Finanzinvestor Apollo will mit Autodoc-IPO Kasse machen
Apollo will mit Autodoc-IPO Kasse machen
Auto-Ersatzteilhändler plant Privatplatzierung von bestehenden Aktien des Finanzinvestors und der Gründer – Keine Kapitalerhöhung
Es wäre der erste Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Börse in diesem Jahr: Der Finanzinvestor Apollo und die Firmengründer wollen sich per IPO von Anteilen am Berliner Online-Auto-Ersatzteilhändler Autodoc trennen. Eine Kapitalerhöhung ist nicht geplant. 2024 war Autodoc mit 2,3 Mrd. Euro bewertet worden.
cru Frankfurt
Der Online-Auto-Ersatzteilhändler Autodoc nimmt zum zweiten Mal Anlauf für den Sprung aufs Börsenparkett. Das Unternehmen aus Berlin hat am Freitag die Absicht bekanntgegeben, seine Aktien im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse zu notieren. Es wäre der erste Börsengang im Prime Standard in diesem Jahr. Zuvor waren im Freiverkehr schon der schwäbische Stromnetzausrüster Pfisterer und die Münchener Softwarefirma Innoscripta gestartet.
Für Autodoc ist es der zweite IPO-Versuch, nachdem die Gründer 2021 von Börsenplänen erst einmal wieder Abstand genommen hatten. Stattdessen war 2024 der Finanzinvestor Apollo mit einem nicht genauer bezifferten Minderheitsanteil eingestiegen.
Das war die erste externe Kapitalbeteiligung an dem Unternehmen seit seiner Gründung. Die Bewertung stieg damals auf 2,3 Mrd. Euro, und zwei Vertreter von Apollo hielten Einzug in den siebenköpfigen Aufsichtsrat – nämlich Jeremy Honeth (Partner bei Apollo Hybrid Value) und Manfred Puffer (Senior Advisor bei Apollo).
„Substanzieller Streubesitz“
Jetzt soll der Börsengang nicht dazu dienen, frisches Kapital für das Unternehmen selbst einzufahren. Vielmehr werden bestehende Aktien aus dem Bestand von Apollo und von den Firmengründern angeboten. Davon sollen so viele verkauft werden, dass ein „substanzieller Streubesitz“ und eine „ausreichende Liquidität“ gewährleistet sind.
Bis zu 5 Mrd. Euro möglich
Bei dem Debüt könnte Autodoc laut Finanzkreisen mit bis zu 5 Mrd. Euro bewertet werden – auch wenn die Hoffnung auf diesen betrag als übermäßig ambitioniert gilt. Organisiert wird der Börsengang von Citi, Barclays, der Deutschen Bank und Jefferies. Noch vor kurzem hatte Apollo den Börsengang der Oldenburgischen Landesbank im letzten Moment abgeblasen, um die OLB an den französischen Credit Mutuel zu verkaufen.
Privatplatzierung noch im zweiten Quartal
Autodoc war 2008 von den Spätaussiedlern Alexej Erdle, Max Wegner und Vitalij Kungel gegründet worden, die als Jugendliche aus Russland nach Berlin gekommen waren. Den Aufsichtsrat führt der Investmentbanker Alexei Kletenkov. Vorstandschef ist Dmitry Zadorozhny; als Finanzvorstand agiert Lennart Schmidt.
Die jetzt geplante Privatplatzierung bei institutionellen Investoren und der erste Handelstag werden nach Angaben von Autodoc für das zweite Quartal 2025 erwartet, vorbehaltlich der Marktbedingungen. Das Unternehmen mit rund 5.000 Beschäftigten bietet über das Internet mehr als 6,7 Millionen Teile für 340 Automarken an.
Rund 1,6 Mrd. Euro Umsatz
Im ersten Quartal machte Autodoc nach eigenen Angaben 427 Mill. Euro Umsatz – rund 20% mehr als im Vorjahr. Der bereinigte operative Gewinn (adjusted Ebitda) lag mit 34 Mill. Euro um 19% höher als vor Jahresfrist. Im Gesamtjahr 2024 kletterte der Umsatz von 1,3 Mrd. Euro auf 1,6 Mrd. Euro. Der Gewinn (adjusted Ebitda) war von 130 Mill. auf 151 Mill. Euro gestiegen. 2021 hatte Autodoc die Milliarden-Umsatz-Marke geknackt.
Das Unternehmen profitiert vom steigenden Durchschnittsalter der Autos in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern, was die Nachfrage nach Ersatzteilen treibt. In Europa wird der gesamte Ersatzteilmarkt auf 200 Mrd. Euro geschätzt.
Mehr IPOs im Anmarsch
An den europäischen Börsen könnte es in den nächsten Wochen zu einer Zunahme der Börsengänge kommen, da die nachlassende Marktvolatilität den Emittenten die Möglichkeit bietet, Investoren zu gewinnen. Nach der „Intention to float“ von Autodoc wird nach Pfingsten auch die Ankündigung für das Debüt der Münchener Medizintechnikfirma Brainlab erwartet, eines Spezialisten für softwaregestützte Chirurgie.
Fünf Debüts geplant
Noch drei weitere größere Unternehmen in Europa erwägen ein IPO vor der Sommerflaute, die normalerweise Mitte Juli beginnt. Darunter befinden sich der schwedische Wettspiel-Anbieter Hacksaw und die Noba Bank Group, die Nordic Capital gehört. In Portugal bereitet sich Novo Banco auf einen möglichen IPO vor und führt parallel Gespräche über einen Verkauf. Mehrheitseigentümer sind die Lone Star Funds.