Für Huawei wird es immer enger

Verschärfte US-Restriktionen machen Chip-Beschaffung zum Puzzle - Zulieferer leiden mit

Für Huawei wird es immer enger

Der von der US-Regierung immer stärker angefeindete chinesische Technologieriese Huawei muss nach weiter verschärften Restriktionen um seine Zukunft bangen. Besonders beim Bezug von Halbleiterelementen wird Washingtons Würgegriff immer enger und lässt zahlreiche Huawei-Zulieferer um ihr Geschäft bangen. nh Schanghai – Die zu Wochenbeginn weiter verschärften US-Restriktionen gegen Huawei Technologies Co. bringen den weltmarktführenden chinesischen Telekomausrüster bei Ausdehnung und Erhalt seines internationalen Netzwerkgeschäfts mit 5G-Technologie in immer größere Bedrängnis. Auch das Smartphone-Geschäft könnte leiden, denn die neuen Auflagen des US-Handelsministeriums werden es Huawei weiter erschweren, hochleistungsfähige Mikrochips von Fremdanbietern zu beziehen beziehungsweise eigenentwickelte Chips bei Auftragsfertigern produzieren zu lassen.Dem Vernehmen nach hat die seit zwei Jahren von US-Behörden immer härter angegangene Huawei zwar noch genügend Halbleiterprodukte gehortet, um einen reibungslosen Geschäftsbetrieb bis Anfang 2021 zu sichern, danach jedoch könnte es immer enger werden. Die neuen Restriktionen drohen mittelbar sogar Hauweis Spitzenposition bei Smartphones und anderen Konsumelektronikgeräten im heimischen Markt zu gefährden, denn die schärfsten Konkurrenten Oppo, Vivo und Xiaomi sind von dem US-Technologiebann und seinen Auswirkungen auf den Bezug von Chipprozessoren nicht betroffen. Umfassender LizenzzwangDas US-Handelsministerium hatte am Montag bekannt gegeben, dass 38 weitere Huawei-Tochtergesellschaften in 21 Ländern von einem Lieferbann erfasst werden. Dies soll weiter verhindern, dass Huawei auf ihr weitreichendes Firmennetzwerk zurückgreifen kann, um sich auf Umwegen Zugriff zu amerikanischer Technik zu verschaffen. Des Weiteren will die US-Regierung dafür sorgen, dass künftig weltweit sämtliche Huawei-Zulieferer, die ihrerseits für ihre Produktion auf US-Technologie zurückgreifen, gezwungen werden, eine Lizenz zu beantragen, wenn sie Huawei beliefern wollen. Angesichts der fast universellen Verbreitung von amerikanischer Hard- oder Software bei Produktion und Design von Chipelementen könnten die USA über den jetzt weiter verschärften Bann nach eigenem Gutdünken steuern, welche Halbleiterprodukte Huawei überhaupt noch beziehen kann.Die US-Restriktionen zeitigen bereits kräftige Auswirkungen auf das Geschäft taiwanesischer Halbleiterfirmen wie des weltgrößten Chipauftragsfertigers TSMC und des Chipentwicklers Mediatek. Bei TSMC hat man sich bereits damit abgefunden, den Großkunden Huawei zu verlieren, weil die von der Huawei-Tochter Hisilicon eigenentwickelten Halbleiterdesigns nicht mehr von TSMC für Huawei gefertigt werden dürfen. Die verschachtelten Implikationen des Huawei-Banns schienen jedoch Mediatek ins Spiel kommen zu lassen.Bislang ging man davon aus, dass Huaweis Smartphones, Router, Schaltelemente und andere Hardwarekomponenten auch weiterhin mit fremdentwickelten Chips bestückt werden können, wobei Mediatek als Designer von Chips für Smartphones und 5G-Netzwerke als ein idealer Ersatzzulieferer galt. Mediatek, die ihre Chipdesigns wiederum bei TSMC fertigen lässt, scheint nun mit der jüngsten Verschärfung der Bestimmungen auch darauf angewiesen zu sein, eine US-Lizenz für eine weitere Huawei-Belieferung zu erhalten, und könnte somit auch abgeblockt werden. Die vor allem wegen der Huawei-Perspektiven in diesem Jahr stark haussierende Mediatek-Aktie wurde am Dienstag denn auch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und erlitt mit einem Rückgang um 10 % den an der taiwanesischen Börse höchstmöglichen Tagesverlust.Analysten betonen, dass nun auch andere asiatische und europäische Halbleiterunternehmen wie Samsung Electronics, NXP Semiconductors, STMicroelectronics und auch die deutschen Sektorfirmen Infineon und AMS, die allesamt derzeit in Geschäftsbeziehungen mit Huawei stehen, von der neuen Entwicklung betroffen sind. Sie müssen damit rechnen, dass sie Huawei künftig nur noch auf Basis einer schwer zu erhaltenden US-Lizenz beliefern können. Selbst der von der heimischen Regierung stark unterfütterte chinesische Chipauftragsfertiger SMIC, der bislang in einer untergeordneten Zulieferbeziehung zu Huawei steht, kann nicht ungehindert in die Bresche springen, da SMIC für seine Produktionsprozesse auf die amerikanischen Chipausrüster Applied Materials und Lam Research Corp. zurückgreift.