Energieversorger

EDF besorgt sich frisches Geld

Die Zeichnungsfrist für die Kapitalerhöhung des hoch verschuldeten Stromversorgers EDF endet am 1. April. Er hat gerade seine Ebitda-Prognose weiter gesenkt.

EDF besorgt sich frisches Geld

wü Paris

Die Zeichnungsfrist für die Kapitalerhöhung von Electricité de France (EDF) über mehr als 3,1 Mrd. Euro hat begonnen. Sie endet am 1.  April. Der hoch verschuldete Betreiber der 56 französischen Atomreaktoren hatte letzten Monat angekündigt, frisches Geld aufnehmen zu wollen. Die Rede war damals jedoch von „nur“ 2,5 Mrd. Euro. Den Hauptteil der nun eingeleiteten Kapitalerhöhung wird der französische Staat übernehmen. Denn er hält 83,9% des Kapitals von EDF und wird sich nun mit 2,65 Mrd. Euro an der Kapitalerhöhung beteiligen.

Dabei soll es für 13 bestehende Aktien je zwei neue Aktien geben. Der Zeichnungspreis beträgt 6,35 Eu­ro je neuer Aktie. Insgesamt sollen 500 Millionen neue Aktien ausgegeben werden, was exakt der Höchstzahl entspricht, die die Hauptversammlung autorisiert hatte. Seit An­fang des Jahres ist der Aktienkurs von EDF an der Börse von Paris um rund 16% eingebrochen. Am Mittwoch gab das Papier des Versorgers um zeitweise 3,4% auf 8,68 Euro nach.

Die Kapitalerhöhung helfe EDF, ihre Bilanzstruktur vor dem Hintergrund der Ereignisse Anfang des Jahres zu verbessern, erklärte Konzernchef Jean-Bernard Lévy. Der mit zuletzt mit 43 Mrd. Euro verschuldete Versorger leidet unter Produktionsrückgängen und Maßnahmen zur Deckelung der Strompreise, die die Regierung EDF im Januar aufgezwungen hat. Zusätzlich zu coronabedingt aufgeschobenen Wartungsarbeiten muss der Stromriese die von ihm betriebenen Reaktoren vertieften Überprüfungen unterziehen, nachdem Korrosionsprobleme am Kreislauf des Notkühlsystems entdeckt wurden. Dafür müssen die Reaktoren mehrere Wochen lang vom Netz genommen werden.

Nachdem die Regierung als Reaktion auf den Ukraine-Krieg die Maßnahmen zur Deckelung der Strompreise ausgeweitet hat, hat EDF ihre Prognosen für das laufende Jahr erneut gesenkt. Der Konzern geht nun davon aus, dass die Maßnahmen das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 10,2 Mrd. Euro statt der bisher erwarteten 8,4 Mrd. Euro belasten werden. Die Belastungen durch die Produktionsrückgänge beziffert der Konzern inzwischen auf 16 Mrd. Euro. Zuvor war er von 11 Mrd. Euro ausgegangen. Zum Vergleich: Letztes Jahr hat EDF ein Ebitda von 18 Mrd. Euro verbucht.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wünscht sich eine Regulierung der Strompreise auf europäischer Ebene. Sollte er im April für eine zweite Amtszeit wiedergewählt werden, will er zumindest einen Teil der Aktivitäten von EDF wieder komplett verstaatlichen, allen voran die Atomaktivitäten, die Frankreich seine energiepolitische Unabhängigkeit sichern. Angesichts des Alters der französischen Atomreaktoren und der von Macron gewünschten neuen Reaktoren muss der hoch verschuldete Versorger in den kommenden Jahren massiv investieren.