Globales Pensionsvermögen erstmals höher als Verpflichtungen
Globales Pensionsvermögen erstmals höher als Verpflichtungen
Globales Pensionsvermögen übersteigt erstmals die Verpflichtungen
Frankfurt School: Zu über 100 Prozent finanziert – Grund sind steigende Diskontsätze seit 2021 – Deutsche Unternehmen haben Aktienquoten kaum reduziert
md Frankfurt
Ende 2024 ist das Pensionsvermögen von Unternehmen erstmals größer als die Pensionsverpflichtungen gewesen. Das heißt, der Ausfinanzierungsgrad leistungsorientierter Pensionspläne (Defined Benefits) lag über 100%. Zu diesem Ergebnis kommt der Pension Monitor der Frankfurt School of Finance & Management (FS), der jährlich im Auftrag des Vermögensverwalters Insight Investment erstellt wird. Die Studie berücksichtigt die Bilanzen von Unternehmen mit hohen leistungsorientierten Pensionsverpflichtungen, die in den Leitindizes der USA (S&P 500), von Großbritannien (FTSE 100), Japan (Nikkei 225) und Deutschland (Dax) enthalten sind. Ende 2024 betrug der Gesamtmarktwert dieser Firmen 56 Bill. Euro, was etwa 50% des globalen Aktienmarktes entspricht.
Bei Defined Benefits trägt der Arbeitgeber die Risiken
Defined Benefits (Leistungszusagen) sind eine Form der betrieblichen Altersversorgung, bei der der Arbeitgeber eine feste und im Voraus festgelegte Leistung im Ruhestand zusagt, die sich an der Gehaltshöhe und/oder Dienstzeit des Arbeitnehmers orientiert. Im Gegensatz zu Defined-Contribution-Plänen (Beitragspläne) trägt der Arbeitgeber die damit verbundenen Risiken wie Kapitalmarktschwankungen oder die Lebenserwartung des Arbeitnehmers, da das ausgezahlte Renteneinkommen garantiert ist.
Dass der Vermögenswert erstmals im Durchschnitt die Verbindlichkeiten überstieg – die Autoren sprechen von einem „historischen Meilenstein“ –, ist laut dem Pension Monitor auf steigende Diskontsätze im Zuge des seit 2021 weltweit gestiegenen Zinsniveaus zurückzuführen. Aus deutscher Sicht gibt es allerdings Nachholbedarf: „In Deutschland steht weiterhin die Schließung von Finanzierungslücken im Mittelpunkt der Diskussion“, so Olaf Stotz von der FS. Der Professor für Asset Management und Pension Economics führt aus: „Im Gegensatz zu den USA und Großbritannien, wo gesetzliche Mindestfinanzierungsniveaus vorgeschrieben sind, erlaubt das deutsche System auch ungedeckte Pensionsverpflichtungen. Die deutliche Steigerung der Ausfinanzierungsgrade von unter 70% im Jahr 2020 auf durchschnittlich 83% im Jahr 2024 ist daher bemerkenswert, wenngleich Deutschland damit weiterhin hinter Großbritannien (106%) und den USA (100%) zurückbleibt, die bereits Überschüsse ausweisen." Japan liegt den Angaben zufolge bei 102%.
Wie aus der Präsentation vor Medienvertretern hervorging, sinkt die verbleibende Laufzeit (Duration) der weltweiten Defined-Benefits-Pläne seit zehn Jahren. Das heißt, ein steigender Anteil der Pensionsverpflichtungen wird ausbezahlt. Anders ausgedrückt: Es gibt einen Trend von Defined Benefits zu Defined Contribution. Freilich gibt es in Deutschland durch die Regulierung (Beitragsgarantie) einen „Sonderweg“. Dadurch ist hierzulande die Duration mit rund 25 Jahren länger als in den betrachteten drei anderen Ländern, wo sie zwischen 14 und 19 Jahren liegt.

Foto: Frankfurt School of Finance & Management
Ein weiteres positives Ergebnis der Studie: Das Risikomanagement der Unternehmen bei Defined-Benefits-Plänen wird kontinuierlich besser. Das zeigt sich im Hedge-Beta-Wert; er misst die Veränderung der Pensionsverpflichtungen zu Pensionsvermögen. Ein Wert von 100% wäre ein „perfektes“ Asset-Liability-Management, so Stotz, der jedoch bemerkt, dass Unternehmen in Deutschland und Japan hier noch Verbesserungspotential haben. Die USA kommen für die Jahre 2023/2024 auf ein Hedge Beta von 100%, Großbritannien auf etwa 86%, Deutschland auf 74% und Japan auf knapp 70%.

„Auffällig ist zudem, dass deutsche Unternehmen ihre Aktienquoten bislang kaum reduziert haben – anders als in den USA und Großbritannien, wo die Asset-Allokation zunehmend auf Anleihen und alternative Anlagen umgestellt wurde, um Risiken gezielt zu steuern“, unterstreicht Stotz. „Mit den verbesserten Ausfinanzierungsgraden könnten künftig auch deutsche und japanische Unternehmen ihre Aktienallokationen zugunsten risikoärmerer Anlagen weiter zurückfahren.“
Zinsänderungsrisiken im Griff
„Die Fähigkeit deutscher Unternehmen, Zinsänderungsrisiken durch eine gezielte Abstimmung von Planvermögen und Verbindlichkeiten auszugleichen, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“, kommentiert Alexander Kleinkauf, Co-Head of Distribution Germany & Austria bei Insight Investment. Während in den 2010er-Jahren nur etwa 50% der Verbindlichkeiten gegen Zinsänderungen abgesichert gewesen seien, liege dieser Wert in den 2020er-Jahren bereits bei fast 80%. „Damit ist das Risikoprofil deutscher Pensionspläne heute deutlich robuster gegenüber Zinsbewegungen“, sagt Kleinkauf.

Foto: Insight Investment
„Ergänzend gewinnen Cashflow-orientierte Strategien an Bedeutung“, so Kleinkauf. „Hierbei werden gezielt Vermögenswerte, meist hochwertige Anleihen, ausgewählt, die planbare Zahlungsströme liefern und so die laufenden Verpflichtungen zuverlässig bedienen können.“
