Windkraftanlagen

Siemens Gamesa will Tempo machen

Mit dem künftigem CEO Jochen Eickholt strebt die Tochter von Siemens Energy die Wende in der Onshore-Sparte an. Andreas Nauen, der gehen muss, hat Verständnis für den Beschluss des Verwaltungsrats.

Siemens Gamesa will Tempo machen

jh München

Der Vorstandschef (CEO) von Siemens Gamesa, Andreas Nauen, hat sich trotz seiner Abberufung zum Ende dieses Monats am Donnerstag Fragen von Analysten und Journalisten zum ersten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres (30. September) gestellt. Er sei enttäuscht über das Quartalsergebnis, sagte er. „Das Ergebnis ist nicht, wie es sein sollte“, fügte Nauen hinzu. Gamesa habe zu häufig für negative Überraschungen gesorgt. Deshalb habe er Verständnis für die Entscheidung des Verwaltungsrats. Dessen Vorsitzender Miguel Angel López erhofft sich vom Nachfolger Jochen Eickholt, dass sich die angestrebte Wende im Onshore-Geschäft beschleunigt.

Eickholt, der seit dem vergangenen Monat als stellvertretender Vorsitzender Mitglied des Verwaltungsrats ist, übernimmt die Führung des mit Verlust arbeitenden Herstellers von Windkraftanlagen am 1. März (vgl. BZ vom 3. Februar). Er nahm am Donnerstag an den Konferenzen teil, sagte, er sei erfreut und geehrt, äußerte sich aber noch nicht zum Geschäft. Sein Vertrag als Vorstand von Siemens Energy wird Ende Februar aufgelöst. Das Unternehmen, das mit 67% an Siemens Gamesa beteiligt ist, kündigte an, die Nachfolge in der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats zu regeln.

Nauen ist erst seit Juni 2020 Chef von Siemens Gamesa. Auf die Frage, ob der CEO überhaupt das Problem sei, antwortete Verwaltungsratschef López: „Wir müssen handeln, um die finanzielle Situation zu stabilisieren, und mit den richtigen Maßnahmen vorankommen.“ Die Berufung von Eickholt sei die beste Entscheidung.

Zudem arbeitet das Unternehmen nach eigener Aussage weiterhin daran, die Folgen der gestiegenen Kosten für Material, Logistik und Personal abzuschwächen. Dazu gehöre auch der mögliche Verkauf der Windkraftanlagen-Pipeline in Südeuropa, was das Ergebnis positiv beeinflussen würde. Zur Pipeline zählt das Unternehmen Vereinbarungen über bevorzugte Lieferungen und Aufträge unter Vorbehalt. Gefragt nach den Verkaufsplänen antwortete López, der Prozess dauere während der nächsten Monate. Über ein Ergebnis wolle er nicht spekulieren. Er äußerte sich nicht zu dem Gerücht, es handle sich um einen Preis von mehr als 100 Mill. Euro.

Servicegeschäft wächst

Siemens Gamesa hatte vor zwei Wochen die Prognose für das Geschäftsjahr gesenkt (vgl. BZ vom 22. Januar). Die dritte Korrektur innerhalb von neun Monaten begründete Nauen mit unterbrochenen Lieferketten und einem Kostenanstieg, der über den Erwartungen liege. Hinzu kamen Schwierigkeiten im Hochlauf neuer Turbinen (5.X) für Windräder an Land.

Im ersten Quartal sank der Umsatz um ein Fünftel (siehe Tabelle). Alle Ertragskennziffern verschlechterten sich, der Nettoverlust betrug 403 Mill. Euro. Als positive Aspekte hob Nauen das wachsende Servicegeschäft und die Entwicklung des Offshore-Geschäfts hervor. Die Ertragslage sei derzeit für die gesamte Branche schwierig. Er betonte aber die aus seiner Sicht langfristig guten Perspektiven und die Bedeutung der Windkraft für Umwelt und Klima.

Siemens Gamesa
Konzernzahlen nach IFRS1
1. Quartal
in Mill. Euro2021/222020/21
Auftragseingang2 4722281
Umsatz1 8292 295
Ebit bereinigt2–309121
  in % vom Umsatz–16,95,3
Ebit–37714
Finanzergebnis–5–12
Nettoergebnis–40311
Investitionen129140
Nettofinanzposition–1097–476
1) Geschäftsjahr endet am 30.9.; 2) vor Abschreibungen auf Kaufpreisallokation und vor Integrations- und RestrukturierungskostenBörsen-Zeitung