Konsumenten reagieren auf gestiegene Preise

Lebensmittel-Discounter werden für Jung und Alt attraktiver

Ältere, aber auch junge Verbraucher reagieren auf die starken Preiserhöhungen im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel: Sie wandern zu Discountern wie Aldi und Lidl ab. Für den Online-Vertrieb verheißt das nichts Gutes. Die Zustellkosten sind eine entscheidende Hürde für dessen Wachstum.

Lebensmittel-Discounter werden für Jung und Alt attraktiver

Konsumenten erwärmen sich für Discounter

Jung und Alt reagieren auf Preisschub von Lebensmitteln – Brenzlige Lage für Online-Aufträge

md Frankfurt

Die Preise für Nahrungsmittel sind im August mit 2,5% abermals stärker gestiegen als die Gesamtteuerung (+2,2%). Im Juli, als die Inflationsrate bei 2,0% lag, waren Lebensmittel um 2,2% teurer geworden. Anders als beim Kauf von Möbeln oder Unterhaltungselektronik nehmen Verbraucher Preiserhöhungen von Fast Moving Consumer Goods (FMCG), also Waren, die häufig und in größeren Mengen zu relativ niedrigen Preisen gekauft werden, sofort und deutlich wahr. Wenn sich also nach Angaben des Statistischen Bundesamtes alkoholfreie Getränke (+8,7%), Obst (+7,1%) sowie Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+6,9%) von August 2024 bis August 2025 stark verteuert haben, und auch die Preise für Molkereiprodukte und Eier (+3,2%) sowie Fleisch und Fleischwaren (+2,9%) kräftig gestiegen sind, bleibt das nicht ohne Folgen.

Preisbewusstes Einkaufen ist zentrales Verbraucherthema

Preisbewusstes Einkaufen ist 2025 ohnehin das zentrale Thema für Verbraucher in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region), wie aus einer Studie des Marktforschers Yougov von Anfang dieses Monats hervorgeht. Demnach haben 57% der Befragten ihre Einkaufsgewohnheiten wegen der hohen Preise verändert. Von diesen wiederum geht etwa die Hälfte nach eigenen Angaben inzwischen häufiger zum Discounter – z.B. Aldi, Lidl, Penny (Rewe Group) und Netto (Edeka-Gruppe) – statt in einen klassischen Supermarkt. Interessanterweise achten nicht nur ältere Konsumenten (55 Jahre oder älter) auf den Preis, sondern auch junge (unter 35 Jahren), denen oft wenig Preissensibilität nachgesagt wird.

Gemäß Yougov planen 29% der befragten Konsumenten aus der Gen Z (Personen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden) künftig mehr bei Hard-Discountern einzukaufen, nur 10% wollen dies reduzieren. Das ergibt eine Differenz von 19 Prozentpunkten. Auch bei älteren Verbrauchern – etwa die Generationen Silent (Jahrgänge 1925 bis 1945) und Babyboomer (Jahrgänge 1945 bis 1965) – ist der Hard-Discounter der beliebteste Kanal für eine Ausweitung der Einkäufe mit einer Nettodifferenz von 9 Punkten.

Comeback der Supermärkte eher bei jungen Kunden möglich

Unterschiede zwischen den Altersclustern gibt es laut Yougov in der Kanaltreue: Während ältere Konsumenten zurückhaltend in der Frage sind, ob sie zu Supermärkten zurückkehren würden, zeigen sich jüngere Verbraucher offener gegenüber einem Comeback dieser Formate – vorausgesetzt, Service und Produktauswahl verbesserten sich spürbar.

Große Unterschiede zwischen Jung und Alt gibt es bei den Erwartungen an das Einkaufserlebnis. Während für jüngere Konsumenten effiziente Abläufe wie ein schnellerer Kassiervorgang an erster Stelle stehen (27%), wünschen sich ältere Kunden einen vertrauten Ladenaufbau (26%) und weniger unübersichtliche Gänge (25%). Freundliches Personal bleibt generationenübergreifend wichtig für ein positives Einkaufserlebnis.

Geringer Anteil der Bestellungen übers Internet

Ein Nischendasein fristet derweil in Deutschland der Online-Handel mit Lebensmitteln. Zwar nahm er laut Destatis durch die Corona-Pandemie von 1,6 Mrd. Euro (2019) in nur zwei Jahren auf 3,9 Mrd. Euro (2021) zu, verharrt jedoch seither nahezu unverändert auf diesem Niveau. Die Angaben über den Anteil am Gesamtumsatz im deutschen Lebensmitteleinzelhandel variieren, da es unterschiedliche Abgrenzungen gibt; er dürfte zwischen 2% und 4% liegen.

Begründen lässt sich diese Zurückhaltung vor allem mit tief sitzenden Gewohnheiten der Verbraucher, Dinge des täglichen Bedarfs – wie Lebensmittel – ohne große Planung zu kaufen, aber auch an der fehlenden Möglichkeit, die Frische der Produkte vor dem Kauf überprüfen zu können. In einer Studie weist KPMG noch auf weitere Nachteile für die Verbraucher bei Online-Bestellungen von Lebensmitteln hin: fehlende Produktauswahl und Zusatzkosten. Angesichts der bei Konsumenten wieder ins Zentrum gerückten Preissensibilität sind insbesondere die Lieferkosten eine hohe Hürde beim Ausbau des Online-Handels in diesem Einzelhandelssegment.

Städter bestellen deutlich öfter online

Laut KPMG ist die Nutzung des Online-Lebensmittelhandels stark vom Alter abhängig. Fast ein Viertel der Konsumenten zwischen 18 und 33 Jahren nutzten Online-Lieferdienste, heißt es. Bei den 50- bis 65-Jährigen halbiere sich dieser Wert auf 12%. Ein noch stärkeres Gefälle gebe es zwischen Stadt und Land: In der Stadt würden Online-Lieferdienste im Schnitt 3,5-mal häufiger genutzt.