Dax-Quartalsbilanzen

Gewinne der Autokonzerne im freien Fall

Rekordgewinne der Finanzkonzerne im Dax stehen im Kontrast zu den Einbrüchen der Auto- und Chemieindustrie. US-Zölle und China belasten Deutschlands Produzenten. Das geht aus der Analyse von EY hervor.

Gewinne der Autokonzerne im freien Fall

Gewinn der Autokonzerne geht in freien Fall über

Absturz um 80 Prozent im dritten Quartal – Finanzinstitute bilden Kontrast im Dax

cru Frankfurt

Die Rekordgewinne der Finanzkonzerne im Dax kontrastieren mit dem Absturz der exportorientierten deutschen Auto- und Chemieindustrie. Die Zölle in den USA und die erstarkende chinesische Konkurrenz setzen den produzierenden Unternehmen immer stärker zu. So sind die Gewinne der Autokonzerne im Dax im dritten Quartal um 81% bzw. 7 Mrd. Euro eingebrochen. Das geht aus der Analyse der Unternehmensberatung EY auf Basis der Quartalsberichte der im Dax enthaltenen Unternehmen hervor.

Bei Mercedes-Benz sackte das Ergebnis um 70% ab. Volkswagen, Porsche AG und Continental häuften sogar Verluste von addiert 3 Mrd. Euro an. Deutliche Umsatzeinbußen erlitten die Autoindustrie und die Chemiekonzerne in Nordamerika und Asien. Das wurde nur teilweise durch wachsende Erlöse im Rüstungssektor bei Airbus, Rheinmetall und MTU Aero Engines in Europa ausgeglichen.

Wirtschaft in Wartestellung

„Die deutsche Wirtschaft bleibt nach drei Jahren mit Null- oder Minus-Wachstum in Wartestellung“, fasst EY-Deutschlandchef Henrik Ahlers zusammen. „Investitionen werden verschoben, von Zuversicht ist wenig zu sehen. Ebenso wenig von den erhofften Reformen der Bundesregierung.“

Angesichts der Überkapazitäten in der Industrie und der hohen Verwaltungsausgaben in den Zentralen beginnt der Beschäftigungsabbau: Insgesamt haben die immer noch reichen Dax-Konzerne, die rund 140 Mrd. Euro an Cash in ihren Bilanzen horten, 17.000 Stellen gestrichen, das sind 0,5% der Arbeitsplätze. Bei Continental wurde die Zahl der Beschäftigten um 3,8% auf 95.000 reduziert, bei Volkswagen um 3% auf 633.000. Am größten war der Abbau bei Bayer mit einem Minus von 6% auf 89.000.

Autoindustrie im Umbruch

Bei den Autokonzernen muss laut EY das Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos gemanagt und gleichzeitig Software-Kompetenz aufgebaut werden. „Der massive Gewinnrückgang der Autoindustrie spiegelt genau diesen Umbruch wider“, sagt Jan Brorhilker, Managing Partner des EY-Geschäftsbereichs Assurance. „Für die gesamte deutsche Industrie ist es essenziell, dass der Umbau der Autoindustrie gelingt, denn viele Branchen sind eng mit dem Automobilsektor verbunden: Wenn die Autoindustrie leidet, leidet der Standort Deutschland. Genau das erleben wir gerade.“

Im Kontrast zum Absturz der Industrie stehen die operativen Rekordgewinne der Finanzkonzerne im Dax mit einem Ebit von 12,4 Mrd. Euro, „was bemerkenswert ist vor dem Hintergrund der schwierigen konjunkturellen Lage, die letztlich alle zu spüren bekommen“, kommentiert EY-Deutschlandchef Henrik Ahlers.

Ausbleibende Schäden treiben Versicherer

Tatsächlich sind die Gründe vielfältig: Die Allianz, die am Freitag ein Ergebnis von 4,4 Mrd. Euro vorlegte, nennt hohe Gewinne im Schaden- und Unfallgeschäft durch einen schadenarmen Verlauf des dritten Quartals. Bei der Munich Re und der Hannover Rück sind es eine geringe Großschadenbelastung in der Rückversicherung und ein starkes Kapitalanlageergebnis dank höherer Zinsen. Die Deutsche Bank meldet ein gut laufendes Investmentbanking, auch das Geschäfts- und Privatkundengeschäft entwickelt sich gut.

Der Umsatzanteil, den die Dax-Konzerne in Europa erzielen, hat sich im zweiten Quartal 2025 um 3 Prozentpunkte auf 49% deutlich erhöht – wegen der US-Zölle und der zunehmenden Konkurrenz in Nordamerika und Asien-Pazifik. Das stärkste Umsatzplus verzeichnete mit 27% der Online-Händler Zalando aufgrund der Übernahme von About You. Dahinter liegen Airbus, Rheinmetall und MTU Aero Engines mit Wachstumsraten von jeweils etwa 13% – alle drei Unternehmen sind zumindest teilweise in der Rüstungsbranche tätig.

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