Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg

Mehr Sichtbarkeit als Arbeitgeber erwartet

Der Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius erwartet nach seiner Aufnahme in den Dax noch mehr öffentliche Sichtbarkeit, gerade als Arbeitgeber.

Mehr Sichtbarkeit als Arbeitgeber erwartet

Carsten Steevens.

Herr Dr. Kreuzburg, zwei Jahre nach Einführung des Dax ist Sartorius im Juli 1990 an die Börse gekommen. Gut 31 Jahre später rückt Ihr Unternehmen selbst in die erste Börsenliga auf. Was hat dazu geführt?

Sartorius entwickelt sich sehr dynamisch und hat durch Kundenorientierung, Innovationen und nachhaltiges profitables Wachstum Werte geschaffen für Kunden, Mitarbeiter und Investoren. All diesen danken wir für ihr langjähriges Vertrauen. Wir freuen uns, dass die Performance unserer Aktien zur Aufnahme in den Dax geführt hat. Dabei ist uns bewusst, dass die Kursentwicklung auch von Marktfaktoren abhängt, die wir nicht beeinflussen können.

Sie sind seit 2003 Vorstandschef von Sartorius. Was bedeutet die Aufnahme Ihres Unternehmens in den Dax für Sie persönlich?

Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass wir viele richtige strategische Entscheidungen getroffen haben und diese erfolgreich operativ umsetzen konnten. Vor allem die operative Umsetzung ist immer eine Teamleistung, und darauf können wir stolz sein.

Seit Juni 2012 gehört Sartorius dem TecDax an, seit September 2018 auch dem MDax. Welche Folgen hatte die Aufnahme in diese Marktsegmente für Ihr Unternehmen?

Aus Sicht der Aktionäre waren die Folgen begrenzt, für Investoren war eher die Aufnahme in den MSCI Europe relevant. Aber die Aufnahme in TecDax und MDax, im Übrigen auch die Aufnahme unseres französischen Teilkonzerns Sartorius Stedim Biotech in den französischen CAC Next 20, hat uns mehr öffentliche Sichtbarkeit gebracht. Diese wird nun mit der Aufnahme der Sartorius-Vorzugsaktie in den Dax voraussichtlich weiter steigen.

Was bedeutet die Aufnahme in den Dax für Sartorius?

Die Zugehörigkeit zum Dax zeigt die zunehmende Relevanz der Biotech- und Life-Science-Branche und rückt Sartorius noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt verschafft sie uns mehr Sichtbarkeit als Arbeitgeber.

Warum ist mehr Sichtbarkeit als Arbeitgeber wichtig? Ist der Standort Göttingen nicht attraktiv genug?

Als schnell wachsendes Unternehmen ist es für uns sehr wichtig, die richtigen Leute zu finden. Da kann die Zugehörigkeit zum Dax unterstützen, weil mehr Menschen Sartorius kennen. Und dass es Regionen wie Südniedersachsen im Kampf um Arbeitskräfte schwieriger haben als Boom-Regionen wie Berlin oder Teile Süddeutschlands, ist kein Geheimnis.

Kann Sartorius als Dax-Mitglied in den USA oder in China leichter Mitarbeiter gewinnen?

Wir erwarten dadurch keinen großen Einfluss. In den USA und China sind es vielmehr unsere Marke und die Positionierung in unseren Märkten, die uns zu einem attraktiven Arbeitgeber machen.

Sollte der Konzernumsatz 2021 wie zuletzt prognostiziert um 45% auf rund 3,4 Mrd. Euro steigen, hätten sich die Erlöse allein seit 2012 in etwa vervierfacht. Die Vorzugsaktie kostet heute rund 580 Euro, das 43-Fache des Kurses bei Aufnahme in den TecDax. Einige Analysten betonen die hohe Bewertung Ihrer Aktie. Warum sollte man jetzt in das Papier investieren?

Ich überlasse gern jedem selbst, wie er sein Geld anlegt.

Unternehmen, die im deutschen Leitindex gelistet sind, rücken stärker in den Fokus professioneller Investoren auch aus dem Ausland. Stecken sie verstärkt Geld in Sartorius-Aktien, könnte das zu steigenden Kursen führen. Womit rechnen Sie?

Zum Aktienkurs äußern wir uns grundsätzlich nicht. Nur so viel: Bereits heute kommt der überwiegende Teil unserer institutionellen Investoren aus dem Ausland, vor allem aus den USA, Großbritannien und Frankreich.

Der kurstreibende Effekt könnte durch Indexfonds verstärkt werden, die den Dax per Algorithmus nachbilden. Welchen Effekt für die Sartorius-Aktie erwarten Sie hier?

In der Tat gibt es mehr Fonds, die den Dax nachbilden, als den MDax. Wir gehen davon aus, dass diese sich bereits vor einiger Zeit mit den nötigen Aktien eingedeckt haben.

Die Geschäftsentwicklung von Sartorius seit Beginn der Coronakrise ist fulminant, die hohen Wachstumsraten werden sich aber nicht lange fortsetzen lassen. Worauf stellen Sie sich mit Blick auf die weitere Entwicklung von Auftragseingang und Um­satz in den nächsten Quartalen ein?

Wir wachsen seit mehr als einem Jahrzehnt zweistellig und betrachten die coronabedingten Effekte in der Tat als temporär. Anfang Juli haben wir unsere Wachstumsprognose für das Geschäftsjahr 2021 nochmals erhöht und erwarten ein Umsatzwachstum von rund 45% und eine operative Ebitda-Marge von etwa 34%. Die im Januar 2021 aktualisierten Mittelfristziele gelten allerdings unverändert weiter und gehen für das Jahr 2025 von einem Konzernumsatz von rund 5 Mrd. Euro bei einer operativen Gewinnmarge von rund 32% aus.

Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass das zu Beginn dieses Jahres um 1 Mrd. auf 5 Mrd. Euro erhöhte Umsatzziel für 2025 innerhalb der nächsten zwölf Monate erneut angehoben wird?

Aufgrund der verschiedenen pandemiebedingten Effekte sind Prognosen derzeit mit überdurchschnittlichen Unsicherheiten behaftet. Nichtsdestotrotz haben unsere Ziele für 2025 weiter Bestand.

Als Dax-Konzern wird Sartorius sichtbarer. Inwieweit wird sich die Finanzmarktkommunikation mit dem Aufstieg in die erste Börsenliga verändern? Reichen drei Investor-Relations-Mitarbeiter aus?

Investor Relations und externe Kommunikation arbeiten bereits heute eng zusammen, bisher reichen die Kapazitäten aus. Wir beobachten natürlich, wie sich das Arbeitsaufkommen entwickelt, und werden nachsteuern, wenn es nötig wird.

Das Interview führte

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