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General Atlantic beschleunigt Expansion

Der Finanzinvestor General Atlantic hat mehr als 50 Mrd. Dollar in Unternehmensbeteiligungen investiert. In Deutschland gehört neben Flixbus und der Internetfirmengruppe Nucom auch Parship dazu. Das Dating-Portal soll voraussichtlich 2022 an die Börse gehen.

General Atlantic beschleunigt Expansion

cru Frankfurt

– General Atlantic beschleunigt nicht nur das Wachstum seiner Portfoliounternehmen, sondern hat auch den Wert der Beteiligungen in den vergangenen zwei Jahren kräftig ausgebaut. Seit 2019 hat sich das Volumen des verwalteten Vermögens, das der Finanzinvestor betreut, auf mehr als 50 Mrd. Dollar fast verdoppelt, wovon rund 20 Mrd. Dollar für neue Investments zur Verfügung stehen.

„Ganz überwiegend handelt es sich bei unseren Investments um Minderheitsbeteiligungen an stark wachsenden Jungunternehmen, die von den Gründern geführt werden oder an denen wir als Partner eines Konzerns beteiligt sind. Ein Mehrheitsanteil ist bei solchen Unternehmen nur selten verfügbar“, erklärt Jörn Nikolay, seit 2012 Deutschlandchef von General Atlantic, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Durch die Pandemie ist das internationale Growth-Equity-Haus bisher relativ unbeschadet gekommen. Im Durchschnitt ist der Umsatz der 135 Portfoliounternehmen aus den fünf Sektoren Technologie, Financial Services, Consumer Internet, Life Sciences und Healthcare im Jahr 2020 um 41% gewachsen. Entsprechend hat sich bei meist gleich bleibender Marge der Gewinn erhöht.

Hierzulande 2 Mrd. Euro

Über den Gesamtwert der sechs Beteiligungen in Deutschland macht General Atlantic zwar keine präzisen Angaben. Doch lässt sich indirekt laut Finanzkreisen ein Portfoliowert hierzulande errechnen, der in der Größenordnung von rund 2 Mrd. Euro liegen dürfte. Zu den Beteiligungen zählen die Online-Dating-Plattform Parshipmeet Gruppe, die Internetfirmen-Gruppe Nucom, der Fernbusbetreiber Flixmobility, die Deutsche-Börse-Tochter Qontigo, der Schwarzwälder Energiewirtschafts-Softwareentwickler Power­cloud und der Chemnitzer Unternehmenskommunikations-Softwareanbieter Staffbase.

Am wertvollsten dürfte der 45-Prozent-Anteil an der Hamburger ProSiebenSat.1-Online-Dating-Tochter Parshipmeet Gruppe sein – zugleich ist es die Beteiligung, bei der der Ausstieg am nächsten liegt. „In den letzten Jahren gingen aus unserem Portfolio mindestens ein halbes Dutzend Unternehmen an die Börse. In Schweden läuft gerade der Börsengang unseres Immobilienportals Hemnet, und im Februar haben wir die Schweizer Biotech-Firma Pharvaris aufs Parkett gebracht. Aus dem Bestand in Deutschland ist Parshipmeet ein mögliches IPO, das nach Ankündigung von ProSiebenSat.1 2022 stattfinden könnte“, sagt Nikolay.

Zwei „Einhörner“ dabei

Der genaue Wert von ParshipMeet ist nicht bekannt. Analysten von J.P. Morgan bewerteten die Parshipmeet Gruppe aber im Februar mit bis zu 5 Mrd. Euro. Ebenfalls als „Einhorn“ gilt die Nucom Gruppe, deren Mehrheitseigentümer ebenfalls ProsiebenSat.1 ist. Doch hier ist laut Nikolay zumindest für die nähere Zukunft von einem Börsengang keine Rede. Vielmehr wird im Markt über den Verkauf des Parfüm-Internethändlers Flaconi spekuliert.

Auch Flixmobility (Flixbus), an der General Atlantic knapp 20% hält, galt vor dem Beginn der Pandemie als heißer Börsenkandidat. Doch seit einem Jahr liegt das Geschäft mit den Fernbusreisen wegen der Lockdowns darnieder. Erst wenn es mit der Öffnung wieder anläuft, können die Börsenpläne wieder aktuell werden. Flixbus hatte kurz vor dem Beginn der Pandemie noch eine große Finanzierungsrunde durchgeführt, die auf 500 Mill. Euro geschätzt wurde und unter anderem von Permira angeführt wurde. Mit dem Geld sollte eigentlich die Expansion in Asien und Lateinamerika finanziert werden. Tatsächlich wurde auch der Marktführer in der Türkei übernommen. Doch ein Großteil der übrigen frischen Mittel wurde dann für das Überwintern in der Krise benötigt.

In Deutschland plant Nikolay weitere Zukäufe: „Wir prüfen rund 100 Unternehmen im Jahr.“ Nach der Beobachtung des Branchenveteranen verschiebt sich bei den Wachstumsunternehmen hierzulande das Schwergewicht von den Consumer-Internet-Firmen, die häufig in Berlin angesiedelt sind, hin zu Business-to-Business-Unternehmen, die sich über das ganze Land verteilen.

Für den Ausstieg aus den Portfoliounternehmen hat sich neben den üblichen zwei Optionen – dem Börsengang oder dem Verkauf – ein dritter Weg eröffnet: „Wir können unsere Unternehmen auch per Fusion mit einem Spac (Special Purpose Acquisition Company) an die Börse führen. Das ist aber nur für Unternehmen eine gute Alternative, die global tätig sind“, sagt Nikolay.