Private Equity

Mit Minderheit an der Macht

Obwohl der Finanzinvestor Silver Lake nicht einmal direkt beteiligt an der Software AG ist, sondern nur eine Wandelanleihe zeichnet, schicken die Amerikaner nun gleich zwei Leute in den Aufsichtsrat. Es sieht so aus, als bräuchten deutsche Softwarefirmen Finanzinvestoren, um sich selbst Beine zu machen.

Mit Minderheit an der Macht

Normalerweise wollen Fi­nanz­­investoren das Sagen haben in den Unternehmen, die sie kaufen. Im Moment stehen die Private-Equity-Häuser jedoch mit ihren überquellenden Kassen so sehr unter Anlagedruck, dass sie sich damit begnügen, einen Fuß in die Tür zu setzen, wenn die Unternehmen sie nicht weiter hinein lassen wollen. Das zeigt sich an den jetzt bekannt gegebenen Engagements bei gleich zwei deutschen Softwarefirmen mit Stiftungen als Haupteigentümern an einem Tag: KKR steigt mit einem Minderheitsanteil bei der Körber Supply Chain ein, der Logistik-Software-Tochter des Hamburger Maschinenbauers Körber – und der US-Tech-Investor Silver Lake setzt mit einer Wandelanleihe einen Fuß in die Tür der Software AG.

Den beiden deutschen Softwarefirmen dürfte es nicht allein und auch nicht in erster Linie um das Geld gehen, das sie auch andernorts erhalten können, ohne viel Einfluss abzugeben. Es geht darum, das Wachstum zu beschleunigen und den Markt in Nordamerika schneller zu erobern. KKR und Silver Lake sollen mit ihrer Expertise helfen – nicht nur mit Kapital. Körber agiert dabei aus einer starken Position heraus. Der Stiftungskonzern lässt KKR nur mit einer Minderheitsbeteiligung herein, um sich auch künftig nichts diktieren lassen zu müssen.

Ganz anders sieht es ei der Software AG aus: Sie befindet sich inzwischen im dritten Jahr des auf fünf Jahre ausgelegten Konzernumbauprojekts namens Helix. Die Firma soll sich stärker auf die Cloud ausrichten und damit auf wiederkehrende Umsätze durch Abonnements statt Lizenzen. Das trägt nur langsam Früchte.

Obwohl Silver Lake nicht einmal direkt beteiligt ist, sondern nur eine Wandelanleihe zeichnet, schicken die Amerikaner nun gleich zwei Leute in den Aufsichtsrat: Europachef Christian Lucas und den Ex-Red-Hat-Chef Jim Whitehurst. Lucas wird zum Aufsichtsratschef gewählt – eine seltene Position für einen Private-Equity-Manager in einem deutschen börsennotierten Unternehmen und zugleich wohl kein angenehmes Abschlusszeugnis für Amtsinhaber Karl-Heinz Streibich. Er hatte jahrzehntelang die Geschicke der Software AG geleitet – davon 15 Jahre als Firmenchef.

Es sieht so aus, als bräuchten deutsche Softwarefirmen amerikanische Finanzinvestoren, um sich selbst Beine zu machen. Beklagen muss man das nicht. Es ist ja (noch) kein Ausverkauf, sondern es sind Beteiligungen, die im gegenwärtigen Verkäufermarkt zu sehr hohen Bewertungen abgegeben werden. Am Ende könnte das Kalkül für beide Seiten gut aufgehen.

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