Flugzeugtriebwerkhersteller

MTU hält an EY als Abschlussprüfer fest

Trotz des Desasters um den Zahlungsabwickler Wirecard haben die Aktionäre von MTU Aero Engines mit einer deutlichen Mehrheit für den Beibehalt von EY als Abschlussprüfer gestimmt. Auf der virtuell abgehaltenen ordentlichen Hauptversammlung (HV)...

MTU hält an EY als Abschlussprüfer fest

sck München

Trotz des Desasters um den Zahlungsabwickler Wirecard haben die Aktionäre von MTU Aero Engines mit einer deutlichen Mehrheit für den Beibehalt von EY als Abschlussprüfer gestimmt. Auf der virtuell abgehaltenen ordentlichen Hauptversammlung (HV) des Münchner Flugzeugtriebwerkherstellers entschieden sich 98,8% des Grundkapitals bei einer Präsenz von 72% dafür, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auch für das laufende Jahr damit zu betrauen, die Abschlüsse des Konzerns und der AG zu durchleuchten.

Wie Finanzvorstand Peter Kameritsch in der Frage-Antwort-Runde ausführte, prüft EY seit 2014 die Jahreszahlenwerke des Unternehmens, das 2019 in den Dax aufgestiegen war. Auf Empfehlung des Prüfungsausschusses des Aufsichtsrats (AR) habe die Verwaltung als Beschluss vorgeschlagen, EY abermals mit der Abschlussprüfung zu betrauen. Obgleich erst 2024 das Prüfungsmandat nach Ablauf einer vorgeschriebenen 10-Jahres-Frist neu ausgeschrieben werden müsse, lege MTU diesen Tagesordnungspunkt jährlich zur Neuabstimmung vor, erläuterte der CFO. Seinen Worten zufolge ist der für die Auswahl zuständige AR-Prüfungsausschuss zu dem Ergebnis gekommen, dass EY über die für die Durchsicht der Unterlagen erforderliche Qualität und Erfahrung verfügt.

Zuvor hinterfragten unter anderem die Kleinaktionärsvertreter von der DSW (Daniela Bergdolt) und der SdK (Daniel Bauer) die Zuverlässigkeit von EY vor dem Hintergrund des 2020 aufgeflogenen Betrugsskandals um Wirecard. Bei dem kurzweiligen früheren Dax-Mitglied mit Sitz in Aschheim bei München war EY jahrelang Abschlussprüfer. Aufgrund der Affäre befindet sich EY in Erklärungsnot. Der Prüfer hatte offenbar die dubiosen Buchungspraktiken des einstigen Wirecard-Vorstands jahrelang nicht bemerkt.

Die MTU-Anteilseigner segneten derweil am Mittwoch auch alle anderen Beschlussvorschläge des AR und des Vorstands ab. Darunter befanden sich unter anderem das neue Vergütungssystem für den Vorstand (91,7% Ja-Stimmen) und für den AR (99,8%), ein zu erneuernder Vorratsbeschluss für genehmigtes Kapital (95,1%), die Dividende (99,6%) und die Entlastung des Vorstands (99,6%).

Aufsichtsrat abgewatscht

Eine Watschen gab es hingegen für den AR, obgleich auch die Vorschläge in Bezug auf das Kontrollorgan durchgingen – allerdings mit einer deutlich geringeren Zustimmung. Der AR wurde nur mit 79% Ja-Stimmen (21% votierten mit Nein) entlastet. Der ehemalige Technikvorstand Rainer Martens erhielt bei seiner Erstwahl zum Einzug in den AR nur eine Zustimmung von 63,2% (36,8% votierten mit Nein).

Unterdessen entgegnete Vorstandschef Reiner Winkler auf der HV unter anderem der Kritik von Aktionärsaktivisten in Bezug auf Rüstungsexporte: „Für alle Leistungen liegen Ausfuhrgenehmigungen vor“, sagte er. Kameritsch zufolge erfüllt MTU „bereits jetzt“ weite Teile des von der Bundesregierung geplanten „Sorgfaltspflichtgesetzes“. Dieses enthalte u.a. die Verpflichtung für Unternehmen, Menschenrechte in den internationalen Lieferketten einzuhalten. Zuvor rügte der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre den Einsatz von Kampfflugzeugen in Krisengebieten wie dem Jemen. Die Triebwerke dieser Maschinen enthielten Komponenten von MTU (vgl. BZ vom 20. April). „Für diese Flugzeuge liefert MTU Teile in die USA.“ Über die Verwendung erhalte man keine Informationen, räumte Winkler ein.

Die Führung des von der Pandemie gebeutelten Konzerns geht davon aus, dass das Segment der Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge sich von der Krise bis 2023 erholt. Bis dahin sei das Vorkrisenniveau wieder erreicht, bekräftigte Kameritsch. Beim Langstreckengeschäft dauere das länger.