"Bereinigung von Portfolio"

Mercedes-Pensionsfonds trennt sich von Nissan-Paket

Seit dem Einstieg von Daimler bei Nissan vor 15 Jahren schrumpfte der Wert der Beteiligung um zwei Drittel. Nun zog der Pensionsfonds von Mercedes-Benz die Konsequenzen.

Mercedes-Pensionsfonds trennt sich von Nissan-Paket

Mercedes-Pensionsfonds trennt sich von Nissan-Paket

Beteiligungswert in 15 Jahren um zwei Drittel geschrumpft

mf Tokio

Der Pensionsfonds von Mercedes-Benz verkauft seine komplette Beteiligung an Nissan. Die Aktien wurden am Dienstag vor Börsenöffnung in Tokio zu Preisen zwischen 337,5 Yen und 345 Yen angeboten. Das entsprach einem Abschlag von 4,96% bis 7,02% gegenüber dem Schlusskurs vom Montag. Die Transaktion soll am Donnerstag abgewickelt werden. Aus dem Mittelwert ergibt sich ein Erlös von 346 Mill. Dollar (297 Mill. Euro).

Keine strategische Bedeutung

Laut einem Mercedes-Sprecher hat die Beteiligung an dem japanischen Autobauer keine strategische Bedeutung. Mit dem Verkauf bereinige der Pensionsfonds sein Portfolio. Nissan kommentierte den Verkauf nicht. Doch der Aktienkurs des Autobauers gab bis zum Handelsschluss am Dienstag in Tokio um 6,2% auf 340,3 Yen nach. Die Börse wertete den Verkauf als Misstrauensvotum für das laufende Sanierungsprogramm von Nissan. In diesem Jahr fiel die Aktie um 28% auf den tiefsten Stand seit Anfang 2009.

Die damalige Daimler AG hatte Anfang 2010 im Zuge einer strategischen Kooperation mit der Renault-Nissan-Allianz jeweils 3,1% der Aktien von Renault und Nissan gekauft. Das Nissan-Paket kostete zu diesem Zeitpunkt 921 Mill. Euro, rund drei Mal mehr als der jetzige Verkaufserlös. Im Jahr 2016 übertrug der Stuttgarter Autobauer beide Aktienpakete an seinen Pensionsfonds. Durch Aktienrückkäufe wuchs der Nissan-Anteil auf die heutigen 3,8% an. Nissan hatte ihren 2010 erworbenen Anteil von 1,5% an der damaligen Daimler AG bereits Anfang 2021 aus Finanznot abgestoßen.

Zweifel am Sanierungserfolg

Der neue Nissan-Chef Ivan Espinosa baut 20.000 Arbeitsplätze ab, schließt 7 Fabriken und verkauft die Immobilie mit der Konzernzentrale, um die Kosten um 500 Mrd. Yen (2,9 Mrd. Euro) zu senken. Doch durch den US-Einfuhrzoll von 27,5%, ein US-Portfolio ohne Hybridmotor-Modelle und die scharfe Konkurrenz durch chinesische Elektroautobauer verzeichnete Nissan im ersten Geschäftsquartal einen negativen freien Cashflow von 390,5 Mrd. Yen (2,3 Mrd. Euro) und setzte die Jahresprognose aus. Jedoch konnte sich der Konzern im Juli per Wandelanleihe 200 Mrd. Yen (1,2 Mrd. Euro) und durch Anleihe-Emissionen 4,5 Mrd. Dollar an frischem Kapital beschaffen. Eine Tranche trug den Rekord-Coupon von 8,125%. Die Investoren vertrauen darauf, dass Japans Regierung Nissan nicht sterben lässt.