Schwacher Lkw-Markt in den USA lastet auf Daimler Truck
Marktschwäche in den USA lastet auf Daimler Truck
Vorstandschefin: Große Unsicherheit wegen amerikanischer Konjunktur – Jahresprognose zum zweiten Mal gesenkt
jh München
Daimler Truck muss wegen der Auftragsflaute im US-amerikanischen Lkw-Geschäft abermals die Jahresprognose für den Markt und die Konzernzahlen senken. Das erschreckt die Aktionäre. Die Kunden seien vor allem wegen der Konjunktur verunsichert, sagt Vorstandschefin Karin Rådström. An der Zollpolitik liege es weniger.
Die Nachfrage nach Lkw in Europa erholt sich, doch in den USA zögern viele Transportunternehmen mit der Bestellung von Fahrzeugen. Das Ausmaß der Marktschwäche trifft Daimler Truck härter als erwartet – sowohl im Ergebnis des zweiten Quartals, als auch im Ausblick für das gesamte Jahr. „Unsere Kunden sind sehr besorgt wegen der amerikanischen Wirtschaft“, sagte die Vorstandsvorsitzende Karin Rådström am Freitag in einer Telefonkonferenz. Es gehe nicht so sehr um den einen oder anderen Zoll. Wenn sich die Unsicherheit wegen der Konjunktur fortsetze, sei es vielmehr für die Kunden sehr schwierig, das künftige Transportvolumen vorherzusagen und ihre Investitionen danach auszurichten.
Nach einem sehr schlechten Juni habe sich die Auftragslage im Juli zwar verbessert, berichtete Finanzchefin Eva Scherer. Doch wegen der Unsicherheit senkte Daimler Truck wie schon im Mai die Prognose für den Markt der schweren Lkw in Nordamerika und deshalb auch im Konzern für den Absatz, Umsatz, das Ergebnis, die Marge und den freien Cashflow. Das Analysehaus Bernstein wies darauf hin, dass viele einen gesenkten Ausblick erwartet hätten. Das Ausmaß sei für die meisten jedoch eine negative Überraschung. Am Nachmittag lag der Aktienkurs im Xetra-Handel 7,6% unter dem Vortagesschluss.
„Mehr Gegenwind“
In Nordamerika ist Daimler Truck im Segment der schweren Lkw (Class 8) mit den Marken Freightliner und Western Star Marktführer. Den aktuellen Anteil bezifferte Rådström auf 41,1%. Der Auftragseingang brach im zweiten Quartal um mehr als die Hälfte ein (siehe Grafik). Das trifft den Konzern mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart besonders hart, da es sein profitabelstes Segment ist. Im ersten Halbjahr erzielte Trucks North America eine bereinigte Umsatzrendite von 13,7 (i.V. 13,6)%. Für das gesamte Jahr senkte der Vorstand die Prognosespanne nun auf 10 bis 12%. Zuvor waren es 11 bis 13%. „Nach einer starken ersten Hälfte erwarten wir in der zweiten mehr Gegenwind“, sagte die Vorstandschefin.

Auch die Konkurrenten stellen eine Verunsicherung und ein Abwarten der Kunden in Nordamerika fest. Allerdings gehen ihre Bestellungen weniger stark zurück. Der Lkw-Auftragseingang von International Motors sank im zweiten Quartal vergleichen zum Vorjahreszeitraum um 5%, im Vergleich mit dem ersten Dreimonatsabschnitt 2025 jedoch um 31%. Die Marke gehört zu Traton, der Nutzfahrzeugholding von Volkswagen. Volvo berichtete von einem Rückgang um 16% im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum.
Stellenabbau bekräftigt
Für die Konzernmarge im Industriegeschäft (ohne Finanzdienstleistungen) erwartet Daimler Truck nun 7 bis 9% nach 8,9% im vergangenen Jahr. Sowohl im zweiten Quartal (9,3%) als auch im Halbjahr (9,4%) lag der Wert über der Spanne. Dem Segment Mercedes-Benz Trucks mit dem überwiegenden Geschäft in Europa und Brasilien gelang von April bis Juni ein Anstieg auf 5,9 (i.V. 3,1)%. Auch das Lkw-Geschäft in Asien (5,4%) legte zu sowie das von einem erholten Reisebusmarkt geprägte Segment Busse (10,0%).
In Europa zieht das Geschäft mit Lastwagen, das sich im vergangenen Jahr stark abgeschwächt hatte, wieder an. Rådström berichtete von 30% mehr Bestellungen. Im zweiten Quartal habe die Dynamik etwas nachgelassen, was sie mit der Unsicherheit wegen der Zollpolitik der USA begründete. In Brasilien sei der Auftragseingang nach wie vor stark. Im gesamten Segment Mercedes-Benz Trucks nahmen die Bestellungen im zweiten Quartal um ein Viertel zu.

Daimler Truck ist dabei, mit einem Effizienzprogramm die Kosten in Europa bis zum Jahr 2030 um mehr als 1 Mrd. Euro zu senken. Auf dem Kapitalmarkttag Anfang Juli hatte Rådström dafür einen Abbau von 5.000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt. Die Arbeitnehmerseite reagierte empört. Eine Zahl für einen Stellenabbau sei mit ihr nicht vereinbart worden. Rådström wies nun jedoch darauf hin, dass es mit dem Betriebsrat eine Einigung gibt, die Kosten zu reduzieren, und fügte hinzu: „Wenn ich alle Maßnahmen zusammenrechne, nehme ich an, dass dies zu einem Personalabbau von etwa 5.000 Stellen führen wird.“