.Dass man nun nach anderen Ufern Ausschau hält, dürfte in erster Linie mit den schwächeren wirtschaftlichen Perspektiven in der Hongkonger Sonderverwaltungszone zusammenhängen. Zum einen steht der Immobilienmarkt dort unter latentem Druck, zum andern läuft auch das stark von chinesischen Festlandtouristen abhängige Juweliergeschäft nicht mehr so rund. Nach Hongkongs politischen und sozialen Spannungen, die sich in zeitweilig heftigen Protestaktionen gegen den festlandchinesischen Einfluss richteten, haben Chinas einkaufswütige und reiselustige Konsumenten ihre Hongkong-Besuche etwas zurückgefahren. Aber auch auf dem Festland, wo Chow Tai Fook den Marktführer im Schmuckwarengeschäft abgibt, sieht man längst Schleifspuren im Markt für Luxusgüter. Engpass FIRBKnackpunkt der Transaktion in “Down Under” ist nun eindeutig die Haltung des dem australischen Finanzministerium angegliederten Foreign Investment Review Board, wobei sich die australische Regierung auf einer steten Gratwanderung zwischen dem Willkommenheißen von ausländischen und insbesondere chinesischen Investoren und latenten Ressentiments in Bezug auf einen “Ausverkauf” von australischen Infrastrukturaktiva befindet.Grundsätzlich betont die Regierung zwar, dass sie chinesische Investments begrüßt, doch hat es einige Fälle gegeben, in denen der australische Foreign Investment Review Board (FIRB) seine Zustimmung verweigert hat. Als prominentes Beispiel gilt der Fall Ausgrid. So war im vergangenen Jahr die vom Milliardär Li Ka-shing gesteuerte Hongkonger Beteiligungsgesellschaft Cheung Kong Infrastructure Holdings (CKI) mit einer Avance für die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung des staatlich kontrollierten australischen Elektrizitätsnetzbetreibers Ausgrid nach einer Intervention des FIRB abgeblitzt. CKI hatte die auf mehr als 10 Mrd. austr. Dollar veranschlagte Transaktion allerdings im Tandem mit dem staatlichen chinesischen Elektrizitätsinfrastrukturriesen State Grid aufgezogen.Auch handelt es sich bei Ausgrid um eine Gesellschaft, die indirekt mit nationalen Sicherheitsinteressen in Verbindung gebracht werden kann. Danach hatte CKI eine Offerte für den australischen Gas- und Elektrizitätsversorger Duet eingebracht, die im Januar vom Duet-Board akzeptiert wurde, nun aber ebenfalls in der Genehmigungswarteschleife des FIRB steht. Li Ka-shing mischt mitIn den vergangenen Jahren hatten sich CKI und andere Einheiten aus dem Konglomerat von Li Ka-shing schon mehrfach im australischen Versorgungsmarkt engagiert. Analysten gehen davon aus, dass Chow Tai Fook und CKI als privatwirtschaftliche Adressen mit Hongkonger Wurzeln gute Chancen haben, bei der australischen Kontrollbehörde für ausländische Investments und Unternehmensübernahmen durchzukommen. Diese soll im vergangenen Jahr sogar vorläufig grünes Licht für einen Erwerb von Alinta durch China Huadian Corp gegeben haben, obwohl es sich hierbei um ein Staatsunternehmen handelt.