Siemens läutet Abschied von Healthineers ein
Siemens läutet Abschied von Healthineers ein
Siemens läutet den schrittweisen Abschied von der Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers ein. Die verbleibende Beteiligung an Siemens Healthineers von aktuell rund 67% solle entkonsolidiert werden, kündigte der Konzern am Mittwochabend an. „Der heutige Tag markiert den Beginn der nächsten Wachstumsphase für Siemens“, erklärte Vorstandsvorsitzender Roland Busch: „Mit der Abgabe der Kontrollmehrheit an Siemens Healthineers fokussieren wir uns auf ein hochgradig synergetisches Siemens-Portfolio.“ Zu diesem Portfolio rechnet Busch – im Gegensatz zu manchem Investor – regelmäßig auch das Bahngeschäft.
Siemens Healthineers zeigte sich in einer Mitteilung über die Entscheidung erfreut. „Wir schätzen die Klarheit“, so Vorstandsvorsitzender Bernd Montag: „Wir setzen damit unseren Weg zu einem vollkommen unabhängigen Unternehmen fort, den wir mit unserem Börsengang im Jahr 2018 begonnen haben.“
Siemens-Aktionäre erhalten Healthineers-Anteile
Die Siemens-Aktionäre sollten 30% der Healthineers-Anteile erhalten, und zwar vorzugsweise in Form einer Direktabspaltung, erklärte Siemens am Abend vor Bilanzpressekonferenz und Kapitalmarkttag: „Somit profitieren die Siemens-Aktionäre unmittelbar durch den Erhalt von Siemens Healthineers-Aktien.“
Der Konzern wählt damit einen Weg, den einige Großinvestoren bereits mehrfach gefordert hatten. In einer ersten Reaktion begrüßte die Fondsgesellschaft Union Investment denn auch die Entscheidung. Fondsmanagerin Maria Mihaylova betonte: „Durch die Entkonsolidierung kann Siemens sich künftig stärker auf seine industriellen Kerngeschäfte Digital Industries und Smart Infrastructure konzentrieren.“
Ziel ist den Münchnern zufolge in einem ersten Schritt, noch eine signifikante Minderheitsbeteiligung an Siemens Healthineers zu halten. Dies ermögliche mehr Flexibilität bei der Kapitalallokation: „Damit partizipiert Siemens auch weiterhin als Minderheitsaktionär am attraktiven Geschäft von Siemens Healthineers.“ Mittelfristig sei geplant, die Beteiligung auf eine Finanzbeteiligung zu reduzieren, hieß es.
Schatzkästlein für alle Gelegenheiten
Damit ist ein schrittweises Vorgehen vorgesehen. Es fehlen allerdings konkrete Informationen, wie die Erlöse verwandt werden sollen, die aus einer Reduzierung auf eine Finanzbeteiligung resultieren. Insofern ist davon auszugehen, dass der Healthineers-Anteil opportunistisch als Finanzierungsquelle eingesetzt wird. Die Formulierung „mittelfristig“ vermeidet zudem jeglichen Zeitdruck.
Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas strich heraus, beide Unternehmen könnten in der neuen Aufstellung agiler und fokussierter agieren: „Die Entkonsolidierung erweitert für Siemens Spielräume, erhöht die Transparenz, reduziert Komplexität für den Kapitalmarkt und vereinfacht Governance-Strukturen.“ Zudem sei die Abspaltung eine marktfreundliche Anteilsübertragung.
Dividende soll weiter steigen
Die Transaktion, die Siemens zu einem Technologiekonzern mit einem größeren Anteil an Software-Geschäft macht, wird sich noch einige Zeit hinziehen. Einerseits müssen die Hauptversammlungen beider Unternehmen zustimmen. Darüber hinaus stehe sie „unter dem Vorbehalt abschließender regulatorischer Klärungen“, erklärte Siemens. Weitere Details sollten Anfang des zweiten Quartals des kommenden Kalenderjahres bekannt gegeben werden, hieß es.
Die Aktionäre müssen, obwohl perspektivisch erhebliche Mittelzuflüsse entfallen, keine Kürzung der Ausschüttung befürchten. Siemens bekräftige seine progressive Dividendenpolitik, die auf eine jährliche Erhöhung der Dividende abzielt. Sie werde auch nach der Entkonsolidierung fortgeführt, teilte der Konzern am Mittwochabend mit.
