Wohnimmobilien

LEG wappnet sich für rauere Zeiten

Weniger Investitionen, Ausstieg aus dem Neubau, Verkäufe statt Akquisitionen und eine neue Kennzahl für die Guidance – so bereitet sich der Wohnimmobilienkonzern LEG auf einen Marktabschwung vor.

LEG wappnet sich für rauere Zeiten

hek Frankfurt

Der Wohnungskonzern LEG Immobilien reagiert mit scharfen Investitionskürzungen auf die stark gestiegenen Finanzierungskosten. Außerdem will das Unternehmen die internen Kosten um mehr als 10 Mill. Euro drücken. Das teilen die Düsseldorfer bei der Vorlagen des Neunmonatsberichts mit.

In den Bestand will der Vermieter im kommenden Jahr nur noch 35 Euro je Quadratmeter stecken. Gemessen an der Ursprungsplanung für 2022 von 46 bis 48 Euro sei das eine Kürzung um preisbereinigt mehr als 40 %. Dabei kalkuliert das Management mit einer Baukostensteigerung von 15 %.

Auch beim Neubau tritt der Konzern auf die Bremse. Begonnene Vorhaben werden fertiggestellt, doch dann will LEG die Projektentwicklung einstellen, die ohnehin nicht als Kerngeschäft gilt. „Die Entwicklung von Neubauprojekten ist kapitalintensiv und vor dem Hintergrund steigender Baukosten und -zinsen, unsicherer Förderbedingungen und steigender Umweltauflagen vor allem im Segment bezahlbarer Wohnraum nicht mehr darstellbar“, begründet das Management den Schritt. LEG richtet sich vorzugsweise an Mieter mit kleinen und mittleren Einkommen. Diese könnten sich Neubaumieten „schlicht nicht mehr leisten“.

Im August hatte Firmenchef Lars von Lackum bereits angekündigt, von der Käufer- auf die Verkäuferseite zu wechseln: „Wir rollen das Akquisitionsfähnchen ein.“ Stattdessen läuft die Vermarktung von 5000 Wohnungen, was 3 % des Bestands entspricht. Bisher wurden allerdings erst 470 Einheiten veräußert. Größere Pakete sind derzeit schwer unterzubringen. Gefragt sind kleine Losgrößen, was den Verkaufsprozess aufwendig macht.

Die Investitionskürzungen folgen dem Branchentrend. Auch Marktführer Vonovia streicht die Investitionen in Neubau und Modernisierung zu­sammen (vgl. BZ vom 5. November). Zudem haben die Bochumer 65 000 Wohnungen im Verkehrswert von 13 Mrd. Euro zum Verkauf gestellt.

Die Klimaziele will LEG nach eigenen Angaben trotz rückläufiger Modernisierung einhalten. Von Lackum erinnert daran, dass LEG die Investitionen je Quadratmeter in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet habe. 2023 würden sie nominal auf das Niveau von 2019 gesenkt. Im laufenden Jahr investiert LEG voraussichtlich noch 42 Euro je Quadratmeter in den Bestand.

Der Gewinnausblick für 2022 fällt nun ein wenig skeptischer aus. LEG senkt nämlich den oberen Rand der Prognosespanne von 490 Mill. auf 485 Mill. Euro Funds from Operations aus der Vermietung (FFO). Die Unterkante bleibt bei 475 Mill. Euro. Der für 2023 erwartete FFO liegt laut den Angaben mit 425 Mill. bis 440 Mill. Euro unter der Marktschätzung. Allerdings stellt LEG um: Nicht mehr der durch Aktivierung von Investitionen beeinflusste FFO soll maßgeblich sein, sondern ein adjustierter FFO, der den freien Cashflow besser abbildet (vgl. BZ vom 10. November).

Investoren reagierten auf die Nachricht enttäuscht: Die im MDax vertretene Aktie sackte am Donnerstag im Handelsverlauf um 8 % ab. Mit Blick auf die Portfoliobewertung stellt sich LEG auf 3 bis 5 % Wertrückgang zum Jahresende ein. In den ersten neun Monaten legte der FFO um 12 % auf 374 Mill. Euro zu. Für 2023 kalkuliert LEG mit 3,3 bis 3,7 % Mietwachstum like-for-like.

LEG Immobilien
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Nettokaltmiete597510
Ebitda (bereinigt)459401
Funds from Operations374334
 je Aktie (Euro)5,114,62
Periodenergebnis11881141
Immobilienbestand20 83019 0681
Verschuldungsgrad (%)42,342,11
NTA2 je Aktie (Euro)163,21146,101
1) Ende 2021; 2) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung
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