Energieindustrie

Datenzentren elektrisieren RWE-Investoren

Der Energieversorger RWE profitiert vom Boom der Rechenzentren und deren hohen Strombedarf. In Großbritannien hat der Konzern ein Datenzentrum mit hohem Buchgewinn an einen Hyperscaler verkauft. Investoren sind begeistert und erwarten mehr solcher Deals an Standorten stillgelegter Kraftwerke.

Datenzentren elektrisieren RWE-Investoren

Datenzentren elektrisieren RWE-Investoren

Energiekonzern verdient an wachsendem Strombedarf und verwertet alte Kraftwerksflächen für Projekte der Hyperscaler

Der Energieversorger RWE profitiert vom Boom der Rechenzentren und deren hohen Strombedarf. In Großbritannien hat der Konzern ein Datenzentrum mit hohem Buchgewinn an einen Hyperscaler verkauft. Investoren sind begeistert und erwarten mehr solcher Deals an Standorten stillgelegter Kraftwerke.

cru Frankfurt

Datenzentren treiben das Geschäft von RWE gleich doppelt an: Der Stromkonzern profitiert vom zunehmenden Elektrizitätsbedarf für Rechnerkapazitäten. Außerdem verkauft das Unternehmen die Grundstücke an Standorten stillgelegter Kraftwerke für Neubauprojekte von Rechenzentrumsbetreibern, den sogenannten Hyperscalern. „Unsere Kraftwerksstandorte mit bestehender Infrastruktur und Netzanbindung sind hier ein echtes Pfund“, sagte Finanzchef Michael Müller am Mittwoch während einer Telefonkonferenz.

Wie lukrativ die Grundstücksgeschäfte sein können, hat sich bereits in Großbritannien gezeigt. Dort hat RWE an einem seiner Standorte ein Rechenzentrumsprojekt entwickelt und verkauft. An welchen Hyperscaler es ging, wollte Müller nicht verraten, weil mit dem Käufer Vertraulichkeit vereinbart worden sei. Der Buchgewinn beträgt 225 Mill. Euro. Weil RWE die Kohlekraftwerke stilllegt, sucht der Konzern nach neuen Nutzungsmöglichkeiten für die Standorte. Ein entscheidender Vorteil dieser Flächen ist, dass sie bereits an das Stromnetz angebunden sind. Man verfüge über weitere „alte Anlagen“ in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden, hieß es. Mit diesen könnten in Zukunft weitere Werte gehoben werden. Insgesamt habe RWE in Europa derzeit zehn Datenzentren-Projekte im Blick.

Kurs auf 14-Jahreshoch

Von Januar bis Ende September ging das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 3,5 Mrd. Euro von zuvor rund 4 Mrd. Euro zurück. Ursachen seien unter anderem ein schwächeres Handelsgeschäft und Einbußen in der Ökostromproduktion durch schlechtere Windverhältnisse gewesen, hieß es.

Sowohl das operative Ergebnis (Ebitda) als auch das Nettoergebnis hätten die Erwartungen dennoch klar geschlagen, schrieb Jefferies-Analyst Ahmed Farman in seiner ersten Einschätzung am Mittwoch. Auch ohne den Buchgewinn aus dem Verkauf des Rechenzentrums liege das Ebitda noch 11% über der Markterwartung. Der Verkauf des Rechenzentrums liefere RWE „thematischen Rückenwind“, so der Experte. Das Trendthema Künstliche Intelligenz sorgt bei Anlegern seit geraumer Zeit für leuchtende Augen. RBC-Analyst Alexander Wheeler geht zudem davon aus, dass die Essener aktiv an weiteren Projekten arbeiten, die nicht in der langfristigen Prognose enthalten sind.

Die RWE-Aktie kletterte daraufhin am Mittwoch auf ein Vierzehnjahreshoch und gehörte zu den größten Gewinnern im Dax. Der Kurs legte um zeitweise 5,2% auf 45,19 Euro zu – der höchste Stand seit dem Jahr des Atomunfalls von Fukushima, das den Atomausstieg in Deutschland beschleunigte. Binnen eines Jahres hat sich die Marktkapitalisierung um rund 50% auf 33 Mrd. Euro erhöht.

Für das Gesamtjahr rechnet RWE dennoch mit einem Rückgang des operativen Gewinns im Vergleich zum Vorjahr, nachdem der Dax-Konzern schon 2024 nicht an sein Gewinnniveau aus 2023 hatte anknüpfen können. Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll nun zwischen 4,55 Mrd. und 5,15 Mrd. Euro liegen. Das wäre im schlechtesten Fall ein Fünftel weniger als 2024. Der bereinigte Nettogewinn soll 1,3 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro erreichen. Das wäre sogar ein Rückgang um bis zu 44%.

Keine Abschreibung in USA

Bei den Offshore-Projekten in den USA sieht Finanzvorstand Müller keinen Abschreibungsbedarf, obwohl die Fortführung bis auf Weiteres wegen des Widerstands der Trump-Regierung auf Eis gelegt ist. Der Konzern verzichtet vorerst auf weitere Investitionen in diesem Bereich, hat aber schon 1,5 Mrd. Euro investiert. Voraussichtlich, so Müller, würden die Projekte aber eines Tages um so höhere Erträge abwerfen.