Prevent lässt im Kampf mit VW nicht locker

Klage auf 750 Mill. Dollar in den USA wegen angeblicher Kartellrechtsverstöße und ziviler Verschwörung

Prevent lässt im Kampf mit VW nicht locker

wb Frankfurt – Feldzüge und Rachefeldzüge – die Causa Prevent gegen Volkswagen und umgekehrt geht in die nächste Runde. Jetzt kündigt die Zuliefergruppe, die mit der Auseinandersetzung um die Neue Halberg Guss Schlagzeilen gemacht hatte, in den USA eine Klage gegen den Wolfsburger Konzern an, wie ihre Kanzlei Boies Schiller Flexner mitteilt. Volkswagen soll auf eine Schadenersatzzahlung von mehr als 750 Mill. Dollar verklagt werden.Prevent fährt schweres Geschütz auf und geht wegen angeblicher Verstöße gegen das US-Kartellrecht, ziviler Verschwörung und unerlaubter Einmischung gegen den Intimfeind vor. Behauptet wird, der Konzern habe größere Zulieferer in den USA mit unfairen Mitteln an der Übernahme kleinerer gehindert. Volkswagen habe ihre Macht über Lieferanten genutzt, um wettbewerbswidrige Vereinbarungen zu schließen und die Konkurrenz auf dem Markt für Autoteile zu schädigen. Die kleineren Zulieferer hätten dem Konzern gegenüber zusichern müssen, sich von Prevent nicht aufkaufen zu lassen, andernfalls habe ihnen die Insolvenz gedroht. Mit dieser Praxis habe VW die Kosten senken wollen. Die Klage wurde bei einem Bezirksgericht in Detroit eingereicht.Volkswagen weist die Vorwürfe zurück. Die Klage entbehre jeder Grundlage. “Wir werden uns mit allen gerichtlichen Mitteln dagegen zur Wehr setzen. Aus unserer Sicht haben nicht wir Prevent Schäden zugefügt, sondern Prevent uns”, erklärt das Wolfsburger Unternehmen. Jahrelang stritt die bosnische Prevent-Eignerfamilie Hastor mit VW erbittert um Lieferkonditionen. Der Lieferstopp zweier deutscher Prevent-Töchter brachte im Sommer 2016 die Produktion von Volkswagen zum Erliegen. Seither löst sich VW schrittweise von sämtlichen Lieferverträgen, an denen Prevent-Töchter beteiligt sind. Und es gab Vorwürfe, VW habe Mitarbeiter von Prevent “ausspionieren” lassen.Volkswagen habe intern eine wettbewerbswidrige Kampagne namens “Projekt 1” gestartet, die in der Beschwerde auf der Grundlage interner VW-Dokumente detailliert beschrieben werde. Volkswagen verfolgte diese Lieferanten auf einer geheimen “Problematic Suppliers List”, überwachte potenzielle M&A-Aktivitäten und intervenierte dann, um alle Verkäufe zu stoppen, die ihrer Einschätzung nach ihre Marktmacht bedrohen könnten. Die Beschwerde behauptet, dass diese Bemühungen im Zuge der Vereinbarung von Volkswagen eskaliert seien, 15,5 Mrd. Dollar zur Beilegung öffentlicher und privater Klagen im Zusammenhang mit dem Dieselbetrug zu zahlen. In dem Bestreben, die Kosten zur Deckung der Vergleiche und Geldbußen zu senken, sei die Marktmacht genutzt worden, um kleine Lieferanten zu unterdrücken.Es begann 2015 in Brasilien, als zu Prevent gehörende Zulieferer für sich bessere Bedingungen vom langjährigen Kunden Volkswagen forderten. Es gab einen Lieferstreik und kostspielige Produktionsausfälle. 2016 schwappte der Streit nach Deutschland. Die Prevent-Töchter Car Trim und ES Automobilguss warfen VW unrechtmäßig gekündigte Aufträge vor und stellten die Lieferung wichtiger Bauteile ein. Bei VW standen Bänder still. Ein Jahr später versuchte Prevent, mit Aktienkäufen die Kontrolle beim Zulieferer Grammer zu übernehmen, für den VW ein wichtiger Kunde ist. Schlussendlich aber verkauften Hastors die Aktien an die chinesische Ningbo Jifeng, mit der VW besser kann. Der Konzern geht mittlerweile auf vielen Wegen gegen Prevent vor: mit Anwälten, Gesprächen mit Zulieferern und auch Privatdetektiven.