Energietechnik

Siemens Energy wird profitabler

Auf der Ergebnisseite kommt das Unternehmen voran. Die Prognose für den Umsatz kappt der Vorstand jedoch: Die Pandemie erschwert das Arbeiten auf Baustellen und auch das Servicegeschäft.

Siemens Energy wird profitabler

jh München

Siemens Energy hat im vergangenen Quartal das Ergebnis erheblich verbessert. Das angepasste operative Ergebnis (Ebita) hat sich auf 197 (i.V. 88) Mill. Euro mehr als verdoppelt. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres (30. September) drehte das Ebita vom Minus ins Plus (siehe Tabelle). Der Vorstandsvorsitzende Christian Bruch erinnerte in einer Telefonkonferenz daran, dass im Vorjahreszeitraum Großprojekte, vor allem von Siemens Gamesa, stark belastet hätten. Die Analysten von Goldman Sachs bezeichneten den Anstieg der Profitabilität gleichwohl als herausragend. Die Marge – bezogen auf das angepasste Ebita – legte in den drei Monaten von Januar bis März auf 3,0 (1,3)% zu. Ohne negative Sondereffekte von 91 Mill. Euro ergaben sich 4,4 (2,9)%. Nach Steuern weist Siemens Energy einen Quartalsgewinn von 31 Mill. Euro aus. Vor einem Jahr hatte es einen Verlust von 142 Mill. Euro gegeben.

Der Umsatz ging im zweiten Quartal um 4,4% und im Halbjahr um 1% zurück. Die beiden Geschäftssegmente Gas and Power und Siemens Gamesa entwickelten sich gegenläufig (siehe Grafik). Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet der Vorstand dennoch einen Anstieg um 3 bis 8%. Bisher wurde eine Spanne von 2 bis 12% in Aussicht gestellt. Der weitere Verlauf des Geschäftsjahres sei nun besser vorherzusehen, heißt es zur Begründung der Präzisierung. Dass das Unternehmen nun vorsichtiger plant, begründete Bruch mit den Folgen der Pandemie. Diese wirke sich auf Baustellen und auch auf das Servicegeschäft an Ort und Stelle aus. Zudem wies Bruch darauf hin, dass es sich um eine Prognose des nominalen Umsatzes handle. Das Verhältnis des Euro zum Dollar wirkte sich auch im vergangenen Quartal negativ aus: Real blieb der Umsatz stabil.

Gas and Power zieht nach

Für Gas and Power mit den konventionellen Kraftwerken wird nun mit einem nominalen Umsatzwachstum von 2 bis 6 (bisher: 2 bis 11)% gerechnet. Siemens Gamesa hatte bereits am Freitag die Umsatzprognose gekappt (vgl. BZ vom 30. April). Die Spanne, die zuvor bis 11,2 Mrd. Euro reichte, wurde auf 10,2 bis 10,5 Mrd. Euro reduziert. An dem Unternehmen für erneuerbare Energien ist Siemens Energy mit 67% beteiligt.

Bruch wiederholte seine Meinung, dass entweder ein Anteil von 50 oder 100% sinnvoll sei. Es sei aber zu früh, um darüber zu diskutieren. Siemens Energy sei erst seit einem halben Jahr an der Börse. Zunächst gehe es darum, die Wettbewerbsfähigkeit in beiden Häusern zu steigern – Siemens Gamesa sowie Gas and Power.

Die Prognose für das Ergebnis von Siemens Energy ließ der Vorstand unverändert. Für die angepasste Ebita-Marge vor Sondereffekten werden 3 bis 5% angestrebt. Im ersten Halbjahr waren es 5,0 (1,0)%. Der Gewinn nach Steuern soll stark steigen, während für den freien Cash-flow (vor Steuern) ein kräftiger Rückgang erwartet wird. In den ersten sechs Monaten betrug diese Größe 45 (–159) Mill. Euro.

Hoffnungen macht sich Siemens Energy auf Aufträge aus den staatlichen Infrastrukturprojekten, die in der Pandemie aufgelegt werden. „Wir sind in Gesprächen dabei“, berichtete Bruch. Im Auftragseingang werde sich das aber frühestens im nächsten Jahr niederschlagen. In den USA sei ein Anschub für Windenergie und Energieübertragung zu erwarten. Einzelheiten seien aber noch unklar. In Europa erhofft sich Bruch vom „Green Deal“ der EU zum Beispiel Aufträge im Osten. In Polen, Bulgarien und Rumänien gebe es noch viele Kohlekraftwerke, die als Übergangslösung auf Gas umgerüstet werden könnten. Das gelte auch für China. Dort wäre dies nur im Zusammenspiel mit heimischen Partnern zu schaffen, fügte Bruch hinzu. Energieunternehmen bereiteten sich auf große Infrastrukturprojekte der Staaten vor. Damit würde aber nur ein Teil des Bedarfs gedeckt. „Am Ende geht es um viel privates Kapital“, sagte der Vorstandschef.

Keine Vorstandsbüros mehr

Eine Folge der Pandemie ist in dem Unternehmen ein künftig veränderter Rahmen für Büroarbeit. Die Arbeit von zu Hause werde zum Teil beibehalten, kündigte Bruch an. Auch der Vorstand werde keine eigenen Büros mehr haben. Eine Kosteneinsparung lasse sich noch nicht beziffern. Zum einen müsse in den Umbau investiert werden, zum anderen gebe es zum Teil langfristige Mietverträge.

Siemens Energy
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr1    
in Mill. Euro2020/212019/20
Auftragseingang1795117596
Umsatz1302413152
Angepasstes Ebita439–29
in % vom Umsatz3,4–0,2
Nettoergebnis130–337
Ergebnis je Aktie (Euro)0,12–0,34
Freier Cash-flow–175–415
Nettoverschuldung157623662
1) Geschäftsjahr endet am 30.9.; 2) am 30.9.2020 Börsen-Zeitung