Easyjet zapft den Kapitalmarkt an
hip London – Dem Lufthansa-Rivalen Easyjet hat eine Kapitalerhöhung 419 Mill. Pfund in die Kasse gespült. Wie der britische Billigflieger mitteilt, wurden mit Hilfe von BNP Paribas und Credit Suisse knapp 60 Millionen Aktien zum Preis von 703 Pence das Stück platziert. Das entsprach einem Abschlag von 5 %. Die platzierten Aktien entsprechen 14,99 % des Grundkapitals. Für 9,99 % liegt eine entsprechende Genehmigung durch die Aktionäre bereits vor. Für den Rest will sich das Management auf einer Hauptversammlung Mitte Juli die Zustimmung der Anteilseigner holen.Die australische Qantas kündigte an, durch Ausgabe neuer Aktien bis zu 1,9 Mrd. austr. Dollar (1,2 Mrd. Euro) einsammeln zu wollen. Der Platzierungspreis von 3,65 austr. Dollar für den Großteil der Kapitalmaßnahme entsprach einem Abschlag von 13 %. Alles in allem wird dadurch das Grundkapital um ein Viertel erhöht. Es war in den vergangenen Jahren durch Aktienrückkäufe um mehr als ein Drittel geschrumpft. Die Luftfahrt hat unter den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie stärker zu leiden als viele andere Branchen. Zuletzt kündigte der Flughafen-Dienstleister Swissport an, seine Belegschaft in Großbritannien um mehr als die Hälfte zu reduzieren. British Airways (12 000 Stellen), Easyjet (4 500) und Ryanair (3 000) hatten bereits Einschnitte mitgeteilt.Was das Ende März abgelaufene erste Geschäftshalbjahr von Easyjet betrifft, machte sich die Pandemie nur in den letzten Wochen bemerkbar. Der operative Verlust verringerte sich – unter anderem dank niedrigerer Treibstoffkosten – auf 193 (i.V. 275) Mill. Pfund. Die Kapazität war durch die hohe Zahl gestrichener Flüge um 7,6 % gesunken. Die Auslastung stieg dagegen um 0,2 Prozentpunkte auf 90,3 %. Der Umsatz pro Sitz erhöhte sich zu konstanten Wechselkursen um ein Zehntel. 2,4 Mrd. Pfund Cash”Wir sind den Herausforderungen durch die Pandemie entschieden begegnet, indem wir Kosten gesenkt, unsere Kapitalanlageinvestitionen reduziert und uns bereits 1,7 Mrd. von erwarteten 2,0 Mrd. Pfund an zusätzlichen Mitteln gesichert haben”, sagte CEO Johan Lundgren. Dabei habe das Unternehmen die Flexibilität seiner Flotte aufrechterhalten können. Die Kapitalerhöhung werde “Liquiditätsposition, Kreditkennzahlen und die bereits starke Bilanz” weiter stärken. Das Management rechnet damit, im vierten Quartal 30 % der Kapazität zu erreichen, die vor Corona üblich war. Die Buchungszahlen der Sparte Easyjet Holidays seien “ermutigend”.Per 22. Juni verfügte Easyjet über 2,4 Mrd. Pfund Cash. Hinzu kommen die Erlöse der Kapitalerhöhung und der angestrebten Sale-and-lease-back-Transaktionen, die bis zu 350 Mill. Pfund einspielen sollen. Nach Schätzung des Managements wären 3 Mrd. Pfund ausreichend, um eine völlige Lahmlegung des Flugbetriebs neun Monate lang durchstehen zu können. Nun fliegt die Airline wieder. Das sollte aus Sicht des Liberum-Analysten Gerald Khoo dazu führen, dass das Unternehmen weniger Geld verbrennt. Easyjet habe ausreichend Cash, um über den Sommer zu kommen. Danach sollte das Geschäft wieder Geld einspielen, selbst wenn es erneut zu einem Lockdown komme.