Osram unterstützt Übernahmeangebot
Die Finanzinvestoren haben den Vorstand und Aufsichtsrat von Osram überzeugt. Auch die IG Metall kann mit dem Übernahmeangebot von Bain Capital und Carlyle leben. Die große Frage ist nun, wie werden sich die Aktionäre entscheiden. Konzernchef Olaf Berlien will seine Strategie durchziehen – so oder so. jh München – Vorstand und Aufsichtsrat von Osram unterstützen das Übernahmeangebot der Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle. Auch die Gewerkschaft IG Metall hat keine Einwände, solange die vor zwei Jahren getroffenen Vereinbarungen für eine Modernisierung der deutschen Standorte eingehalten werden (vgl. BZ vom 5. Juli). “Bain Capital und Carlyle sind die richtigen Partner zur richtigen Zeit”, sagte Olaf Berlien, der Vorstandsvorsitzende von Osram, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. “Sie bekennen sich ganz klar zu unserer Strategie und werden uns helfen, unser Profil zu schärfen.” Vorstand und Aufsichtsrat gingen davon aus, die Übernahmeofferte später auch formal zu empfehlen, berichtete Berlien. Das Angebot von 35 Euro je Anteil sei für die Aktionäre sehr attraktiv, da es einen Aufschlag von mehr als 22 % auf den Durchschnittskurs in den vergangenen drei Monaten bedeute. “Das gibt unseren Aktionären in unsicherer Zeit die Gelegenheit, ihre Aktien risikolos anzudienen.” Osram steht besonders wegen der schwachen Autokonjunktur unter Druck. Die Hälfte des Geschäfts macht der Münchner Lichttechnikkonzern mit dieser Branche.Für das Angebot der Investoren mit einer Annahmefrist bis Anfang September gilt die Bedingung, dass Bain und Carlyle mindestens 70 % der Aktien erhalten. Nach eigener Aussage beabsichtigen sie, “umfangreiche Investitionen in zukunftsweisende Technologien”. Diese sollen die Grundlage für Wachstum von Osram sein, wie es in einer Mitteilung heißt. Dazu gehörten auch Akquisitionen.Berlien sagte zu diesem Thema: “Größere Zukäufe kann Osram nicht machen, weil wir sie nicht finanziert bekommen.” Bain und Carlyle werben für ihr Angebot auch mit dem Argument, nur eine private Eigentümerstruktur ermögliche dem Vorstand ohne Druck und Kontrolle des Kapitalmarkts, “jene Prozesse umzusetzen, die am besten für das Unternehmen und alle Interessensgruppen sind”. Das gelte gerade vor dem Hintergrund “des komplexen und zyklischen Geschäfts von Osram”. Dem Vernehmen nach stellen sich Bain und Carlyle im Fall einer Übernahme auf ein Engagement von etwa fünf Jahren ein. Mancher erhoffte sich mehrAngeblich haben die Investoren noch keinen Überblick, welche Aktionäre das Angebot annehmen wollen. Die größten sind Goldman Sachs (10,7 %), Allianz Global Investors (10,3 %) und BlackRock (6,0 %). Zwar habe mancher einen höheren Angebotspreis erwartet, heißt es, aber die wirtschaftliche Lage von Osram habe sich zuletzt erheblich verschlechtert.Nach Ansicht mancher Aktienanalysten ist offen, ob die Annahmeschwelle von 70 % erreicht wird. So vermutet die Commerzbank, dass Investoren auf ein höheres Angebot oder einen attraktiven Beherrschungsvertrag spekulieren. Sie empfiehlt den Verkauf der Aktie, da im Fall eines Scheiterns der Übernahme die Rückschlaggefahr für den Kurs deutlich größer wäre als das Aufwärtspotenzial bei einem Erfolg. Am Freitag stieg der Osram-Kurs um 2,2 % auf 33,21 Euro, blieb aber weiter unter dem Angebotspreis.Konzernchef Berlien sagte, auch im Fall eines Scheiterns setze Osram die eingeschlagene Strategie fort: “Wir ziehen unseren Fünfjahresplan durch – allein oder mit Bain und Carlyle.” Neben schrumpfenden Geschäften wie Halogen- und Xenonlampen für Autos, gebe es stark wachsende Felder wie Infrarotlicht-Produkte für Autos und Smartphones. Berlien wehrte sich gegen den Eindruck, Osram sei ein Sanierungsfall, und verwies auf die Eigenkapitalquote von 56 %, eine Nettoverschuldung von 250 Mill. Euro und nahezu vollständig ausfinanzierte Pensionspläne. Zudem erinnerte er daran, dass das Unternehmen trotz der Ende März drastisch gesenkten Umsatz- und Gewinnprognose noch ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 300 Mill. Euro in diesem Geschäftsjahr (30. September) erwartet.Allerdings rechnet Osram mit einem negativen Cash-flow von 50 Mill. bis 150 Mill. Euro. “Die Luft für Osram wird dünner”, heißt es in der Finanzbranche mit Blick auf die Kreditlinien des Unternehmens.