Griff nach Northvolt

Lyten will mit Lithium-Schwefel-Batterien schneller wachsen

Lyten-Chef Dan Cook will mit Lithium-Schwefel-Batterien schneller wachsen und greift mit seinem US-Startup nach Northvolt. Europäische Autohersteller könnten sich einen frühen Technologiezugang sichern.

Lyten will mit Lithium-Schwefel-Batterien schneller wachsen

Lyten will mit Lithium-Schwefel-Batterien schneller wachsen

Griff nach Northvolt – Analyst: Investition in US-Startup könnte Autoherstellern aus Europa frühen Technologiezugang sichern

ste/kro Hamburg/Frankfurt

Der kalifornische Batteriespezialist Lyten will sein Wachstum mit der Übernahme des insolventen schwedischen Batterieherstellers Northvolt forcieren. Branchenbeobachter halten die geplante Akquisition aus Sicht der US-Firma für plausibel. Lyten setze als Anbieter von Lithium-Schwefel- anstatt Lithium-Ionen-Batterien offenbar auf eine andere Batterietechnologie, die weniger abhängig von China ist, sagte Warburg-Research-Analyst Fabio Hölscher der Börsen-Zeitung. „Sollte die Technologie wettbewerbsfähig werden, bietet das eine Chance.“ Zudem erwerbe Lyten die Northvolt-Infrastruktur jetzt mit einem „erheblichen Discount“ und müsse den Hochlauf der Geschäfts nicht im gleichen Umfang finanzieren.

Dan Cook, CEO und Mitgründer des 2015 gestarteten US-Unternehmens, erklärte am Freitag im schwedischen Skellefteå, das Stammwerk Northvolt Ett und der Forschungsstandort Northvolt Labs böten fortschrittlichste Batterieentwicklungen und Produktionsanlagen in Europa. „Anlagen wie diese müssen fortbestehen.“ Batterien seien wesentlich für Energieunabhängigkeit, nationale Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. „Batterietechnologie ist einfach zu wichtig, um sie ausschließlich anderen zu überlassen“, so der Lyten-Chef mit Blick auf die Dominanz asiatischer Anbieter. Ziel der Akquisition sei, das Geschäft mit Lithium-Schwefel-Batterien und Energiespeichersystemen in Europa und Nordamerika auszuweiten.

Fabrik in Heide wesentlich

„Die Nachfrage nach diesen Produkten wird stark zunehmen“, so der frühere Automobil-Ingenieur. Die Übernahme des Zusatzwerks Northvolt Ett Expansion in Skellefteå sowie des Fabrikprojekts in Heide, Schleswig-Holstein, seien „wesentlich für unseren Geschäftsplan".

Zur Finanzierung der Expansion meinte der Lyten-Chef, es habe in den ersten zehn Jahren seit Gründung des Unternehmens ein „unglaubliches Momentum“ bei der Kapitalaufnahme gegeben. Die Investorenbasis, zu der neben den US-Unternehmen Fedex, Honeywell und Walbridge, dem US-Finanzinvestor Prime Movers Lab sowie dem Opel-Mutterkonzern Stellantis einige Milliardäre gehörten, werde in verschiedenen Regionen weltweit weiter ausgedehnt. Erst Ende Juli hatten Altinvestoren 200 Mill. Dollar Eigenkapital in das Unternehmen gesteckt. Insgesamt hat Lyten nach eigenen Angaben mehr als 625 Mill. Dollar an Wagniskapitalinvestitionen erhalten. Zudem sicherte sich das Unternehmen Ende vergangenen Jahres Kreditzusagen von der Export-Import-Bank der Vereinigten Staaten in Höhe von 650 Mill. Dollar.

Abhängigkeiten bleiben

Ein Engagement anderer europäischer Autohersteller an Lyten, wie einst Volkswagen bei Northvolt, könne strategisch sinnvoll sein, um sich Technologiezugang und Mitsprache zu sichern, so Warburg-Research-Analyst Hölscher. „Es sollte die Chance erhöhen, dass mehr Produktion in Europa stattfindet und Abhängigkeiten reduziert werden.“ Dass sich mit Lyten an der Abhängigkeit deutscher und europäischer Autohersteller von den großen Batterieproduzenten in Asien, vor allem in China, kurz- oder mittelfristig etwas ändern wird, erwartet Hölscher nicht.