Automobilzulieferer

Leoni kämpft mit Lieferstopps der Kunden

Der Vorstand berichtet von Stop-and-go in der Produktion wegen des Halbleitermangels. Trotz des verbesserten Ergebnisses bleibt die Bilanz des Unternehmens strapaziert, wie die Finanzchefin sagt.

Leoni kämpft mit Lieferstopps der Kunden

jh München

Der Halbleitermangel in der Autoindustrie hat auch für den Zulieferer Leoni erhebliche Folgen. Im zweiten Quartal sei dem Unternehmen wegen nicht gebauter Autos ein Umsatz in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe entgangen, berichtete der Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper in einer Telefonkonferenz. „Wir haben Stop-and-go in der Produktion.“ Für den Just-in-time-Lieferanten herrsche Stillstand, wenn Kunden nicht bestellten. Momentan habe Leoni mehr mit Lieferstopps zu kämpfen als vorher – trotz der Ferienzeit, fügte Kamper hinzu.

Er rechnet damit, dass die Engpässe in diesem Halbjahr eine große Herausforderung bleiben. Auf der anderen Seite stimmten die Fortschritte des Sanierungsprogramms, „das ordentliche erste Halbjahr und das starke zweite Quartal“ zuversichtlich, sagte Kamper. Gleichwohl macht er aus den Schwächen von Leoni keinen Hehl: „Profitabilität und Bilanzstruktur sind nach wie vor nicht zufriedenstellend.“ Seit Mitte des vergangenen Jahres ist die Eigenkapitalquote auf rund 8% weiter gesunken (siehe Tabelle), seit Ende des Jahres aber stabil geblieben, wie Ingrid Jägering berichtete, die im Vorstand für Finanzen zuständig ist. Der Verschuldungsgrad verbesserte sich dank des gestiegenen Ergebnisses innerhalb eines Jahres erheblich: Das Verhältnis der Nettoverschuldung zum operativen Ergebnis (Ebitda) sank von 22,3 auf 4,3. „Insgesamt bleibt unsere Bilanz aber strapaziert“, fügte Jägering hinzu.

Mit den vor zwei Wochen veröffentlichten vorläufigen Quartalszahlen hatte Leoni die Prognose für Umsatz und Ergebnis erhöht (vgl. BZ vom 31. Juli). Erwartet werden nun für 2021 ein Erlös von mindestens 5 (i.V. 4,1) Mrd. Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern von mindestens 100 (–59) Mill. Euro. Für den freien Cash-flow rechnet der Vorstand unverändert mit einer deutlichen Verschlechterung im Vergleich mit –69 Mill. Euro im vergangenen Jahr. Jägering begründete dies mit „großen Aufholeffekten auf der Capex-Seite“: 2020 habe das Unternehmen nicht so viel investiert. Das werde jetzt nachgeholt. Zudem belasteten die hohen Kupferpreise und die Lieferkettenprobleme. „Damit werden wir noch länger zu kämpfen haben“, sagte sie.

Leoni
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Umsatz26491 802
Ebit 76− 186
 in % vom Umsatz2,9− 10,3
Nettoergebnis19− 190
Freier Cash-flow− 110− 244
Nettofinanzschulden15611554
Eigenkapitalquote (%)7,911,7
Mitarbeiter (Anzahl)10173490 932
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