Spanien

Saudi Telecom wird Hauptaktionär von Telefónica

Der saudische Telekomkonzern STC steigt für 2,1 Mrd. Euro bei Telefónica ein, strebt jedoch nicht die Kontrolle an. Die spanische Regierung lässt prüfen, ob sie die Operation aus strategischen Gründen blockiert oder nicht.

Saudi Telecom wird Hauptaktionär von Telefónica

Telefónica hat neuen Hauptaktionär

Saudi Telecom strebt nach 9,9 Prozent der Aktien, doch die spanische Regierung ist skeptisch

ths Madrid

Der überraschende Einstieg von Saudi Telecom Company (STC) bei Telefónica ist bei Anlegern und Analysten am Mittwoch gut aufgenommen worden. Die spanische Regierung schien jedoch weniger erfreut über die Operation und lässt die Sache im Rahmen eines Gesetzes zum Schutz von strategischen Unternehmen prüfen.

Der Telekommunikationskonzern aus Saudi-Arabien, der zu 64% in Staatsbesitz ist, hatte am Dienstag nach Börsenschluss in Europa bekannt gegeben, dass man 9,9% des Kapitals von Telefónica erworben habe zu einem Preis von 2,1 Mrd. Euro, was dem aktuellen Marktwert des spanischen Unternehmens entspricht. „STC hat weder die Absicht, die Kontrolle zu übernehmen noch einen höheren Anteil zu erwerben“, erklärte der Konzern. Es handele sich um eine strategische Beteiligung, ließen die Saudis verlauten. STC wird mit den 9,9% größter Aktionär von Telefónica, vor den spanischen Großbanken BBVA und Caixabank sowie dem US-Finanzinvestor Blackrock.

Doch braucht der Deal die Zustimmung der spanischen Regierung, Nach einem Gesetz zum Schutz der heimischen Unternehmen vor ungewünschten Übergriffen von außerhalb der Europäischen Union kann Madrid Beteiligungen ab 10% blockieren. Im Fall der strategischen Bedeutung Telefónicas, vor allem in der Verteidigung, liegt die Hürde bei nur 5%. STC hat daher zunächst nur 4,9% der Aktien erworben sowie weitere 5% der Anteile in Form von Derivaten. Diese sollen dann in stimmberechtigte Aktien umgewandelt werden, sobald man die Genehmigung für den Kauf erhalten habe.

Wirtschaftsministerin Nadia Calviño erklärte, man werde die geltenden Mechanismen zur Überprüfung der Operation anwenden und die „strategischen Interessen Spaniens wahren“. Die Arbeitsministerin Yolanda Díaz von den Linken, dem Koalitionspartner der Sozialisten, bestand darauf, die „strategische Autonomie“ zu bewahren. Calviño von den Sozialisten räumte aber ein, dass es auch darum gehe, die Attraktivität des Landes für ausländische Investitionen zu schützen.

STC strebt vorerst keinen Sitz im Aufsichtsrat an, wie auch keine Kursänderung. „Die Investition belegt das Vertrauen von STC Group in die Führung von Telefónica, deren Strategie und Fähigkeit, Mehrwert zu schaffen“, hieß es in einer Börsenmitteilung.

Der spanische Konzern wiederum unterstrich das Vertrauen der Saudis in den Vorstand und sprach von einer „freundschaftlichen Annäherung“. Für den Vorsitzenden José María Álvarez-Pallete ist der Einstieg der Araber in der Tat eine Rückendeckung. Seit seinem Amtsantritt vor sieben Jahren ist der Aktienkurs um die Hälfte gefallen. Die strategische Neuausrichtung und die großen Fortschritte beim Schuldenabbau haben die Märkte bislang nicht überzeugen können. Am 8. November hält Telefónica nach langer Zeit wieder einen Investorentag ab, wo die neue Strategie erläutern werden soll.

Auch Analysten kommentierten, dass die Investition von STC einen Vertrauensbeweis gegenüber der Telefónica-Führung bedeute. „Der Deal stärkt das Ziel von Telefónica, langfristig eine stabile Aktionärsbasis zu haben“, bemerkten die Experten von Bankinter. An der Madrider Börse stieg der Telefónica-Kurs anfangs um bis zu 3%, gab dann jedoch wieder nach.

STC, mit einem Börsenwert von 49 Mrd. Euro, hat zuletzt Aktiva in Osteuropa erworben. Álvarez-Pallete wurde vom Einstieg der Saudis auf einer Reise in den USA erwischt. Am Mittwoch machte er sich auf nach Riad, um mit den neuen Aktionären zu sprechen.

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