DAS CFO-INTERVIEW

Post verringert Abhängigkeit von konjunkturellen Zyklen

E-Commerce treibt Geschäft - Fokus liegt auf organischem Wachstum - Impfstoffverteilung ist vorbereitet

Post verringert Abhängigkeit von konjunkturellen Zyklen

fed/md Frankfurt – Der Boom des E-Commerce sorgt dafür, dass die Deutsche Post DHL nach Einschätzung von Finanzvorständin Melanie Kreis kein typisch zyklischer Konzern mehr ist. “Die Abhängigkeit der Deutschen Post DHL Group von der Konjunktur ist nicht mehr so stark”, sagt Kreis im Interview der Börsen-Zeitung. Das Geschäft sei “dank des strukturellen Wachstumstreibers E-Commerce unabhängiger von der Konjunktur” geworden.Die Sparten Paket Deutschland, Express und E-Commerce Solutions haben sich im nun zu Ende gehenden Jahr “sehr positiv entwickelt”. Grund dafür sei , dass sie stark vom Online-Geschäft getrieben wurden, das sich in der Corona-Pandemie beschleunigt hat.Zugleich weist Kreis darauf hin, dass andere Divisionen des Konzerns durchaus noch spürbar auf konjunkturelle Entwicklungen reagieren – beispielsweise die Luft- und Seefracht, deren Umsätze im dritten Quartal mit zweistelligen Raten zurückgegangen sind. Das Vorstandsmitglied rechnet hier aber wieder mit Zuwächsen im Zuge des allgemeinen Aufschwungs – zumal sie nicht davon ausgeht, dass eine Phase der Deglobalisierung einsetzt. “Wir sind fest davon überzeugt, dass die Globalisierung weiter voranschreiten wird”, betont Kreis.Mit Blick auf das Paketgeschäft ist Kreis zuversichtlich, dass das Aufkommen auch nach Ende der Coronakrise hoch bleiben wird. Neue Nutzergruppen hätten das Internet für sich entdeckt. “Sie werden das Online-Shopping nicht wieder komplett aufgeben, selbst wenn sie wieder vermehrt in Geschäfte gehen”, ist die Managerin optimistisch für die Division Paket Deutschland. “Wir waren auf einem kontinuierlichen Wachstumspfad. Nun haben wir einen Satz nach oben gemacht. Irgendwann werden wir wieder mit dem alten Neigungswinkel wachsen, aber von dem höheren Punkt aus.”Große Akquisitionen stehen derzeit nicht oben auf der Prioritätenliste. “Ich sage nicht kategorisch Nein zu Übernahmen. Unser Fokus liegt jedoch klar auf organischem Wachstum in unseren Kerngeschäften”, sagt Kreis und ergänzt: “Da gibt es weiterhin wunderbare Möglichkeiten.” Dabei fehlt es nicht am Geld. Der Kassenstand sei “gut”. Jüngst hatte die Post ihre Prognose für den freien Cash-flow in diesem Jahr auf mehr als 2 Mrd. Euro angehoben – “Liquidität ist also vorhanden”. Den Aktionären bestätigt sie, dass die Post weiterhin zwischen 40 % und 60 % des Nettogewinns ausschütten werde. “Die Einhaltung dieser Spanne ist uns wichtig. Auch Dividendenkontinuität ist uns wichtig.”Im Ausblick auf die bald anstehende Herkulesaufgabe der Verteilung von Impfstoffen präsentiert sich die Finanzvorständin gelassen: “Wir fühlen uns sehr gut aufgestellt.” Die Deutsche Post sei “in der Lage, die notwendige logistische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen – in Deutschland, ganz Europa, Amerika und Asien und vor allem auch in Schwellenländern, deren Infrastruktur nicht so ausgeprägt ist”. – Interview Seite 8