Neuer Anlauf zur Stada-Übernahme

Bain und Cinven sichern sich vorab ein Fünftel der Aktien - Kleiner Preisaufschlag und 63-Prozent-Schwelle

Neuer Anlauf zur Stada-Übernahme

Die Finanzinvestoren Bain und Cinven starten einen zweiten Versuch zur Übernahme des Pharmakonzerns Stada. Mit Bekanntgabe der erneuten Offerte haben sich die Private-Equity-Häuser rund ein Fünftel des Kapitals gesichert. Geboten wird ein kleiner Preisaufschlag, die Mindestannahmeschwelle sinkt auf 63 %.swa Frankfurt – Die im ersten Anlauf gescheiterten Finanzinvestoren Bain und Cinven gehen erneut an den Start für die Übernahme des Arzneimittelanbieters Stada. Der Vorstand des Unternehmens ist einverstanden, die Marktaufsicht BaFin hat die einjährige Sperrfrist aufgehoben.Diesmal sind die beiden Private-Equity-Gesellschaften von vornherein um mehr Transaktionssicherheit bemüht und haben sich knapp ein Fünftel des Kapitals durch verbindliche Zusagen gesichert. Die Mindestannahmeschwelle wird auf 63 % gesenkt, nachdem die Bieter zuvor an der auf den letzten Metern noch reduzierten Hürde von 67,5 % gescheitert waren. Angedient worden waren in erster Runde 65,5 % der Titel. Anfangs lag die Mindestquote bei 75 %. Um einen Beherrschungsvertrag abschließen zu können, ist eine qualifizierte Mehrheit in der Hauptversammlung erforderlich. Die Bieter setzen auf einen kurzen Prozess und verkürzen die Annahmefrist nun auf vier Wochen.Mit dem von 66 auf 66,25 Euro (einschließlich Dividende von 0,72 Euro) je Aktie erhöhten Angebotspreis legen die Bieter in Summe 16 Mill. Euro mehr auf den Tisch. Dies ergibt einen Eigenkapitalwert von 4,12 Mrd. Euro bei einem Transaktionswert von unverändert rund 5,3 Mrd. Euro. Zwischen dem 30. Juni und dem 10. Juli haben Bain und Cinven nach eigenen Angaben verschiedene Andienungsvereinbarungen mit Aktionären abgeschlossen. Zahlreiche Anleger seien an die Bieter mit dem ausdrücklichen Wunsch herangetreten, doch ein erneutes Übernahmeangebot abzugeben. Vorstand unterstützt OfferteNach dem Scheitern der ersten Offerte soll sich der US-Hedgefonds Elliott mit mehr als 5 % eingekauft haben, der angeblich mit einer eigenen Angebotsstruktur an Bieterkonsortien herangetreten sein soll. Auch Arbitrageure dürften sich eingedeckt haben. Als kritisch galt für die Stada-Übernahme von vornherein ein hoher Anteil an Privataktionären, der sich traditionell aus Apothekern und Ärzten zusammensetzt, nachdem das Unternehmen 1895 als Apotheker-Verein gegründet worden war. Kritisch ist zudem eine signifikante Beteiligung von passiven Indexfonds (ETF), die ihre Aktien nach eigenen Regularien meist nicht während der Angebotszeit andienen dürfen.Die neu besetzte Führungsspitze von Stada und der Aufsichtsrat unterstützen den zweiten Anlauf. “Wir sind der Meinung, dass Bain und Cinven ein sehr gutes, nochmal verbessertes Gesamtpaket abgegeben haben”, sagt der seit 4. Juli amtierende CEO Engelbert Tjeenk Willink. Der Manager, der neue Finanzvorstand Bernhard Düttmann und Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker erläuterten in einer Telefonpressekonferenz, dass sie in den vergangenen Tagen mit allen bisherigen Interessenten nochmals gesprochen hätten, um zu prüfen, wo sie stehen. In den Gesprächen mit Bain und Cinven sei es Stada besonders wichtig gewesen, das Angebot attraktiver zu machen und die Transaktionssicherheit zu erhöhen, sagte Tjeenk Willink. Die beiden Bieter seien bereit gewesen, den Preis zu erhöhen, und hätten zudem den Kündigungsschutz für die gewerblichen Mitarbeiter in Deutschland von vier auf fünf Jahre ausgedehnt.Mit dem Hedgefonds Elliott habe es bislang keine direkte Kommunikation gegeben, erklärt Tjeenk Willink. Im Unternehmen sei ein Schreiben des Aktivisten eingegangen, in dem er eine Stimmrechtsmitteilung angekündigt habe. Im Markt wird vermutet, dass Elliott hinter der Stimmrechtsmitteilung der Investmentbank Morgan Stanley steht, die gestern eine Reduzierung ihres Anteils an Stada von 10,16 % auf 9,76 % mitteilen ließ.