Restrukturierung

Deutsche Glasfaser will 2 Mrd. Euro Schulden in Nachrang stellen

Die Deutsche Glasfaser kann nicht mehr die gesamten Zinsen für ihren 7 Mrd. Euro hohen Schuldenberg aufbringen und will daher die Zinszahlung für 2 Mrd. Euro davon aussetzen. Dies ist das Ziel einer neuen Finanzierungsvereinbarung mit dem vielköpfigen Bankenkonsortium, wie die Börsen-Zeitung erfahren hat.

Deutsche Glasfaser will 2 Mrd. Euro Schulden in Nachrang stellen

Die Deutsche Glasfaser ringt mit ihren Gläubigern um die Finanzierung eines neuen Business- und Finanzierungsplans, bei dem 2 Mrd. Euro von den derzeit insgesamt 7 Mrd. Euro Schulden „strukturell subordiniert“, also in den Nachrang gestellt werden sollen. Dies erfuhr die Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen. Wie zu hören ist, sollen die regulären Zinszahlungen für diese nachrangig gestellten Schulden ausgesetzt und später durch einen sogenannten „Value Scheme Mechanism“ erbracht werden, wenn die Ziele des neuen Businessplans erreicht wurden.

Nur unter dieser Voraussetzung würden auch die nachrangigen 2 Mrd. Euro zurückgezahlt. Laufende Zinszahlungen sind demnach vorläufig nur noch für die verbleibenden 5 Mrd. Euro an Verbindlichkeiten geplant. Deutsche Glasfaser peilt früheren Informationen aus unternehmensnahen Kreisen zufolge im laufenden Jahr ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen von 200 bis 250 Mill. Euro an, aus dem die Zinsen zu bestreiten wären.

Eigentümer stellen 1,1 Mrd. Euro bereit

Die Eigentümer des angeschlagenen Unternehmens, EQT und Omers, wollen dem Vernehmen nach weitere 1,1 Mrd. Euro an Eigenkapital einschießen und erwarten von den beteiligten Banken zusätzliche frische Fremdmittel von 600 Mill. Euro. Das Geld wird unter anderem benötigt, um eine Finanzierungslücke für den Ausbau von 600.000 Anschlüssen, sogenannten Homes Passed, zu schließen, um den angestrebten Businessplan mit insgesamt 3,2 Millionen Anschlüssen zu erreichen. Für Anschlüsse hat das Unternehmen bereits vertragliche Zusagen gemacht.

Deutsche Glasfaser und ihre Eigentümer wollen den Informationen zufolge bis Ende Januar eine Vereinbarung mit den Kreditgebern zustande bringen, die eine erneute Refinanzierung im Jahr 2032 vorsieht. Von den insgesamt über 40 beteiligten Finanzinstituten haben sich die 13 größten bereits organisiert. Sie werden von Perella Weinberg und Linklaters beraten.

Zu wenig aktive Anschlüsse

Der hochverschuldete Glasfaseranbieter war in seiner Finanzierung von der Zinswende kalt erwischt worden. Sie hat augenscheinlich dazu geführt, dass sich die Zinslast verdoppelt hat. Hinzu kamen in den vergangenen 18 Monaten erheblich verschärfte Marktbedingungen. Knappe und stark verteuerte Baukapazitäten und langwierige Genehmigungsverfahren belasteten die Geschäftsentwicklung. Vor allem aber bleibt die Aktivierung von Hausanschlüssen, die sogenannte Take-up-Rate, deutlich hinter den Erwartungen zurück und verschiebt die Refinanzierung von fertiggestellten Anschlüssen in die Zukunft.

Deutsche Glasfaser hat zur Refinanzierung ihres Netzausbaus nicht nur auf den Direktkundenvertrieb gesetzt, sondern auch verstärkt auf Wholesale-Vereinbarungen mit anderen Telekom-Anbietern, um das Netz auszulasten. Entsprechende Vereinbarungen mit Vodafone und 1&1 wurden unter Dach und Fach gebracht, ein Vertrag mit der Deutschen Telekom steht allerdings aus. Er ist dem Vernehmen nach aber nicht verzichtbar, um den Netzausbau der Deutschen Glasfaser wirtschaftlich zu machen.

Wie zu hören ist, haben EQT und Omers zusammen mit weiteren Investoren inzwischen insgesamt 4 Mrd. Euro an Eigenkapital in Deutsche Glasfaser gesteckt. Die geplanten 1,1 Mrd. Euro kommen obendrauf.