Renault prüft Partnerschaften nach Megaverlust wegen Nissan
Renault prüft Partnerschaften nach Megaverlust wegen Nissan
Neuer CEO kündigt Strategieplan für kommendes Jahr an
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Renault will nach einem riesigen Verlust alle Partnerschaften auf den Prüfstand stellen. Das kündigte Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard während einer Webkonferenz an, nachdem eine Abschreibung in fast zweistelliger Milliardenhöhe auf die Beteiligung an Nissan den französischen Autobauer im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen gerissen hat. In die Details ging Senard nicht. Renault arbeitet unter anderem mit Google bei Infotainment-Systemen, mit dem chinesischen Autobauer Geely bei Antrieben oder Volvo bei leichten Nutzfahrzeugen zusammen.
„Die Größe Renaults und die internationale Ausstrahlung gehören zu den Fragen, die wir angehen müssen“, erklärte Senard später in einem Interview mit „Les Echos“. François Provost, der neue Konzernchef, teile dazu einige interessante Ansichten. Provost, bisher Einkaufschef von Renault, hat Donnerstag die Nachfolge von Luca de Meo angetreten. Dieser hatte den Konzern Mitte Juli verlassen und war zum Luxusgüteranbieter Kering gewechselt.
Nissan-Beteiligung wird anders verbucht
Schuld an dem Nettoverlust von 11,2 Mrd. Euro ist vor allem die Abschreibung auf die Beteiligung an Renaults japanischem Allianzpartner Nissan in Höhe von 9,3 Mrd. Euro. Renault leidet zudem unter der schwachen Nachfrage, in Europa vor allem bei leichten Nutzfahrzeugen. Ohne die Auswirkungen Nissans hätte Renault unter dem Strich eigenen Angaben zufolge einen Gewinn von 461 Mill. Euro ausgewiesen. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum hatte Renault noch einen Überschuss von 1,3 Mrd. Euro erzielt.
Der französische Autobauer hatte seine in den letzten Jahren von zunehmenden Spannungen belastete Allianz zuletzt Nissan schrittweise gelockert und sich von Anteilen getrennt. Die inzwischen auf 36% gesunkene Beteiligung wird nun nur noch als Finanzbeteiligung ausgewiesen. Zur Berechnung ihres Wertes wurde jetzt der Aktienkurs von Nissan Ende Juni zu Grunde gelegt. Dieser ist in den vergangenen zwölf Monaten um ein Drittel gesunken.
Marge soll wieder steigen
Der Umsatz der Gruppe legte dank neuer Modelle um knapp 3% auf 27,6 Mrd. Euro zu. Die operative Marge des Konzerns ging um 2,1 Prozentpunkte auf 6% zurück, die der Automobilaktivitäten auf 4%. Finanzchef Duncan Minto sagte, er gehe davon aus, dass sie im zweiten Halbjahr wieder auf das Vorjahresniveau steigen werde.
Die Zahlen seien weit von den eigenen Ambitionen entfernt, erklärte der neue Renault-Chef Provost. Er will im ersten Quartal 2026 einen neuen Strategieplan präsentieren. „Wir müssen aus eigener Kraft wachsen“, sagte er. Der Vorrang werde weiter auf Klasse vor Masse liegen.