„Eberle ist eine Turnaround-Story“
Im Gespräch: Gernot Egretzberger
„Eberle ist eine Turnaround-Story“
Der Geschäftsführer erklärt, wie der Augsburger Sägeblatthersteller wachsen und für den Kapitalmarkt relevanter werden will
Von Joachim Herr, Augsburg
Restrukturierung und Wachstum: Geschäftsführer Gernot Egretzberger geht für Eberle beide Aufgaben gleichzeitig an. Auf der Agenda stehen Kostensenkungen und parallel eine höhere Marktdurchdringung.
Erst das Unternehmen zu restrukturieren und danach eine Wachstumsstrategie zu starten: Das wäre die klassische Reihenfolge. Doch Eberle in Augsburg, Hersteller von Hochleistungsbandsägen und Präzisionsbandstahl mit einer 188 Jahre alten Geschichte, nimmt die zwei Aufgaben parallel in Angriff. „Beide Ziele greifen ineinander“, sagt Gernot Egretzberger, der Geschäftsführer des Unternehmens, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Er ist auch alleiniger Vorstand der börsennotierten Industrieholding Greiffenberger. Eberle ist deren einzige verbliebene Firma.
Das Ziel für Eberle formuliert Egretzberger so: „Wir wollen unsere Verkäufe auf 100 Mill. Euro steigern und uns noch stärker internationalisieren – insbesondere in schnell wachsenden Märkten.“ Spätestens 2030 soll diese Umsatzmarke erreicht sein. Sie sei auch für das Auftreten auf dem Kapitalmarkt wichtig: „Wir wollen relevanter werden für Banken und Investmentfonds.“
Konjunkturschwäche und volle Lager
Im vergangenen Jahr sank der Umsatz von 66,8 Mill. Euro 2022 auf 62,5 Mill. Euro. Der Geschäftsführer erklärt den Rückgang mit der Konjunkturschwäche und zeitweise hohen Lagerbeständen der Kunden. Für dieses Jahr strebt Eberle einen Umsatz von 68,3 Mill. Euro an.
Egretzberger zeigt sich davon überzeugt, einen Jahreserlös von 100 Mill. Euro zu erreichen: „Unsere Produktionskapazitäten und Ideen für zusätzliches Geschäft geben dieses Ziel her.“ Das Unternehmen mit einer Exportquote von 92% verkauft seine Produkte in 65 Länder. In etlichen Regionen, etwa in Asien, sei Eberle noch nicht mit allen Geschäftssegmenten präsent. „Mit einer höheren Marktdurchdringung und Verdrängung von Konkurrenten wollen wir wachsen.“
Das sei auch für die Profitabilität entscheidend: „Allein mit Kostensenkungen werden wir eine Ebitda-Marge von mindestens 10% nicht schaffen“, betont der Geschäftsführer. 2023 war die operative Rendite auf 3,8% gesunken. Vor Steuern entstand ein Verlust von 1 Mill. Euro.
An dritter Stelle im Weltmarkt
Als Premiumhersteller genieße das Unternehmen großes Vertrauen der Kunden in die Qualität der Produkte und seinen Service. Im Markt für Bimetall liegt Eberle mit einem Anteil von 8% der angebotenen Menge an dritter Stelle. Klar führend ist hier der österreichische Konzern Voestalpine mit 68%. Als Bimetall werden Streifen aus zwei verschiedenen Metallen bezeichnet, die übereinander liegen und miteinander verbunden sind. Für die Bandsägenblätter fräst Eberle Zähne in das Metall.
Zu den Branchen, die diese Sägen einsetzen, gehören das Handwerk, der Maschinenbau und die Bauindustrie. Die Automobilbranche nutzt sie zum Beispiel für die Produktion von Motorblöcken. Die größten Blätter sind 30 Meter lang, wie Egretzberger berichtet. Verwendet würden diese Varianten etwa für den Rückbau von Atomkraftwerken.
„Ein Hidden Champion“
Chinesische Konkurrenten machen dem Geschäftsführer keine Sorgen: „Die chinesischen Wettbewerber haben Überkapazitäten und drängen auf den Weltmarkt“, sagt er. „Aber mit der Qualität ihrer Produkte und dem Service sind sie noch nicht so weit wie wir.“ Als Beispiel nennt er Plättchen aus sogenanntem C-Stahl für Stoßdämpfer in Fahrzeugen, die als Ventil den Ölfluss regeln: „Da kommt es auf absolute Präzision an.“
„Wir sind ein Hidden Champion", sagt Egretzberger selbstbewusst. Und: „Eberle ist eine Turnaround-Story", fügt er hinzu. „Aktionäre können jetzt zu relativ niedrigen Kursen einsteigen.“ Die Marktkapitalisierung von Greiffenberger beträgt gerade einmal 6,8 Mill. Euro. Nach vielen Jahren ohne Gewinnausschüttung soll sich das dank der Strategie von Eberle und nach dem Umzug des Werks aus der Augsburger Innenstadt ändern: „Eine Dividende ist fest eingeplant.“ Von dem künftigen Standort in Lechhausen in einem Industriegebiet am Nordrand von Augsburg verspricht sich Egretzberger vom Jahr 2027 an auch mehr Effizienz.
