Investoren machen mobil gegen Rom

Ausländische Atlantia- und Aspi-Aktionäre wie Allianz wenden sich an Brüssel

Investoren machen mobil gegen Rom

bl Mailand – Ausländische Anteilseigner der Infrastrukturgesellschaft Atlantia bzw. von deren Tochter Autostrade per l’Italia (Aspi) erhöhen den Druck auf die Regierung in Rom. Die deutsche Allianz hat im Rahmen eines Konsortiums, das mit rund 6,9 % an Aspi beteiligt ist, einen Brief an die EU-Kommission geschrieben, in dem auf die Einhaltung der Bestimmungen des Konzessionsvertrages zum Betrieb eines 3 255 Kilometer langen Autobahnnetzes gepocht wird. Allianz hat dafür rund 500 Mill. Euro investiert, die zum Teil abgeschrieben sind. Auch andere ausländische Aktionäre, darunter der Staatsfonds von Singapur, HSBC und Lazard, hatten in Schreiben nach Brüssel sowie an die italienische Regierung in Rom ihre Besorgnis und Verärgerung über die einseitige Änderung bestehender Verträge zum Ausdruck gebracht.Italiens Regierung droht Atlantia bzw. Aspi mit dem Entzug der Konzession. Hintergrund ist der Einsturz der zum Aspi-Autobahnnetz gehörenden Autobahnbrücke von Genua. In der Folge waren weitere schwerwiegende Versäumnisse bei der Wartung der Autobahnen bzw. von Brücken und Tunnels und die Manipulation von Untersuchungsberichten bekannt geworden. Die Regierung hatte kurz vor Jahresende ein Dekret verabschiedet, das einen Konzessionsentzug erleichtert und entsprechende Schadenersatzzahlungen für diesen Fall von 23 auf maximal 7 Mrd. Euro reduziert. Das Dekret muss bis Ende Februar vom Parlament verabschiedet werden. Die Annahme gilt als ungewiss. Premierminister Giuseppe Conte will nach den Regionalwahlen in der Emilia-Romagna am 26. Januar eine Entscheidung bekannt geben.Die italienische Verkehrsministerin Paola De Micheli bestreitet ein gesetzeswidriges Vorgehen. Es gebe keine Enteignungen, sondern lediglich die Beseitigung von Ungleichgewichten und Privilegien zugunsten einiger Konzessionäre. Atlantia, deren Aktienkurs unter Druck steht und auch am Freitag um 0,92 % auf 20,53 Euro nachgab, räumt Fehler ein. Das Unternehmen gab bekannt, dass die Investitionen in das Autobahnnetz zwischen 2020 und 2023 gegenüber dem vorhergehenden Vierjahreszeitraum auf 7,5 Mrd. Euro mehr als verdreifacht werden sollen. – Wertberichtigt Seite 8