Continental treibt Verschlankung voran

Werksschließungen in Spanien und Mexiko - Mit Umbauprogramm bislang 2 000 Stellen abgebaut - Liquiditätspolster "solide"

Continental treibt Verschlankung voran

Laut Vorstandschef Elmar Degenhart hat Continental einen “klaren Krisenplan”. Die Autoindustrie befinde sich aktuell in einer Talsohle, beim Autozulieferer aus Hannover gehe der Blick aber “jetzt nach oben”. Abwärts gerichtet ist im bisherigen Jahresverlauf die Aktie: Der Conti-Kurs hat rund 25 % verloren.ste Hamburg – Der Autozulieferer Continental treibt die Umsetzung seines im September 2019 verkündeten Strukturprogramms “Transformation 2019-2029” mit der Schließung der Standorte im spanischen Rubí bis 2021 sowie im mexikanischen Nogales bis 2024 voran. Der Aufsichtsrat habe diesen nächsten Schritten zugestimmt, teilte der Dax-Konzern aus Hannover nach der virtuellen Hauptversammlung mit. Betroffen sind am spanischen Standort, wo die Produktion von Anzeige- und Bedientechnologien schrittweise auslaufen oder an andere europäische Standorte verlagert werden soll, 740 Mitarbeiter. Das mexikanische Werk, wo Fahrzeugkommunikations- und Vernetzungstechnologien sowie Antriebskomponenten gefertigt werden, beschäftigt aktuell 2 000 Personen.Mit dem Strukturprogramm, das zu einer Senkung der Bruttokosten um rund 500 Mill. Euro jährlich ab 2023 führen soll, will Conti die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Der Konzern hatte im vorigen September angekündigt, dass bis zum Jahr 2029 von den weltweit damals noch mehr als 244 000 Arbeitsplätzen bis zu 20 000 Arbeitsplätze von Veränderungen betroffen sein dürften – darunter etwa 7 000 von gut 62 000 in Deutschland. Wie Vorstandschef Elmar Degenhart gestern mitteilte, wurden im Zuge des Programms bislang rund 3 000 Arbeitsplätze “verändert”. Etwa zwei Drittel der davon betroffenen Mitarbeiter hätten das Unternehmen verlassen.Infolge der Coronavirus-Pandemie und sich verschlechternder Märkte prüft der Autozulieferer weitere Maßnahmen. Angestrebt würden durch Verringerung von Überkapazitäten, die Reduzierung von Investitionen, die Verminderung des Umlaufvermögens sowie der Arbeits- und Sachkosten mehrere Hundert Mill. Euro an zusätzlichen Einsparungen bis 2022, so Degenhart. Gespräche mit Arbeitnehmervertretern dauern den Angaben zufolge an. Der Conti-Chef unterstrich, betriebsbedingte Kündigungen seien als “das letzte Mittel” nicht auszuschließen.In seiner Hauptversammlungsrede, deren Manuskript der Konzern am vorigen Mittwoch bereits veröffentlicht hatte, stimmte Degenhart auf ein sehr schwieriges drittes Quartal ein. Steigende Bauzahlen für Autos deuteten zwar auf einen höheren Umsatz als im zweiten Quartal hin, dem historisch schwächsten der Autoindustrie seit 1945. “Aber er wird deutlich unter dem im dritten Quartal 2019 liegen.” Vor Jahresfrist hatte Continental Erlöse von 11,1 (i. V. 10,8) Mrd. Euro verbucht. Für das Jahr 2020 geht man bei dem Zulieferer unter Berufung auf Schätzungen von Marktexperten noch von einem weltweiten Produktionsvolumen bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen von höchstens 70 Millionen Fahrzeugen aus. Das Rekordvolumen von über 95 Millionen Einheiten aus dem Jahr 2017 werde frühestens nach 2025 wieder erreicht, so Degenhart.In der rund 200 Minuten dauernden Hauptversammlung, in deren Verlauf insgesamt 76 bis zum vorigen Samstag eingereichte Fragen institutioneller Anleger sowie von Aktionärsschützern beantwortet wurden, betonte der Conti-Chef die als “solide” bezeichnete Bilanzstruktur und Liquidität. Im Mai habe der Konzern auf dem Kapitalmarkt drei Anleihen mit Zuflüssen von insgesamt 2,1 Mrd. Euro platziert und den Kreditrahmen mit seinen Banken um 3 Mrd. Euro erweitert.Die Aktionäre des Zulieferers, darunter die mit 46 % beteiligte Schaeffler-Familie, stimmten mit großer Mehrheit dem Anfang Juni revidierten Vorschlag zur erstmaligen Kürzung einer Dividende seit 2011 zu. Bei einer auf 3,00 (i. V. 4,75) Euro je Aktie reduzierten Dividende schüttet das Unternehmen rund 600 Mill. Euro aus. Den ursprünglichen Vorschlag einer Dividende von 4,00 Euro je Aktie, der eine Ausschüttung von etwa 800 Mill. Euro bedeutet hätte, hatte Continental infolge der Covid-19-Pandemie geändert. Vorstandschef Degenhart erklärte, die Dividende trage den Interessen “aller unserer Bezugsgruppen” Rechnung.Der Konzern hatte 2019 aufgrund negativer Einmaleffekte einen den Aktionären zurechenbaren Jahresverlust von gut 1,2 (i. V. +2,9) Mrd. Euro verbucht, wobei das bereinigte operative Ergebnis um gut ein Fünftel auf 3,2 Mrd. Euro geschrumpft war. Seine Finanzziele für 2020 nahm der Zulieferer Anfang April im Zuge der Coronakrise zurück. Verschoben wurde Ende April zudem die zuvor für die diesjährige Hauptversammlung geplante Beschlussfassung über die Abspaltung der Antriebssparte Vitesco Technologies. – Wertberichtigt Seite 6