Börsengang

Porsche SE verteidigt Aufsichts­ratsspitze gegen Kritik

Vor dem geplanten Börsengang des Sportwagenbauers Porsche AG gehen die Familienoberhäupter von Porsche und Piëch im Aufsichtsrat des Volkswagen-Großaktionärs Porsche SE in die Verlängerung.

Porsche SE verteidigt Aufsichts­ratsspitze gegen Kritik

sck München

Vor dem geplanten Börsen-Comeback (IPO) des Sportwagenbauers Porsche AG haben die altgedienten Oberhäupter der Unternehmerfamilien Porsche und Piëch ihre Macht bei der Porsche Automobil Holding SE, der größten Einzelaktionärin der Porsche-AG-Eigentümerin Volkswagen, manifestiert. Auf der diesjährigen virtuell verlaufenden Hauptversammlung des Stuttgarter Dax-Neulings wählten die stimmberechtigten Aktionäre (Stämme) vier langjährige Aufsichtsratsmitglieder abermals in das Kontrollgremium. Das waren Wolfgang Porsche, Hans Michel Piëch, Ferdinand Oliver Porsche und Ulrich Lehner. Unmittelbar nach dem Aktionärstreffen wurde Wolfgang Porsche als Vorsitzender des Gremiums bestätigt.

In der von der Verwaltung zuvor abgehaltenen Antwortrunde auf Fragen von stimmrechtslosen Anteilseignern (Vorzüge) wurde Kritik unter anderem an der Zusammensetzung und Altersstruktur des Aufsichtsrats vonseiten der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) laut. Die Kleinaktionärsvertretung stellte auch die Größe des vierköpfigen Vorstands infrage.

Lehner verteidigte mit seiner Antwort vor allem Wolfgang Porsche und dessen Cousin Hans Michel Piëch. Er verwies darauf, dass keine Alterhöchstgrenzen für Mitglieder des Aufsichtsrats der Porsche SE bestünden. Höchstgrenzen dieser Art wären diskriminierend. Die zur Wiederwahl angetretenen Personen verfügten über eine „langjährige unternehmerische Erfahrung, die der Porsche SE zugutekommt“. Lehner verwies darauf, dass Wolfgang Porsche als Sprecher der Porsche-Familie fungiere, Hans Michel Piëch in gleicher Rolle bei der Piëch-Familie. „Jede Familie ist im Aufsichtsrat angemessen vertreten“, so Lehner.

Wolfgang Porsche, der am vorigen Dienstag 79 Jahre alt geworden ist, leitet das Kontrollgremium der SE seit 15 Jahren. Hans Michel Piëch, der ihn im zehnköpfigen Aufsichtsrat vertritt, wurde im Januar 80 Jahre alt.

Wolfgang Porsche zufolge hat sich die Zusammensetzung sowohl des Vorstands als auch des Aufsichtsrats „bewährt“. Die Anzahl der Organmitglieder trage der Bedeutung des Unternehmens Rechnung und sei daher „angemessen“.

In anderen Dax-Konzernen wie etwa BMW gelten für die Mitglieder der Verwaltung Altersgrenzen.

Derweil bekräftigte Vorstandschef Hans Dieter Pötsch, zugleich Chefaufseher der Volkswagen AG, den Zeitplan für den beabsichtigten Börsengang der Porsche AG. „Als Zeitfenster ist das vierte Quartal 2022 anvisiert“, sagte er. Der Zeitpunkt hänge aber von vielen Faktoren ab, darunter die „allgemeinen Marktbedingungen und der Krieg in der Ukraine“. Abschließende Entscheidungen stünden noch aus. „Die unternehmerischen Möglichkeiten der Porsche AG werden durch den Börsengang gestärkt“, so Wolfgang Porsche.

Zur Bilanzvorlage der Porsche SE Ende März warnte der neue Finanzvorstand Johannes Lattwein, dass das IPO  verschoben werden könnte. „Die Vorgänge in der Ukraine können in Bezug auf den Börsengang nicht negiert werden“, erklärte er seinerzeit (vgl. BZ vom 29. März).

Mit einem Börsengang des Sportwagenbauers aus Stuttgart-Zuffenhausen würde die Porsche-Holding eine „zweite Kernbeteiligung“ erwerben, bekräftigte Pötsch. Die Porsche SE soll künftig an der Porsche AG eine Sperrminorität von 25% halten. Dafür müsste die Holding Porsche-Aktien vom Wolfsburger Mehrmarkenkonzern kaufen. Das kostet viel Geld. Lattwein zufolge ist die Gesellschaft dazu finanziell in der Lage. Er verwies auf die gute Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung.

Die Porsche SE hält 53,3% der Stimmen an VW. Das entspricht einem Kapitalanteil von 31,9% an dem Dax-Autoschwergewicht.

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