Herausforderndes Quartal

Gewinne von Mercedes-Benz und Porsche brechen um zwei Drittel ein

Die deutschen Autobauer stehen alle vor den gleichen Problemen: Hohen Belastungen durch US-Zöllen und dem eigenen Konzernumbau. Dieses Mal trifft es die Stuttgarter Rivalen Mercedes-Benz und Porsche.

Gewinne von Mercedes-Benz und Porsche brechen um zwei Drittel ein

Die beiden Stuttgarter Autohersteller Mercedes-Benz und Porsche haben wegen der US-Zölle ihre Jahresprognosen gesenkt. Auch der eigene Konzernumbau sowie die schwierigen Geschäfte in China machen den Unternehmen zu schaffen. Bereits der Porsche-Mutterkonzern VW hatte trübe Zahlen vermeldet. BMW wird an diesem Donnerstag seinen Zwischenbericht vorlegen.

Mercedes-Benz senkt Prognose

Mercedes-Benz-Vorstandschef Ola Källenius geht in der wichtigen Pkw-Sparte nun von 4 bis 6% bereinigter Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern aus, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Bevor die Stuttgarter Ende April wegen der Zollunsicherheiten ihren Ausblick aussetzten, hatten 5 bis 7% Marge im Raum gestanden. Analysten hatten zuletzt gut 5% auf dem Zettel, vergangenes Jahr lag die Kennzahl bei 8,1%. Auch in der Lieferwagen-Sparte sehen die Aussichten nun mauer aus.

Der Umsatz im Gesamtkonzern sowie der Absatz von Pkw dürften gegenüber dem Vorjahr nun deutlich fallen, hieß es vom Unternehmen weiter. Vor den Zollerhöhungen hatte Mercedes zunächst einen leichten Erlösrückgang prognostiziert.

Im zweiten Quartal fuhr Mercedes unter anderem wegen der US-Zölle einen herben Gewinneinbruch ein. Das Konzernergebnis sackte um zwei Drittel auf 957 Mill. Euro ab. Die Stuttgarter bekamen neben den Zollauswirkungen auch Abschreibungen auf die verkauften Geschäfte in Argentinien zu spüren. Kosten für das Sparprogramm kamen noch hinzu. Die Sondereffekte beliefen sich auf 715 Mill. Euro vor Zinsen und Steuern im Quartal.

Das Geschäft in China läuft zudem weiter schlecht. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel um gut die Hälfte auf 1,99 Mrd. Euro. In der Pkw-Sparte lag die viel beachtete bereinigte operative Marge bei 5,1% – sie ist damit besser als von Analysten befürchtet. Der Konzernumsatz ging wegen eines geringeren Absatzes um fast 10% auf 33,2 Milliarden Euro zurück.

Sparprogramm bei Mercedes-Benz

Um die Kassenlage zu schonen, trat Mercedes bei den Ausgaben auf die Bremse. Der freie Finanzmittelzufluss im Industriegeschäft – also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet – stieg gegenüber dem Vorjahresquartal überraschend um knapp 15% auf 1,87 Mrd. Euro. Bei Mercedes hat diese Kennzahl für Anleger eine besondere Bedeutung, denn der Konzern will freie Mittel, die nach der regulären Dividendenzahlung noch übrig sind, regelmäßig in den Rückkauf von Aktien stecken.

Um die Profitabilität und den Absatz in den nächsten Jahren wieder zu steigern, hatte der Vorstand im Februar ein Sparprogramm ausgerufen. Demnach sollen bis 2027 die Produktionskosten um 10% im Vergleich zu heute sinken. Zudem würden die Materialkosten verbessert, und auch die Fixkosten sollen um weitere 10% bis 2027 sinken.

Analyst Jose Asumendi von der Bank JPMorgan sprach von einem starken zweiten Quartal und einer beeindruckenden Entwicklung des freien Finanzmittelflusses. Dahingehend äußerte sich auch Experte Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies positiv.

Mit dem Gesamtbetriebsrat einigte sich das Unternehmen auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das auch ein Abfindungsprogramm für Beschäftigte in indirekten Bereichen, also nicht in der Produktion, vorsieht. Das Sparprogramm hat laut Finanzchef Harald Wilhelm im Vergleich mit vorherigen internen Planungen einen Umfang von rund 5 Milliarden Euro.

Porsche kappt Prognose erneut

Porsche kappt seine Prognose sogar zum zweiten Mal binnen weniger Monate. Das Unternehmen rechnet nach Angaben vom Mittwoch nun nur noch mit einer Umsatzrendite von 5 bis 7%. Die Umsatzprognose tastete die Volkswagen-Tochter nicht an. In der Prognose seien die Auswirkungen der US-Einfuhrzölle von 15% und möglicher Preiserhöhungen berücksichtigt.

Porsche-Chef Oliver Blume sagte, sein Unternehmen habe es weltweit weiterhin mit erheblichen Herausforderungen zu tun. „Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht. Die Welt verändert sich massiv – und vor allem anders als noch vor einigen Jahren erwartet.“ Deswegen werde das Unternehmen umgebaut. Die Kosten dafür bezifferte Porsche für das Gesamtjahr auf 1,3 Mrd. Euro. „Wir gehen davon aus, dass wir ab 2026 wieder positives wirtschaftliches Momentum sehen werden“, ergänzte Blume.

Weil die Nachfrage nach Elektroautos langsamer steigt als zunächst angenommen, investiert Porsche unter anderem in die Entwicklung neuer Verbrennermodelle und strukturiert seine Batterieaktivitäten um. Dazu kommt ein Stellenabbau. Die Verhandlungen über ein zweites Sparpaket beginnen im zweiten Halbjahr.

Erste Senkung im April

Erst im April hatte Porsche seine Prognose für die Umsatzrendite auf 6,5 bis 8,5% gesenkt nach ursprünglich 10 bis 12%. Allein für das erste Halbjahr bezifferte Porsche die Belastung durch die US-Zölle auf rund 400 Mill. Euro. Porsche hatte die Preise zunächst stabil gehalten. Im ersten Halbjahr ging der Umsatz um 6,7% auf 18,16 Mrd. Euro zurück, der Betriebsgewinn schrumpfte um zwei Drittel auf 1 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal solo lag hier das Minus bei rund 90% auf nur noch 240 Mill. Euro.

Der Sportwagenbauer ist besonders stark von den US-Zöllen betroffen, weil er über keine eigene Fertigung in den USA verfügt und deswegen alle Fahrzeuge für den US-Markt aus Europa importieren muss. Mercedes-Benz, BMW und die Kernmarke VW besitzen jeweils ein Werk in den USA. Dazu kommt das Debakel in China, wo die Immobilienkrise wohlhabende Kunden vom Kauf eines Neuwagens abhält und die Stuttgarter bei Elektroautos bislang nicht Fuß fassen können.