Fresenius-Aktionäre warnen vor Schönfärberei
Fresenius-Aktionäre warnen vor Schönfärberei
Fresenius-Aktionäre warnen vor Schönfärberei
Investoren fordern Verlässlichkeit und Verbesserung der Kapitalrendite ein – CEO Sen verspricht zu liefern
swa Frankfurt
Im Transformationsprozess von Fresenius pochen Investoren auf offene Kommunikation mit dem Kapitalmarkt. „Es ist an der Zeit, dass endlich wieder Wert für die Aktionäre geschaffen wird“, unterstrich Cornelia Zimmermann von der Fondsgesellschaft Deka Investment in der virtuellen Hauptversammlung des Gesundheitskonzerns. Der neu angetretene CEO Michael Sen stehe mit seinem Team vor einer „Mammutaufgabe“. Aus Sicht der außenstehenden Investoren
sei es wichtig, dass der Vorstand „klar
und eindeutig“ mit dem Kapitalmarkt kommuniziere.
Zimmermann mahnte an, Vertrauen aufzubauen: „Es darf nicht wieder eine Gewinnwarnung nach der anderen hageln.“ Das Management müsse „realistische und erreichbare Ziele“ setzen. Das wichtigste Ziel sei die Verbesserung der Kapitalrendite, die sich seit 2018 nahezu halbiert habe. Das Unternehmen müsse die Verschuldung im Blick behalten und potenzielle Zukäufe „sehr kritisch“ prüfen. „Wir möchten uns darauf verlassen können, dass Sie sich in der nächsten Zeit klar auf Rentabilität fokussieren und Wachstumsbestrebungen zurückstellen“, forderte Zimmermann.
Mit Blick auf die geplante Dekonsolidierung der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) sprach die Fondsvertreterin von einem großen Schritt, befürchtet aber, dass die Probleme „nur an der Oberfläche“ angegangen würden. Es sei an der Zeit, möglichst rasch eine „wertschöpfende Lösung für FMC zu finden“. Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS hatte am Vortag auf der Hauptversammlung von FMC die bilanzielle Entkoppelung begrüßt und die Hoffnung ausgesprochen, „dass der Rechtsformwechsel zu effizienteren, unabhängigeren und gezielteren Entscheidungsfindungen beitragen wird“.
CEO Sen bekräftigte zur Frage der Zukunft von FMC, dass Fresenius derzeit nicht beabsichtige, ihren Anteil von 32% an FMC zu reduzieren oder die Beteiligung zu veräußern. Er sei davon überzeugt, dass FMC in einem sehr attraktiven Markt agiere und großes Potenzial habe. Im ersten Quartal habe es erste positive Signale gegeben. Die Anteilseigner von FMC sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 14. Juli über den Rechtsformwandel befinden.
Mit Blick auf den Gesamtkonzern bestätigte Sen die Prognose für 2023. Zur Kritik am negativen Newsflow aus dem Unternehmen in den vergangenen Jahren sagte Sen zu, künftig transparent über die Fortschritte der Transformation berichten zu wollen. „Wir müssen liefern“, resümierte er, das habe Priorität.
Bei einer Präsenz von 72,57% des Grundkapitals wurden die Tagesordnungspunkte mit breiten Mehrheiten abgesegnet. Die meisten Gegenstimmen wurden bei Entlastung des Aufsichtsrats sowie der Abstimmung über den Vergütungsbericht gezählt, hier votierten jeweils 10,81% gegen die Vorschläge der Verwaltung. Das neue Vergütungssystem erhielt indes eine Zustimmung von 93,01%. Das virtuelle Aktionärstreffen war – ohne technische Probleme – nach gut dreieinhalb Stunden vorbei.
Auf der Hauptversammlung der FMC am Vortag hatten die Aktionäre in der Abstimmung über den Vergütungsbericht den Daumen gesenkt. Bei einer Präsenz von 87,11% wurden 38,92% Neinstimmen gezählt. Fondsvertreter Schmidt von DWS hatte Anstoß genommen an der Höhe der Vergütung von Carla Kriwet, die nach 66 Tagen im Amt als FMC-CEO wegen strategischer Differenzen wieder ausgeschieden ist und einschließlich Karenzentschädigung, Abfindung und Antrittsprämie 5 Mill. Euro für das Intermezzo erhält.
