Luftfahrt

Lufthansa wirbt für Kapital­erhöhung

Um mittelfristig wieder an die Ertragskraft aus dem Rekordjahr 2017 anzuknüpfen, setzt die Lufthansa auf ein umfangreiches Sparprogramm von 3,5 Mrd. Euro, das bis 2024 umgesetzt werden soll. Rund die Hälfte der Einsparungen soll durch Personalabbau erzielt werden. Unterdessen ziehen die Buchungen an.

Lufthansa wirbt für Kapital­erhöhung

hei Frankfurt

Die Deutsche Lufthansa wirbt für ihre geplante Kapitalerhöhung mit einem umfangreichen Sparprogramm, das dafür sorgen soll, dass bis 2024 eine operative Marge (Adjusted Ebit) von mindestens 8% erreicht wird. Zugleich soll die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Adjusted Roce ohne Cash) 10% betragen. Eine vergleichbare Ertragskraft hatte die Lufthansa zuletzt im Rekordjahr 2017 gezeigt, als eine Adjusted-Ebit-Marge von 8,4% und eine bereinigte Kapitalrendite von 11,6% gezeigt wurde. 2019 waren die Werte auf 5,6 und 6,6% ab­gesackt, bevor die Coronakrise die Lufthansa 2020 tief in die roten Zahlen riss.

Konzernchef Carsten Spohr hatte in früheren Jahren indes stets betont, dass eine operative Rendite von 8% nötig sei, um die langfristig notwendigen Investitionen zu finanzieren. Letztere sollen indes in der „Erholungsphase“ des Luftverkehrs zu­nächst noch gebremst und auf die Höhe der Abschreibungen begrenzt werden. Dabei sind für die Jahre 2023 und 2024 jährliche Investitionsausgaben in Höhe von 2,5 Mrd. Euro vorgesehen. Das sind rund 1,1 Mrd. Euro weniger als 2019, was die Generierung eines starken Free Cash-flows in der Zukunft unterstützen werde, heißt es in einer Mitteilung der Fluggesellschaft.

Aktie unter Druck

Während die neuen Ertragsziele von Analysten durchweg positiv aufgenommen wurden, ging die Lufthansa-Aktie an der Börse um fast 4% in die Knie. Die Lufthansa macht Ernst mit der seit längerem ange­kündigten Kapitalerhöhung, die dem Vernehmen nach rund 3 Mrd. Euro ausmachen soll. Das entspräche in etwa der Hälfte der gegenwärtigen Marktkapitalisierung. Auf der Hauptversammlung Anfang Mai hatten die Aktionäre dem Unternehmen grünes Licht für eine Kapitalerhöhung von bis zu 5,5 Mrd. Euro gegeben. Inzwischen hat die Lufthansa vier Banken mit der Vorbereitung der Maßnahme beauftragt. Finanzvorstand Remco Steenbergen hatte zuvor gesagt, dass der Konzern die von den Aktionären genehmigte Summe nicht ausnutzen werde. Jüngsten Angaben des Konzerns zufolge erwägt der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF), sich ohne den Einsatz zusätzlicher Mittel auf dem Wege einer sogenannten Opération Blanche an einer möglichen Kapitalerhöhung zu beteiligen. Dabei verkauft ein An­teilseigner einen Teil seiner Bezugsrechte und nutzt die Einnahmen, um die verbliebenen Rechte auszuüben. Wichtigster Stützpfeiler für eine steigende Ertragskraft ist ein umfangreiches Sparprogramm von 3,5 Mrd. Euro, gemessen am Kostenniveau von 2019. Es soll bis 2024 umgesetzt werden, die Hälfte allerdings schon Ende des laufenden Jahres. Bei den Personalkosten sollen ab 2023 rund 1,8 Mrd. Euro eingespart werden. Die Hälfte dieser Summe ist bereits durch den Abbau von fast 26000 Stellen seit Beginn der Krise erreicht.

Stückkosten sinken

In Deutschland plant der Konzern, die Personalkosten durch eine Kombination aus angepassten Tarifverträgen, freiwilligen Abgängen und betriebsbedingten Kündigungen zu senken, was in Summe einer Reduzierung der Mitarbeiterzahl um bis zu 10000 Stellen entspreche, heißt es weiter. Infolge der Sparmaßnahmen geht die Lufthansa davon aus, dass die Stückkosten (ohne Treibstoff) der Fluggesellschaften des Konzerns bis 2024 im Vergleich zu 2019 um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentwert sinken werden.

Zu den Maßnahmen für die operative Verschlankung gehören die Schließung von Sunexpress Deutschland, die Einstellung des Passagierflugbetriebs bei Germanwings sowie die Schließung zahlreicher Basen und Standorte. Weitere Effizienzgewinne sollen durch die Modernisierung der Flotte erzielt werden. Neben den genannten Einsparungen setzt Europas größte Fluggesellschaft auch auf eine schrittweise Erholung der Nachfrage. Impffortschritte und die Lockerung der Reisebeschränkungen haben den Angaben zufolge dazu geführt, dass die Buchungen deutlich angeschwollen sind. Gegenüber März und April seien im Mai und Anfang Juni mehr als doppelt so hohe Buchungszahlen registriert worden. Daher rechnet die Lufthansa im zweiten Quartal mit einem positiven Cash-flow. Die Passagierzahl sollte von Juni bis August von etwa 30% auf bis zu 55% des Vorkrisenniveaus steigen. Im Gesamtjahr rechnet der Vorstand dennoch erst mit einem Kapazitätsniveau von rund 40% des Vorkrisenjahres 2019.