Nachhaltigkeit

ESG nur selten Teil der Risikostrategie

Viele Unternehmen verfolgen zwar ehrgeizige Ziele, um ihre ESG-Risiken messbarer zu machen, doch die Realität hinkt oft noch hinterher: Klar dokumentierte Ziele fehlen häufig noch, zeigt eine aktuelle Studie.

ESG nur selten Teil der Risikostrategie

sar Frankfurt

Viele Unternehmen müssten ihre ESG-Strategien noch stärker mit messbaren Zielen unterlegen, um auch ihre ESG-Risiken besser verstehen und managen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt der „ESG Global Risk Managers Survey“, für den das Beratungshaus WTW weltweit mehr als 300 Unternehmen befragt hat, darunter 32 aus dem deutschsprachigen Raum.

Mehr als die Hälfte der Risikomanager sind demnach bereits maßgeblich an den ESG-Bemühungen ihres Unternehmens beteiligt, doch wollen die meisten noch mehr Mitsprache: 77% sagen, dass die Risikomanagement-Funktion eine noch stärkere Rolle bei der Entwicklung und Steuerung von ESG-Strategien spielen sollte.

Trotz dieser Ambitionen sind die bisherigen Fortschritte der Unternehmen beim Festschreiben von konkreten Maßnahmen und messbaren Zielen noch überschaubar: Nur 17% der Teilnehmer bestätigen, im Risikomanagement über dokumentierte ESG-Ziele mit klaren Meilensteinen zu verfügen. Im internationalen Vergleich hinken die Unternehmen im deutschsprachigen Raum derzeit noch etwas hinterher, was die Verzahnung von ESG und Risikomanagement angeht, sie könnten aber in den kommenden Jahren rasch aufholen: Weltweit gibt ein Drittel der Befragten an, dass ESG bereits die Risikostrategie ihres Unternehmens beeinflusse, weitere 9% erwarten dies für die kommenden zwei Jahre. Unter den Befragten im DACH-Raum erkennen zwar nur 24% bereits einen Niederschlag im jetzigen Risikomanagement, aber 54% erwarten ihn in den kommenden zwei Jahren.

Für die Zukunft hat ESG einen wachsenden Stellenwert: Für drei Viertel der Befragten gehört die Verbesserung ihres ESG-Scores zu den Kernaufgaben ihrer Geschäftstätigkeit. Dabei gibt es allerdings große regionale Unterschiede. Während in der Asia-Pacific-Region 90% das Thema ESG in den Fokus rücken wollen, sind es in der EMEA-Region 83%. In Nordamerika dagegen sehennur 57% das Thema als zentral an. Insgesamt haben die Unternehmen der DACH-Region in einigen Bereichen höhere Ergebnisse als der weltweite Durchschnitt erzielt, zeigt die WTW-Analyse. Ein Grund: Im deutschsprachigen Raum haben sich besonders viele international tätige Konzerne an der Studie beteiligt. Diese Unternehmen müssen ESG oft stärker im Blick haben als kleinere Firmen.

So verfügen von den DACH-Unternehmen bereits 24% (weltweit 17%) über dokumentierte Ziele mit klaren Meilensteinen, und 38% (weltweit 29%) diskutieren derzeit schon über die Aufstellung von ESG-Zielen für ihr Risikomanagement.

„Trotz der Aufwärtsentwicklung sind 24 Prozent mit klaren ESG-Zielen recht wenig“, gibt allerdings Thomas Olaynig, Leiter Corporate Risk & Broking DACH bei WTW, zu bedenken. Die Definition von Zielen und messbaren Kennzahlen werde auch dadurch erschwert, dass bislang kein allgemeingültiges Rating existiere, an dem sich die Unternehmen orientieren könnten.