Spatz oder Taube
Wenn Daniel Kretinsky nur einen Schnaps auf die Metro-Offerte drauflegte, könnte aus dem “unaufgeforderten, freiwilligen Übernahmeangebot” eine freundliche Übernahme mit Unterstützung des Vorstands werden. So zumindest kann man Metro-Chef Olaf Koch verstehen, wenn man seinen Worten lauscht. Geradezu erfreut sind die Gremien, dass Kretinsky den eingeschlagenen Transformationspfad von Metro unterstützt. Einzig die gebotenen 16 Euro je Stammaktie sind “nicht angemessen”.Doch wer sich im Detail mit der Stellungnahme der Metro-Verwaltung befasst, muss sehr schnell erkennen, dass die Offerte in Bausch und Bogen zurückgewiesen wird. Insbesondere die Ungereimtheiten hinsichtlich der Finanzierung – das Fremdkapital bekäme Metro nach Abschluss des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags ganz schnell aufs Auge gedrückt und verlöre praktisch zeitgleich das Rating guter Bonität – treiben den Managern Sorgenfalten auf die Stirn. Denn damit stünde die Refinanzierung des Handelskonzerns auf tönernen Füßen, Verträge mit Warenkreditversicherern und Lieferanten in Milliardenhöhe sowie Garantien mit Banken für Verpflichtungen aus Mietverträgen gälte es neu zu verhandeln. Es ist eine wahre Liste des Grauens, die Metro aufzählt. Damit verbunden ist der Wunsch an die Bieterin, doch auch den Inhabern der Anleihen und Schuldverschreibungen ein passendes Angebot zu unterbreiten. Nur so bliebe Metro der Zugang zu den Anleihemärkten erhalten.Und fürwahr, die Rechnungen des Daniel Kretinsky vermögen mit Blick auf die Finanzierungsstruktur nicht zu überzeugen. Schon gar nicht, wenn es um die Verschuldungsrelationen geht. Denn der Schuldenabbau soll im ersten Schritt mit den Mittelzuflüssen aus dem Verkauf von Real und dem China-Geschäft bestritten werden. Metro hingegen will dieses Geld in die Transformation und etwaige Akquisitionen stecken.Aus Sicht der Aktionäre stellt sich allerdings einzig die Frage, ob sie den Spatz in der Hand, welchen das Angebot darstellt, der Taube auf dem Dach vorziehen sollen. Denn die Argumentation der Metro, der Angebotspreis spiegele nicht den fundamentalen Wert auf Basis künftiger Wachstums- und Profitabilitätspotenziale wider, ist bei Lichte besehen nicht mehr als ein Hoffnungswert. Es ist beileibe kein Geheimnis, dass Metro vollmundige Versprechen in der Vergangenheit nur allzu häufig kassieren musste und bei der Interpretation der Zahlen fünfe schon mal gerade sein lässt.