Starke Ergebnisse für europäische Airlines erwartet
Starke Ergebnisse für europäische Airlines erwartet
Starke Ergebnisse für europäische Airlines erwartet
IATA rechnet trotz Lieferengpässen mit weltweitem Rekordgewinn — Frachtgeschäft läuft besser als erwartet
wü Genf
Die weltweite Airline-Industrie dürfte trotz der Zunahme von geopolitischen Spannungen und Handelskonflikten in diesem und nächsten Jahr neue Rekordergebnisse einfliegen. Dabei dürften Fluggesellschaften aus Europa von den Gewinnen her erstmals seit über einem Jahrzehnt ihre Wettbewerber aus Nordamerika überflügeln, erwartet der Branchenverband IATA (International Air Transport Association). Doch die positiven Aussichten werden von den anhaltenden Problemen der Zulieferkette überschattet, die zu Verzögerungen bei den geplanten Produktionssteigerungen im Flugzeugbau führen.
Airlines müssen deshalb länger auf neue Flugzeuge warten und stattdessen alte, weniger treibstoffeffiziente Modelle länger nutzen als geplant. Die Probleme der Zulieferkette könnten den Fluggesellschaften in diesem Jahr zusätzliche Kosten von mehr als 11 Mrd. Dollar verursachen, sagte IATA-Chef Willie Walsh mit Verweis auf eine von der Unternehmensberatung Oliver Wyman im Auftrag des Branchenverbandes veröffentlichte Studie. Walsh macht vor allem die Triebwerkshersteller für die Engpässe verantwortlich. Sie seien bei der Lieferung neuer und reparierter Triebwerke weitaus langsamer als die Flugzeugbauer und zwängen diese, ihre Zeitpläne nach hinten zu verschieben, erklärte Walsh.
IATA prüft juristische Schritte
So haben fehlende Triebwerke die Auslieferungen von Airbus im laufenden Jahr gebremst. Wegen Mängeln bei metallenen Rumpfteilen, die ein Zulieferer für sein meistverkauftes Modell A320 herstellt, musste der europäische Flugzeugbauer gerade sein angesichts der Lieferschwierigkeiten der Triebwerkshersteller ohnehin ehrgeiziges Auslieferungsziel für dieses Jahr senken. Der Branchenverband prüfe jetzt, ob es möglich sei, wegen den Störungen der Lieferkette juristisch gemeinsam gegen die Zulieferer vorzugehen, sagte IATA-Chef Walsh. Trotz der Lieferengpässe und den geopolitischen Spannungen erwartet er, dass das Nettoergebnis der Fluggesellschaften 2026 weltweit auf 41 Mrd. Dollar steigt. Mit 39,5 Mrd. Dollar dürfte es in diesem Jahr zudem 3,5 Mrd. Dollar höher ausfallen, als der Verband im Juni erwartet hatte. „Das Frachtgeschäft hat sich besser entwickelt, als wir erwartet hatten“, begründete Walsh die angehobene Prognose.
Frachtgeschäft legt zu
Statt wegen den Strafzöllen einzubrechen, haben sich Handelsmuster und -ströme verlagert. Das Volumen des Frachtgeschäfts dürfte nächstes Jahr im Vergleich zu 2025 um 2,4% auf 71,6 Millionen Tonnen steigen, die Einnahmen um 2,1% auf 158 Mrd. Dollar. Im Vergleich dazu dürfte das Passagiergeschäft stärker wachsen. So dürfte die Zahl der Passagiere 2026 um 4,4% auf 5,2 Milliarden zulegen, die Einnahmen der Airlines aus dem Ticketverkauf um 4,8% auf 751 Mrd. Dollar. Dagegen wird die Nettogewinnmarge der Fluggesellschaften vermutlich mit 3,9% im nächsten Jahr unverändert niedrig wie 2025 bleiben.
Europäische Airlines dürften 2025 und 2026 mit Nettogewinnen von 13,2 Mrd. Dollar und 14 Mrd. Dollar die stärksten Ergebnisse der Branche verbuchen und damit den langjährigen Spitzenreiter Nordamerika ablösen. Für ihn erwartet die IATA wegen den von der Regierung Donald Trumps beschlossenen Strafzöllen, strengeren Reisebestimmungen und dem langen Teilstillstand der Regierungsgeschäfte nur noch einen Nettogewinn von 10,8 Mrd. Dollar in diesem und 11,3 Mrd. Dollar im nächsten Jahr.
Margenstarke Airlines im Nahen Osten
Mit einer Marge von fast 5% werden Europas Airlines trotz doppelt so hoher Ergebnisse deutlich hinter den margenstarken Fluglinien aus dem Nahen Osten zurückbleiben, die 2025 und 2026 auf je 9,3% kommen und mit knapp 29 Dollar pro Kopf auch den höchsten Gewinn je Passagier erwirtschaften dürften. IATA-Chef Walsh sieht trotz der zuletzt bekanntgegebenen Übernahmen und Beteiligungen in Europa Raum für weitere Konsolidierung.
