Berlusconi durchkreuzt den Plan der Tschechen
Berlusconi bietet den Tschechen die Stirn
Italienischer Medienkonzern MFE erhöht Angebot für ProSieben und Druck auf PPF
jh München
Im Wettstreit um die Zukunft von ProSiebenSat.1 setzt der italienische Medienkonzern MFE den anderen Großaktionär PPF unter Druck. In der Branche wird damit gerechnet, dass die tschechische Beteiligungsgesellschaft ihre Offerte erhöht, wie es jetzt MFE getan hat. MFE und PPF verfolgen unterschiedliche Strategien für den Fernseh- und Internetkonzern. Die Italiener wollen das Unternehmen in einen paneuropäischen Verbund eingliedern, die Tschechen setzen sich für die Eigenständigkeit von ProSiebenSat.1 ein.
Media for Europe (MFE) ist mit gut 30% der größte Aktionär. Für einen Anteil von ProSiebenSat.1 bietet MFE nun im Tausch 1,3 eigene A-Aktien, bisher waren es 0,4. Die Barkomponente bleibt bei 4,48 Euro. Während der MFE-Kurs am Montag an der Börse in Mailand am Nachmittag um mehr als 6% auf 2,64 Euro nachgab, legte ProSiebenSat.1 im Xetra-Handel um mehr als 11% auf 7,84 Euro zu. Auf der Basis des MFE-Kurses von 2,64 Euro ergibt sich eine Offerte von 7,91 Euro. PPF bietet 7 Euro. Beide Angebote laufen bis zum 13. August.
Niemand will die Mehrheit
Im Lager von PPF wird die höhere Offerte von MFE als Störfeuer angesehen. PPF strebt keine Übernahme von ProSiebenSat.1 an, sondern will mit knapp 30% ein Gegengewicht zu MFE schaffen. Bisher besitzt PPF gut 16%. Nach der jüngsten Entwicklung erscheint es unwahrscheinlich, dass der Plan der Tschechen aufgeht. Es sei denn, PPF übertrumpft mit einem nachgebesserten Angebot abermals das von MFE.
PPF wolle nicht zulassen, dass MFE mit gut 30% der Aktien ProSiebenSat.1 kontrolliere, heißt es. MFE selbst hat kein Interesse, rasch die Mehrheit der Aktien zu bekommen. Ein Grund ist eine Change-of-Control-Klausel für Banken, die dann Kreditverträge mit ProSiebenSat.1 kündigen könnten. MFE müsste in diesem Fall eine Refinanzierung sicherstellen.
In das Ringen um die Zukunft von ProSiebenSat.1 hat sich in diesen Tagen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer eingeschaltet: Er sorgt sich um „das mediale Machtgefüge“, wie er der Nachrichtenagentur Reuters sagte.
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