Anwenderumfrage

SAP muss bei der Cloud-Integration nachbessern

Die SAP-Anwender sehen zumindest im deutschsprachigen Raum noch deutliches Verbesserungspotenzial bei Harmonisierung und Integration der Produkte. Das ergab eine Umfrage der Anwendergruppe DSAG.

SAP muss bei der Cloud-Integration nachbessern

scd Frankfurt – Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat seine Anwender trotz aller Bemühungen um eine bessere Integration der Clouddienste noch nicht voll überzeugt. Einer aktuellen Umfrage der Anwendergruppe (DSAG) unter ihren Mitgliedern in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) zufolge bewerten nur 16% der Unternehmen die Harmonisierung der Datenmodelle über mehrere SAP-Anwendungen hinweg mit gut oder sehr gut. Die Integration der Software in Cloud- und Hybrid-Umgebungen ist für 28% der Unternehmen gut, allerdings sehen diese insgesamt ebenso viele als ausreichend oder gar mangelhaft an. „In puncto Integration besteht nach wie vor Handlungsbedarf. SAP ist in dem Bereich bereits ein gutes Stück vorangekommen. Doch das Ergebnis sollte von SAP als weiterer, deutlicher Weckruf verstanden werden“, sagt der DSAG-Vorstandschef Jens Hungershausen.

Laut SAP-Chef Christian Klein hängt die Erfahrung, die ein Anwender mit der Integration macht, stark von der technologischen Basis ab. „In Geschäftsprozessen, die den Kern unseres Geschäfts ausmachen, haben wir die Datenmodelle und die Oberflächen für S/4Hana und unsere zugekauften Lösungen harmonisiert und vereinheitlicht. Wenn sich ein Kunde allerdings auf einem älteren oder modifizierten ERP-Release befindet, kann er nicht im gleichen Umfang profitieren. Daher ist die Erfahrung der Cloud-Nutzung je nach Setup des Kunden auch unterschiedlich.“

Insgesamt sieht Klein SAP aber auf gutem Weg. Der Vorstandsvorsitzende hatte die tiefere Integration und Harmonisierung der SAP-Applikationen mit seinem Amtsantritt im Frühjahr 2020 zu einem Eckpfeiler seiner Strategie gemacht. Einen weiteren Eckpfeiler hatte Klein Anfang des Jahres mit „Rise with SAP“ gesetzt. Mit dem Service verspricht der Walldorfer Softwarekonzern den Anwendern Unterstützung für eine schnellere und erfolgreichere Migration in die Cloud und unterstützt damit auch das eigene strategische Ziel, das Umsatzwachstum mit seinem Mietsoftwareangebot zu beschleunigen. Eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung der neuen Ausrichtung dürfte Chefstratege Anuj Kapur gespielt haben, der im Sommer 2020 von Cisco zu Europas größtem Softwarehaus gewechselt war. Am Montag bestätigte SAP nun allerdings, dass der in San Francisco ansässige Manager den Dax-Konzern auf eigenen Wunsch verlassen habe.

Der Umfrage zufolge muss SAP zumindest im Grundsatz nicht allzu viel Überzeugungsarbeit leisten. Während 46% der befragten DSAG-Mitglieder der Software aus der Rechnerwolke prinzipiell positiv gegenüberstehen, beurteilen diese nur 27% negativ. „Die Zustimmung für Cloud-Lösungen im DACH-Raum steigt weiter, wenn auch verhaltener als unter den ASUG-Mitgliedern. Dafür könnten die immer noch vorhandenen Vorbehalte verantwortlich sein, sensible Firmendaten in die Cloud zu stellen“, erläutert Hungershausen. Allerdings sind auch die Erfahrungen mit Cloud-Anwendungen ein Thema – und die fallen gerade bei SAP eher ernüchternd aus. Nur 30% der DSAG-Mitglieder machen allgemein positive Erfahrungen im SAP-Bereich. Bei Drittanbietern ist der Anteil etwa doppelt so hoch (siehe Grafik). In der Kundentreue macht sich dies aber wohl nicht bemerkbar. „Die Renewal-Raten unserer Cloud-Lösungen sehen seit langem sehr gut aus“, versichert Klein.

Zudem kommen die Kunden offenbar schleppender mit der Digitalisierung voran als noch im vergangenen Jahr. Nachdem 2020 noch 61% angaben, schnell oder zumindest ordentlich voranzukommen, waren es 2021 nur noch 54%.

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