Rolex-Bucherer-Deal trifft britischen Uhrenhändler
Rolex-Bucherer-Deal trifft britischen Uhrenhändler
Anleger fürchten um künftige Stellung von WOS – Kurssturz
kro Frankfurt
Der Genfer Luxusuhrenhersteller Rolex will seinen langjährigen Partner, den Uhren- und Schmuckhändler Bucherer, übernehmen – und sorgt damit für reichlich Missmut unter den Aktionären des britischen Uhrenhändlers Watches of Switzerland (WOS). Der Aktienkurs des Unternehmens, das als größter Händler von Rolex-Uhren in Großbritannien gilt, hat am Freitag in der Spitze um etwa 30% nachgegeben. Fast 600 Mill. Euro an Börsenwert sind umgerechnet in kürzester Zeit ausradiert worden.
Als "wuchtig" und "spielverändernd" bezeichneten Analysten den überraschenden Deal. "Das befürchtete Szenario – Rolex steigt in den Vertrieb ein – entfaltet sich leider mit dem Kauf von Bucherer", fasste HSBC-Experte Erwan Rambourg seine bisherigen Erkenntnisse zusammen. Er sowie sein Kollege Jonathan Pritchard von Peel Hunt stuften ihre Ratings für WOS von "Kaufen" auf "Halten" ab.
Watches of Switzerland braucht Rolex
Zu welchem Preis Rolex Bucherer übernehmen will, ist nicht bekannt. In einer Mitteilung des Unternehmens hieß es lediglich, dass der Beschluss zum Kauf gefallen sei, nachdem Verwaltungsratspräsident Jörg Bucherer "in Ermangelung direkter Nachkommen die Entscheidung gefällt hatte, sein Unternehmen zu veräußern". Bucherer hatte das 1888 gegründete Familienunternehmen mit Sitz in Luzern in dritter Generation geführt.
Klar ist aber, dass Watches of Switzerland massiv vom Rolex-Verkauf und der Gunst des Herstellers abhängig ist. Die Marke macht etwa die Hälfte des Umsatzes von WOS aus. "Wenn WOS eine Filiale eröffnen oder einen unabhängigen Wettbewerber kaufen möchte, braucht der Händler sehr oft den Segen von Rolex, um das Projekt durchführen zu können", erklärt HSBC-Analyst Rambourg.
Zwei gegen einen
Als "offensichtlich hässliches Szenario" stehe nun zu befürchten, dass Rolex bei der Zuteilung der kleinen Produktmengen Bucherer ab sofort Priorität einräumen könnte. Neuen Projekten von WOS könnte Rolex zudem in Zukunft die Zustimmung verweigern. Nicht zuletzt werden Rolex und Bucherer bei künftigen Akquisitionen nun wahrscheinlich ein harter Wettbewerber, der WOS in seinen Expansionsplänen einschränken könnte.
Rolex selbst erklärte zwar, die Zusammenarbeit mit den übrigen offiziellen Fachhändlern ihres Vertriebsnetzes "unverändert" fortzusetzen. Laut Watches of Switzerland habe das Rolex-Management zudem zugesichert, dass es "infolge der Übernahme keine Änderungen bei der Produktverteilung oder dem Vertrieb geben wird". An der Börse verfing das jedoch offenbar nicht.