Staplerhersteller

Sondereffekte drücken Jungheinrich in Verlustzone

Sondereffekte haben Jungheinrich im dritten Quartal rote Zahlen schreiben lassen. Bereinigt um Einmalbelastungen schnitt der Staplerhersteller aber besser ab als erwartet.

Sondereffekte drücken Jungheinrich in Verlustzone

Sondereffekte drücken Jungheinrich in die Verlustzone

Sparprogramm und Verkauf von Russland-Tochter belasten – Bereinigtes operatives Ergebnis besser als erwartet

ste Hamburg

Die im Juli angekündigten Belastungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der Russland-Tochter sowie durch ein Transformationsprogramm haben bei Jungheinrich im dritten Quartal zu einem Verlust von –65 (i.V. +71) Mill. Euro geführt. Das gab der Intralogistikkonzern aus Hamburg am Mittwoch bekannt. Bereinigt um Einmalkosten von insgesamt 163 Mill. Euro schnitt der Staplerhersteller im Berichtsquartal aber besser ab als erwartet. Das operative Ergebnis (Ebit) stieg auf dieser Basis im Vorjahresvergleich um 6,7% auf knapp 113 Mill. Euro. Die bereinigte Ebit-Marge landete mit 8,3% über dem Vorjahreswert von 8,1% sowie über dem Marktkonsens von 7,7%. Anleger zeigten sich erleichtert: Die Vorzugsaktie des MDax-Unternehmens legte um bis zu 9,7% auf 32,24 Euro zu.

Anleger bevorzugen Rivalen

Damit erhöhte sich der Kurszuwachs seit Ende vorigen Jahres auf gut 25%. Doch gemessen am Jahreshöchststand von 42,84 Euro im Juli steht noch immer ein Minus von fast einem Viertel zu Buche. Zum Vergleich: Der Wert der ebenfalls im Nebenwertesegment der Frankfurter Börse gelisteten Aktie des Rivalen Kion hat sich im bisherigen Jahresverlauf auf rund 63 Euro fast verdoppelt.

Der Jungheinrich-Konzern, der Anleger im Mai mit neuen Wachstums- und Ergebniszielen bis 2030 positiv überrascht hatte, bekräftigte die im Juli reduzierten Geschäftsjahresziele. Diese sehen für 2025 unter anderem einen Auftragseingang zwischen 5,3 und 5,9 (i.V. 5,3) Mrd. Euro sowie Umsatzerlöse im gleichen Korridor (2024: 5,4 Mrd. Euro) vor. Das Ebit soll 160 Mill. bis 230 (434) Mill. Euro erreichen, die Ebit-Marge 3,1 bis 3,9 (8,1)%. Beim freien Cashflow strebt das Unternehmen mehr als 250 (431) Mill. Euro an.

Analysten zuversichtlicher

Die Zahlen des dritten Quartals stimmen Analysten zuversichtlicher. Zwar würden im vierten Quartal noch weitere Einmalbelastungen anfallen, so Warburg Research. Das Analysehaus, das bei einem Kursziel von 44 Euro zum Kauf der Jungheinrich-Aktie rät, hält inzwischen jedoch die obere Grenze der Ebit-Prognose für realistischer. Auch die US-Investmentbank Jefferies, die bei Jungheinrich eine Kaufempfehlung sowie ein Preisziel von 39 Euro ausgibt, geht angesichts des jüngsten Quartals davon aus, dass das Jahresergebnis „eher im oberen Bereich“ der Prognosespanne liegen wird.

Für den Berichtsabschnitt zeigt Jungheinrich einen um 5,4% auf 1,33 Mrd. Euro gestiegenen Auftragseingang sowie einen um 3,9% auf 1,35 Mrd. Euro erhöhten Umsatz. Der operative Verlust von –50,2 (+105,7) Mill. Euro geht den Angaben zufolge unter anderem auf Aufwendungen von 60 Mill. Euro für das Transformationsprogramm zurück, das mittelfristig zu Kosteneinsparungen von circa 100 Mill. Euro führen soll. Mit Maßnahmen zur Optimierung von Produktion, Management und Verwaltung will sich Jungheinrich wettbewerbsfähiger aufstellen. Die Sparmaßnahmen sollen konzernweit 1.000 von zuletzt rund 21.300 Stellen betreffen, zum größeren Teil in Deutschland. Für 2025 veranschlagt Jungheinrich durch die Maßnahmen insgesamt Aufwendungen von etwa 90 Mill. Euro.

Werk in Lüneburg schließt

Zu den Maßnahmen gehört, dass das Produktionsnetzwerk unter anderem durch eine Teilbetriebsschließung des Standorts Lüneburg neu ausgerichtet wird. Die Fertigung in dem Werk werde geschlossen und nach Dresden verlagert, die Entwicklungs- und Ingenieursressourcen in Lüneburg bleiben nach Angaben eines Konzernsprechers aber erhalten. Vorgesehen seien ferner die Zentralisierung der Aufarbeitung gebrauchter Fahrzeuge am rumänischen Standort Ploiești sowie eine Kapazitätsanpassung im Werk Norderstedt. Geplante Reduzierungen oder Verlagerungen administrativer Positionen betreffen den Angaben zufolge vor allem die Buchhaltung und andere Bereiche der Hauptverwaltung in Hamburg. Zudem will Jungheinrich an der restriktiven Einstellungspolitik festhalten.

Im Zusammenhang mit dem Verkauf der russischen Tochtergesellschaft ist 2025 eine Sonderbelastung von rund 120 Mill. Euro eingeplant. Im dritten Quartal fielen 85 Mill. Euro an. Zudem belastete zuletzt ein Verlust von 18 Mill. Euro, der im Zusammenhang mit dem Abgang aktivierter Entwicklungsausgaben für eine nicht fortgeführte Technologie stand.