Unternehmensanleihen

Starker Rückgang bei Kreditausfällen

Auch wenn die Unternehmen noch immer mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, ist die Zahl der Kreditausfälle im ersten Halbjahr drastisch gesunken.

Starker Rückgang bei Kreditausfällen

kro Frankfurt − Die Zahl der Kreditausfälle von Unternehmensanleihen ist im ersten Halbjahr dank einer kräftigen Wirtschaftserholung und reichlich vorhandener Liquidität deutlich gesunken. Insgesamt fielen in dem Zeitraum 28 von Moody’s bewertete Emittenten aus, während es ein Jahr zuvor noch 114 waren, wie aus einem neuen Bericht der Ratingagentur hervorgeht. Damit liegt die Zahl an Ausfällen in den ersten sechs Monaten sogar unterhalb des Vorkrisenniveaus: 2019 zählte Moody’s noch 49 Unternehmen, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten.

Geringe Zahl überrascht

Dass es nach dem Pandemiejahr 2020 zu einem derart massiven Rückgang kommen würde, hatten selbst die Ratingspezialisten nicht auf dem Zettel: „Wir hatten Anfang des Jahres schon erwartet, dass die Ausfälle bald auch wieder nach unten gehen werden. Aber dass es derzeit so entspannt ausschaut, damit hatten wir nicht gerechnet“, sagte Matthias Hellstern, Leiter des Corporate-Finance-Teams in Frankfurt und Stockholm der Börsen-Zeitung. Allein im Juni zählten die Analysten gerade mal zwei Fälle: Die Imagina Media Audiovisual und Invictus Media. Beide Unternehmen gehören zum spanischen Konzern Joye Media, der vor allem im Management von Sportrechten aktiv ist, aber auch audiovisuelle Dienstleistungen bietet und Inhalte produziert. Die coronabedingten Verschiebungen oder Absagen von Sportveranstaltungen haben dem Unternehmen im vergangenen Jahr schwer zu schaffen gemacht: Umsatz und Gewinn brachen ein, die Firma war nicht mehr imstande, ihren Zinszahlungen nachzukommen.

Für Hellstern zählt die Medienindustrie auch weiter zu den ausfallgefährdeten Branchen, allein schon wegen der fortschreitenden Digitalisierung und den damit verbundenen Herausforderungen etwa im Bereich Print und Verlagswesen. Auch die Reisebranche dürfte weiter unter den Unwägbarkeiten rund um die Corona-Pandemie leiden. „Hier sehen wir das größte Risiko, dass da unter Umständen Unternehmen ausfallen, wenn sie nicht gestützt werden“, so der Ratinganalyst. Während der Öl- und Gassektor im vergangenen Jahr noch die meisten Kreditausfälle verursacht hatte, dürften sich die Probleme hier künftig vor allem auf die Ölfelddienstleister verlagern. „Die werden weiterhin leiden, obwohl der Ölpreis kräftig nach oben gegangen ist, aufgrund der Zurückhaltung der Ölunternehmen in zusätzliche Reserven zu investieren“, sagt Hellstern.

Zinsen bleiben entscheidend

Im spekulativen Ratingbereich der Hochzinsanleihen sehen die Experten von Moody’s die globale Ausfallrate auf zwölf Monate Ende des laufenden Jahres bei 1,7 %. Im ersten Halbjahr 2022 soll sich der Wert dann auf 1,7 bis 1,9 % einpendeln. Ende Juni war die Rate den sechsten Monat in Folge zurückgegangen, von 6,8 % im Dezember 2020 auf 4,0 %. Es war denn auch das erste Mal, dass sie unterhalb ihres historischen Durchschnitts von 4,2 % lag.

Damit es so weitergeht, ist laut der Ratingagentur nicht nur eine nachhaltige Rückkehr zum globalen Wirtschaftswachstum sowie ein Aus­bleiben neuer und lang andauernder Lockdowns eine wichtige Voraussetzung. Auch die Zinsen müssen weiter niedrig bleiben. Dieses geldpolitische Risiko dürfte sich laut Hellstern aber in Grenzen halten. „Im Moment sehe ich keine steigenden Zinssätze, von daher sollten die Ausfälle auch weiterhin relativ überschaubar bleiben.“

Unabhängig davon habe die Pandemie aber bei vielen Unternehmen wegen der hohen Schuldenaufnahme zu einer verschlechterten Kreditqualität geführt. Ein Beispiel sei die Lufthansa. „Vor der Coronakrise war die Lufthansa bei uns ein Investment-Grade-Kredit“, sagt Hellstern. „Auch wenn die Nachfrage nach Flügen derzeit zurückkommt, wird es ziemlich lange dauern, bis die Fluggesellschaft wieder ein Investment Grade wird, weil sie ihre Kapitalstruktur jetzt erstmal reparieren muss.“