Logistikkonzern

Mauer Welthandel macht DHL zu schaffen

Dem Logistikkonzern DHL (ehemals Deutsche Post) macht der lahmende Welthandel zu schaffen. Trotz positiver Quartalszahlen gibt die Aktie kräftig nach.

Mauer Welthandel macht DHL zu schaffen

Mauer Welthandel belastet Logistikriesen DHL

Zahlen etwas besser als erwartet – Kurs gibt kräftig nach

md Frankfurt

Der lahmende Welthandel belastet den Logistikriesen DHL. Trotz der „anhaltend wenig dynamischen Weltkonjunktur“, so der Wortlaut in der Mitteilung, erzielte der Konzern im zweiten Quartal dieses Jahres mit 20,64 Mrd. Euro ein leichtes Wachstum von 2,7% im Vergleich zur Vorjahreszeit. Der operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) lag mit 1,35 Mrd. Euro um ein Fünftel unter dem Vergleichswert von 2023. Mit ihren Quartalszahlen lagen die Bonner leicht über den Markterwartungen: Analysten hatten nach von DHL vorgelegten Schätzungen im Schnitt einen Umsatz von 20,3 Mrd. Euro und ein Ebit von 1,3 Mrd. Euro vorausgesagt. Dennoch gab die Aktie um 6,3% nach.

Eine breite Belebung des Welthandels beobachten wir nicht.

Melanie Kreis, CFO DHL Group

Wie so häufig führt die Gruppe Zahlen von 2019 als Benchmark an: „Der Vergleich mit dem Ebit des Vor-Pandemie-Jahres“ – als zwischen April und Ende Juni 769 Mill. Euro Ebit erwirtschaftet wurden – „zeigt die strukturell verbesserte Leistungsfähigkeit der DHL Group“.

Express-Netzwerk „nicht optimal“ ausgelastet

„Die Luft- und Seefrachtvolumen haben im zweiten Quartal von einem niedrigen Ausgangsniveau kommend weiter zugenommen. Eine breite Belebung des Welthandels beobachten wir jedoch nicht“, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. „Auch bei den Express-B2B-Volumen sehen wir eine leichte Verbesserung, aber noch keine maßgebliche Beschleunigung.“ Entsprechend sei die Auslastung des DHL-Express-Netzwerkes „nicht optimal“. Kreis betonte, dass die Gruppe durch das ausgewogene Kosten- und Kapazitätsmanagement auch in einem schwachen konjunkturellen Umfeld gut aufgestellt sei.

Melanie Kreis, Finanzchefin (CFO) der DHL Group. Foto: Christoph Papsch/DPDHL

Insgesamt erzielte DHL im zweiten Quartal ein Nettoergebnis nach nicht beherrschenden Anteilen von 744 (i.V. 978) Mill. Euro. Die Bruttoinvestitionen (Capex) beliefen sich den Angaben zufolge auf 633 (708) Mill. Euro. Angesichts der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen konzentriere sich das Unternehmen auf die Ergebnis- und Cashflow-Sicherung und fokussiere seine Investitionen auf die strukturellen Wachstumstreiber Omnishoring, E-Commerce, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Der Free Cashflow lag bei 344 (450) Mill. Euro; um den Rückgang zu relativieren, wird wieder der Vergleichswert von 2019 genannt: minus 547 Mill. Euro.

Typisch positiven saisonalen Geschäftsverlauf im zweiten Halbjahr erwartet

Für die zweite Jahreshälfte geht DHL von einem typisch positiven saisonalen Geschäftsverlauf durch den Starkverkehr aus. Der Konzern sehe sich auf einem guten Weg, seine Ziele für 2024 zu erfüllen. Das Management rechnet mit einem Ebit zwischen 6,0 und 6,6 Mrd. Euro sowie einem Free Cashflow ohne Akquisitionen und Desinvestitionen von rund 3 Mrd. Euro. In der mittelfristigen Prognose für das Jahr 2026 rechnet DHL weiter mit einem operativen Ergebnis zwischen 7,5 und 8,5 Mrd. Euro.

„Zuversichtlich stimmt uns, dass im zweiten Quartal erstmals seit fast drei Jahren alle fünf Divisionen steigende Umsätze verzeichnet haben“, sagte Kreis vor Medienvertretern. Aber auch wenn eine Belebung der Weltwirtschaft wenig dynamisch ausfalle, sei der Konzern optimistisch, „das untere Ende“ der Ebit-Zielspanne zu erreichen.

Aktie schließt deutlich schwächer

Die Aktie der Deutschen Post – an der Börse läuft DHL noch unter der alten Firma – musste am Donnerstag kräftig Federn lassen. Obwohl Analysten davon sprachen, dass das Zahlenwerk etwas besser als erwartet ausgefallen sei, verstimmte der Hinweis der Finanzchefin, die vom „unteren Ende“ der Zielspanne für das operative Ergebnis gesprochen hatte. Nach freundlichem Beginn ging der Kurs schnell auf Talfahrt, die sich in den letzten Stunden vor dem Handelsschluss noch beschleunigte. Das Papier schloss unweit seines Tagestiefs mit 38,66 Euro; ein Minus von 6,3%.

Analystenurteile zur Aktie der Deutschen Post (DHL) vom 1. August
Research-HausEmpfehlungKursziel (Euro)
BernsteinOutperform45
BarclaysÜbergewichten45
Deutsche BankHalten43
Goldman SachsKaufen51
UBSNeutral41
WarburgHalten42
Quelle: dpa-afx

Wichtigste DHL-Sparten im Rückwärtsgang

Bei DHL mussten vor allem das Express- und das Frachtgeschäft Rückgänge verkraften. In der vom Umsatz her größten Sparte des Konzerns, der Express-Sparte, brach der operative Gewinn im abgelaufenen Kalenderviertel um 24% auf 683 Mill. Euro ein. Das Frachtgeschäft verzeichnete im Ebit ein Minus von 28% auf 279 Mill. Euro.

Mehr operativen Ertrag brachte dagegen die Sparte Post & Paket Deutschland ein: Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz um 4,1% auf 4,16 Mrd. Euro, das operative Ergebnis wuchs um 5,7% auf 130 Mill. Euro. Treiber dieser positiven Entwicklung bleibe das Geschäftsfeld Paket Deutschland. Dagegen entwickle sich das deutsche Postgeschäft erwartungsgemäß rückläufig, wobei u.a. die Europawahl den Trend etwas abgeschwächt habe.

„Signifikanter Nachholbedarf“ beim Porto

Derweil müssen sich die Verbraucher auf deutlich höhere Porti einstellen. „Wir haben einen signifikanten Nachholbedarf“, sagte Kreis laut Reuters in einer Telefonkonferenz mit Blick auf die Beförderungsentgelte. Der Konzern habe über drei Jahre trotz hoher Inflation die Briefpreise nur um 4,5% anheben können. „Deshalb ist die Portoerhöhung nächstes Jahr eine ganz wesentliche Säule, dass wir das verdienen, was wir brauchen“, fügte sie hinzu.

Die Gruppe will im deutschen Brief- und Paketgeschäft wieder mehr als 1 Mrd. Euro operativen Gewinn einfahren. Damit soll die Sparte u.a. Investitionen für ihren ökologischen Umbau selbst stemmen können. Die Post habe beim Porto bereits einen Preisantrag für 2025 beim Regulierer Bundesnetzagentur gestellt, sagte Kreis.

Der Konzern hatte in der Vergangenheit erklärt, er strebe auch wegen gestiegener Energie- und Personalkosten höhere Briefbeförderungspreise an. Die Bundesnetzagentur hatte zuletzt 2023 einen Antrag der Post auf eine vorzeitige Preiserhöhung im Jahr 2024 abgewiesen. Sie muss dem ehemaligen Staatsmonopolisten die Entgelte von Briefprodukten für Privatkunden genehmigen. Die aktuellen Briefpreise laufen zum Jahresende aus; der neue Regulierungsrahmen läuft dann bis 2027. Aktuell kostet der Transport eines Standardbriefes 85 Euro-Cent. 

UPS und andere Wettbewerber haben ähnliche Probleme

DHL steht mit dem Ergebnisrückgang in der Branche nicht allein. Auch Konkurrent UPS hatte im zweiten Quartal bei sinkenden Umsätzen weniger Gewinn eingefahren und sein Margenziel für das Gesamtjahr gesenkt. UPS musste vor allem Rückgänge im Heimatmarkt USA verdauen.