Autozulieferer

Leoni steuert für Rettung auf Kapitalschnitt zu

Das Nürnberger Unternehmen verhandelt mit Banken und Schuldscheingläubigern über ein Refinanzierungskonzept. Diese verlangen einen Beitrag der Aktionäre.

Leoni steuert für Rettung auf Kapitalschnitt zu

jh München

Der Automobilzulieferer Leoni, der um eine Refinanzierung kämpft, bereitet seine Aktionäre auf einen erheblichen Beitrag zur Sanierung vor. Das Nürnberger Unternehmen ringt mit seinen Konsortialbanken und Schuldscheingläubigern um eine Lösung, nachdem im Dezember der vertraglich vereinbarte Verkauf eines Teils des Kabelgeschäfts doch noch geplatzt war. „Die laufenden Verhandlungen lassen erwarten, dass es ohne einen Kapitalschnitt der Aktionäre keine Lösung geben wird“, teilte Leoni am Freitagnachmittag mit. Der Aktienkurs, der bis dahin leicht im Plus lag, stürzte daraufhin in der Spitze um fast 48 % ab. Zum Xetra-Schluss bleibt mit 3,39 Euro ein Tagesverlust von 43,8 %. Die Marktkapitalisierung schrumpfte auf rund 111 Mill. Euro.

Alle Schuldscheingläubiger müssten weitgehende Zugeständnisse machen, „um die langfristige Fortführung der Leoni AG zu ermöglichen“, heißt es in der Mitteilung. Dafür müssten „Finanzverbindlichkeiten zur Entschuldung der Leoni-Gruppe in Eigenkapital (Debt-to-Equity-Swap) oder in andere Instrumente – etwa in nachrangige Besserungsscheine – gewandelt werden“.

Die Konsortialbanken und die Gläubiger verlangen, wie in solchen Fällen üblich, auch von den Aktionären einen Beitrag. Leoni kündigt an, Voraussetzung der Refinanzierungslösung werde eine Kapitalherabsetzung mit anschließender Kapitalerhöhung sein. Die Ausgestaltung sei noch offen. Die Anteile der Aktionäre würden „weitestgehend verwässert“. In welchem Ausmaß, ist noch ein Thema der Verhandlungen. Diese führen auf der Seite von Leoni an erster Stelle Finanzvorstand Harald Nippel und der vor kurzem zum zweiten Mal ins Unternehmen geholte Sanierungsexperte Hans-Joachim Ziems.

Großaktionär zieht mit

Der Großaktionär, die österreichische Beteiligungsgruppe Pierer Industrie, hat nach Angaben von Leoni „erklärt, unter bestimmten Bedingungen einen deutlichen Sanierungsbeitrag im Rahmen der Eigenkapitalzuführung leisten zu wollen“. Pierer besitzt laut den jüngsten Mitteilungen etwas mehr als 20% der Stimmrechte.

Das deutet darauf hin, dass der größte Aktionär nach wie vor Chancen für Leoni erkennt. Der Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper sagte am Donnerstagabend im Club Wirtschaftspresse München: „Sowohl die Banken als auch die Hersteller glauben, dass Leoni gebraucht wird.“ Für die Autoproduzenten fertigt das Unternehmen vor allem Bordnetze. „Unsere Kunden wollen mehr mit uns machen“, berichtete Kamper.

In diesen Tagen gab der Niederländer bekannt, dass er Leoni Ende März verlässt. Er wird Vorstandsvorsitzender von AMS Osram. Kamper hatte vor seinem Wechsel zu Leoni mehrere Jahre das Optohalbleiter-Geschäft von Osram geleitet. Jetzt sagte er, eine grundsätzliche Einigung auf eine Refinanzierungslösung für Leoni erwarte er vor seinem Abschied Ende März.