Hella baut 900 Jobs am Firmensitz ab

Autozulieferer stellt sich auf langen Branchenabschwung ein - Wertminderungen bescheren hohen Verlust

Hella baut 900 Jobs am Firmensitz ab

Der Autozulieferer Hella malt ein düsteres Bild für die Zukunft der Branche. Reagiert wird darauf mit Strukturanpassungen im weltweiten Standortnetz. Konkret werden Stellen im Inland abgebaut und teils in Niedriglohnländer verlagert. Am Firmensitz fallen 900 Jobs in Verwaltung und Entwicklung weg. ab Düsseldorf – Angesichts der trüben Aussichten für die weltweite Automobilindustrie schwingt Hella die Kostenkeule. Bis Ende 2023 plant der auf Licht und Elektronik spezialisierte Autozulieferer den Abbau von 900 Arbeitsplätzen am Firmensitz in Lippstadt, wie Hella mit der Veröffentlichung vorläufiger Zahlen mitteilte. Betroffen sind davon in erster Linie die Verwaltung und die Entwicklung. Der Stellenabbau soll “so sozialverträglich wie möglich” gestaltet werden. Mit den Arbeitnehmervertretern werde zeitnah in Gespräche eingetreten.Darüber hinaus will Hella aber auch an den übrigen Standorten – vornehmlich in Deutschland – strukturelle Anpassungen in Betracht ziehen, wie Hella-Chef Rolf Breidenbach in einer Konferenz mit Analysten sagte. Dafür werde es aber keine speziellen Stellenabbauprogramme geben, vielmehr werde die kontinuierliche Kostenoptimierung fortgesetzt. Seit August 2018 habe Hella auf diesem Weg weltweit 5 400 Jobs abgebaut. “Den herausfordernden Marktbedingungen müssen wir mit Weitblick begegnen und dabei insbesondere unsere Kostenstrukturen in den Fokus nehmen”, sagte Breidenbach. Da sich das Marktumfeld deutlich verändert habe, “führt an weiteren strukturellen Anpassungen kein Weg vorbei”.Das Kostensenkungsprogramm soll zu nachhaltigen Einsparungen von 140 Mill. Euro führen. Den dazugehörigen Einmalaufwand taxiert Hella auf 240 Mill. Euro. Zwei Drittel dieses Betrags sollen im laufenden Turnus bilanziell verarbeitet werden. Der größte Teil der Einsparungen sollte im Geschäftsjahr 2022/23 ergebniswirksam werden. Die freiwerdenden Mittel will Hella vornehmlich in die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stecken. Breidenbach betonte, dass Hella proaktiv handele und nicht aus der Position der Schwäche. In diesen Kontext passt, dass die Lippstädter ihre hohe F&E-Quote auch künftig beibehalten wollen. Das heißt, ein Teil der Stellen, die in der Entwicklungsabteilung abgebaut werden, soll in andere Regionen transferiert werden.Die Krise in der Autoindustrie, die durch den Ausbruch der Pandemie noch verschärft wurde, hat im Zahlenwerk von Hella Spuren hinterlassen. So musste der familienkontrollierte Konzern nach vorläufigen Zahlen im Geschäftsjahr 2019/20 Wertminderungen von 533 Mill. Euro vornehmen, die zu einem Verlust vor Zinsen und Steuern von 343 Mill. Euro führten. Die Wertkorrekturen resultieren aus der Einschätzung, dass sich das weltweite Produktionsvolumen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen mittel- bis langfristig “signifikant unter den vor der Coronakrise getroffenen Planungsannahmen” bewegt. Frühestens 2025 wird nach Einschätzung von Breidenbach das Produktionsniveau von 2018 wieder erreicht.Auch im operativen Geschäft spiegeln sich die Auswirkungen der Coronakrise. Nach vorläufigen Zahlen landete der Konzernumsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr (zum 31. Mai) mit 5,8 Mrd. Euro um gut 14 % unter dem Vorjahreswert. Zeitgleich brach das um Sonderlasten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 60 % auf 233 Mill. Euro ein. Die bereinigte Ebit-Marge erreichte damit nur noch schmale 4 %, ein Jahr zuvor waren es noch 8,4 %. Damit hat Hella aber zumindest die im Mai aktualisierte Prognose getroffen. Die seit März kurzfristig eingeleiteten Maßnahmen zur forcierten Kosteneindämmung sowie der Einsatz von Kurzarbeit reichten nur zur teilweisen Kompensation der mit der Pandemie verbundenen Einbußen.Für das neue Geschäftsjahr stellt Hella einen Konzernumsatz zwischen 5,6 und 6,1 Mrd. Euro in Aussicht, die bereinigte Ebit-Marge soll zwischen 4 % und 6 % landen. Der obere Prognoserand sei jedoch nur erreichbar, wenn die – als zu positiv eingeschätzte – Prognose von IHS Markit eintrete. Außer Frage steht für Breidenbach, dass die absehbar deutlich reduzierten Marktvolumina und die laufende Transformation den Kostendruck auf die Branche und die Wettbewerbsintensität erhöhen werden.