Hauptversammlung

Denkzettel der Bayer-Aktionäre

Die Aktionäre von Bayer haben dem Vorstand erneut einen Denkzettel verpasst. Rund 10% der vertretenen Anteilseigner stimmten auf der Hauptversammlung am Dienstag gegen die Entlastung des Vorstands. Die Kritik an der Bewältigung der...

Denkzettel der Bayer-Aktionäre

ak Köln

Die Aktionäre von Bayer haben dem Vorstand erneut einen Denkzettel verpasst. Rund 10% der vertretenen Anteilseigner stimmten auf der Hauptversammlung am Dienstag gegen die Entlastung des Vorstands. Die Kritik an der Bewältigung der Monsanto-Übernahme hält an. Zwar hat Bayer sich im vergangenen Jahr auf weitreichende teure Vergleiche vor allen zu den Klagen im Zusammenhang mit dem Totalherbizid Glyphosat geeinigt und unter anderem dafür einen Konzernverlust von 10,5 Mrd. Euro eingefahren, doch sind immer noch nicht alle Rechtsstreitigkeiten beigelegt. Denn die Behandlung künftiger Klagen hängt weiter in der Schwebe. Eine Anhörung vor dem zuständigen Bezirksgericht in San Francisco ist erneut um eine Woche auf den 19. Mai verschoben worden, wie Bayer-Chef Werner Baumann auf der Hauptversammlung mitteilte. „Wir sind fest entschlossen, die Rechtsstreitigkeiten so schnell wie möglich in einem vernünftigen Rahmen beizulegen“, versicherte er.

Mehr „Nein“ als im Vorjahr

Im Vorfeld der Hauptversammlung hatten mehrere institutionelle Investoren deutliche Kritik an den immer noch nicht abgeschlossenen Vergleichsverhandlungen zu Glyphosat geäußert. Die Zahl der Nein-Stimmen zur Entlastung des Vorstands überstieg in diesem Jahr auch deutlich den Wert von 7,4% aus dem Vorjahr. 2019 hatte die Führungsriege bei dem Aktionärstreffen eine historische Niederlage einstecken müssen und war nicht entlastet worden. Konzernchef Baumann hatte sich dennoch im Amt halten können. Sein jetzt auslaufender Vertrag war im vergangenen Jahr bis Mitte 2024 verlängert worden.

Zum Auftakt des diesjährigen Aktionärstreffens stellte Baumann in seiner Rede neben ein Mea Culpa angesichts der milliardenschweren Belastungen und Zielverfehlungen im Jahr 2020 einen optimistischen Blick auf die Zukunft. An der langfristigen strategischen Logik des Zusammenschlusses mit Monsanto habe sich nichts geändert, betonte Baumann. Einen größeren Teil seiner Rede widmete er den strategischen Langfristchancen durch die starken Forschungsfortschritte in der Biotechnologie. Auch kurzfristig sieht Bayer eine aufgehellte Lage: „Es zeichnet sich ab, dass wir erfolgreich ins Jahr gestartet sind“, sagte Baumann. Gerade im Agrargeschäft stimme das Marktumfeld positiv. Vor allem in Latein- und Nordamerika hatte die Sparte im vergangenen Jahr operativ geschwächelt.

Cropscience soll laut Baumann von 2024 an die Kapitalkosten wieder verdienen. Im Gesamtkonzern will Bayer bis Ende 2024 einen Verschuldungsgrad (Nettofinanzschulden im Verhältnis zum Ebitda) von 3 oder darunter erreichen.

HV live für alle im Internet

Insgesamt 13 Anleger hatten Videostatements zu dem virtuellen Aktionärstreffen eingereicht, das gut sechseinhalb Stunden dauerte. Die Bayer-Führung beantwortete 560 Fragen, die von 33 Anteilseignern gestellt worden waren. Die Präsenz lag mit 53,4% deutlich unter der des Vorjahres (64%). Bayer übertrug die gesamte Hauptversammlung einschließlich Frage- und Antwortteil ohne Zugangsbeschränkung ins Internet. Auch Nachfragen hatte der Konzern für Investoren, die zuvor Fragen eingereicht hatten, ermöglicht.