Lanxess schaltet wieder auf Angriff

2016 stabiles Ergebnis erwartet - Dividendenerhöhung - Kautschuk-Joint-Venture startet im April

Lanxess schaltet wieder auf Angriff

Nach zwei Jahren des Konzernumbaus sieht sich Lanxess wieder in der Lage, in den Angriffsmodus zu schalten. Die Joint-Venture-Vereinbarung mit Saudi Aramco eröffnet auch finanziellen Handlungsspielraum.an Köln – Der Chemiekonzern Lanxess, der sich in der Vergangenheit mit Investitionen verhoben hatte, kommt wieder in die Spur. “Wir haben alle Voraussetzungen geschaffen, um den Konzern wieder zu gestalten”, sagte Vorstandschef Matthias Zachert bei der Bilanzvorlage. Im abgelaufenen Turnus konnten die Kölner das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um fast 9,5 % auf 885 Mill. Euro ausbauen. Da der Umsatz preisbedingt leicht nachgab, stieg die Ebitda-Marge auf 11,2 %. Nicht zuletzt dank Wertaufholungen und Gewinnen aus dem Abgang von Vermögenswerten vervielfachte sich das Konzernergebnis auf 165 (i.V. 47) Mill. Euro. Börse wenig begeistertDie Aktionäre sollen daran mit einer auf 0,60 (i.V. 0,40) Euro erhöhten Dividende beteiligt werden. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von einem Drittel und einer Ausschüttungssumme von 55 Mill. Euro. Im Vorjahr hatte Lanxess dagegen nahezu den gesamten Überschuss ausgekehrt. Gleichwohl ließen sich die Investoren davon nicht zum Kauf animieren. Die Aktie gab in einem schwächeren Gesamtmarkt um 2,6 % auf 40,92 Euro nach.Ein Grund könnte sein, dass Lanxess nach dem satten Ergebnissprung im Vorjahr nur mit verhaltenem Optimismus in das neue Geschäftsjahr startet. Das bereinigte Ebitda werde in einer Größenordnung von 880 bis 930 Mill. Euro erwartet, erläuterte Zachert. Allein im ersten Quartal soll ein operatives Ergebnis von 240 bis 260 Mill. Euro erwirtschaftet werden. Im Auftaktquartal 2015 hatte Lanxess operativ 229 Mill. Euro verdient. Grund für die nur verhaltene Jahresprognose sei das unverändert von Überkapazitäten gekennzeichnete Kautschukgeschäft, dessen weitere Entwicklung schwer abzuschätzen sei. Zumal zur Jahresmitte ein von Exxon und Sabic getragener Kautschukproduzent neue Kapazitäten an den Markt bringt. In den übrigen Tätigkeitsfeldern rechnet Lanxess 2016 zumindest mit stabilen Ergebnissen.Strategisches Highlight des abgelaufenen Turnus war die Joint-Venture-Vereinbarung mit Saudi Aramco. Lanxess bringt das Kautschukgeschäft in das Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo ein und erhält im Gegenzug 1,2 Mrd. Euro in bar. Lanxess und der weltgrößte Erdölproduzent sind jeweils mit 50 % an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt, das am 1. April seine Arbeit aufnehmen wird. Die operative Führung liegt in den ersten drei Jahren bei Lanxess, die das Unternehmen für diesen Zeitraum konsolidiert. Auf fünf Jahre gebundenDas ist genau der Zeitraum, in dem das Marktumfeld nach Einschätzung von Vorstandschef Zachert noch von Überkapazitäten und damit Preisdruck geprägt sein wird und in dem Lanxess noch an alte Lieferverträge gebunden ist. Von 2019 an sollten sich Angebot und Nachfrage wieder die Waage halten, prognostizierte Zachert. Bis dahin sei jedoch nicht auszuschließen, dass Lanxess weitere Kautschukkapazitäten aus dem Markt nehme.Beide Unternehmen haben sich nach den Angaben für die Dauer von fünf Jahren aneinander gebunden. Was danach komme, werde später entschieden, gab sich der Lanxess-Chef zugeknöpft. Die beiden Business Units, Tire & Specialty Rubbers und High Performance Elastomers, die Lanxess in das Joint Venture einbringt, standen zuletzt für einen Umsatz von etwa 3 Mrd. Euro.Das Gemeinschaftsunternehmen hilft Lanxess jedoch nicht nur, das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen, sondern sorgt auch wieder für finanziellen Handlungsspielraum. Diesen wolle Lanxess auch für Akquisitionen nutzen, kündigte Zachert an. Konkrete Ziele hat der einstige Finanzchef des Konzerns dabei jedoch noch nicht vor Augen. “Wir haben die Kraft für Akquisitionen, aber auch die Zeit für ein fokussiertes Vorgehen”, sagte er. Lanxess werde sich aber eher auf mittelgroße Märkte mit einem Umsatzvolumen von 2 bis 3 Mrd. Euro konzentrieren. VerschuldungskapazitätOhne das Investment-Grade-Rating zu gefährden, habe Lanxess derzeit eine zusätzliche Verschuldungskapazität von etwa 1 Mrd. Euro, umriss Zachert die Größe der Kriegskasse. Dieser Betrag ließe sich im Bedarfsfall auch steigern.Das Geld der Araber hat Lanxess bereits verplant. 400 Mill. Euro sollen in den weiteren Rückbau der Verschuldung fließen, allen voran zur Tilgung einer im September fälligen Anleihe von 200 Mill. Euro. Zudem werde über eine teilweise Ausfinanzierung der Pensionsverbindlichkeiten nachgedacht, sagte Zachert. Zum Bilanzstichtag beliefen sich die Pensionsverbindlichkeiten auf 1,2 Mrd. Euro. Weitere 200 Mill. Euro sind für einen Aktienrückkauf reserviert. Mit dem Kauf werde Lanxess nach der Hauptversammlung beginnen und die erworbenen Titel im Anschluss vernichten, sagte Zachert. Lanxess hatte das Kapital 2014 zur Abwehr einer Ratingverschlechterung erhöht. Die restlichen 400 Mill. Euro sollen über die nächsten Jahre in organisches Wachstum gesteckt werden.