IM GESPRÄCH: DENNIS SCHMOLTZI

Start-Up Emma erweist sich für Investor Haniel als Glücksgriff

Schlafprodukte-Anbieter steigert Umsatz um 170 Prozent - "Best Case" übertroffen - Smarte Matratze soll Markt revolutionieren

Start-Up Emma erweist sich für Investor Haniel als Glücksgriff

Von Sebastian Schmid, FrankfurtFür den Familienkonzern Haniel erweist sich die 50,1-prozentige Beteiligung an “Emma – The Sleep Company” schon jetzt als traumhaftes Investment. “Wir haben den Best Case aus dem Business-Plan, den wir vorgelegt haben, übertroffen”, erklärt Mitgründer und Co-CEO Dennis Schmoltzi, der ebenso wie Co-Chef Manuel Müller noch 24,95 % am Unternehmen hält. Der Umsatz von Emma kletterte 2020 trotz pandemiebedingter Herausforderungen um 170 % auf 405 Mill. Euro. Damit hat das Wachstumstempo erneut angezogen (siehe Grafik). In Aussicht gestellt hatte das Frankfurter Start-up eine Steigerung der Erlöse auf “mindestens 200 Mill. Euro (vgl. BZ vom 7.4.2020). Auch der operative Gewinn (Ebit) sei gestiegen, teilt das Unternehmen mit.Eine simple Ausweitung der Märkte war dabei laut Schmoltzi nicht wesentlich für das Wachstum. “Bei der Größenordnung, in der wir gewachsen sind, kommt das nicht primär aus den neuen Ländern. Die brauchen immer etwas Zeit, bis sie stärker wachsen. In Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien, wo wir schon sehr stark waren, haben wir unser Geschäft noch einmal deutlich ausgebaut”, stellt er fest.Eine Herausforderung sei das Hochfahren der Produktion gewesen. “Wenn man 170 % mehr Umsatz macht, muss man auch deutlich mehr herstellen. Gut war, dass wir bereits vorher ein sehr gutes Herstellernetzwerk aufgebaut hatten, bei dem die Skalierung sehr gut möglich war.” Eine weitere Schwierigkeit sei die Zustellung gewesen. “Vor Weihnachten gab es teils einfach keine Lieferkapazitäten mehr, weil in der Lockdown-Phase wirklich alle ihre Geschenke online bestellt haben.” Das Operations-Team sei dann “wirklich kreativ geworden, hat teils selbst ausgeliefert oder unausgelastete Catering-Dienste mit den Lieferungen beauftragt. Die Leute bei uns haben da auch einfach einen tollen Job gemacht.”Insgesamt hat Emma im abgelaufenen Jahr 200 neue Mitarbeiter eingestellt und kommt nun auf mehr als 500 Angestellte, die sich auf die Standorte in Frankfurt, Manila, Lissabon und neuerdings auch Schanghai verteilen. Neben der Ausweitung der Vertriebswege setzt Emma auf Produktinnovationen. Mit der ersten “smarten” Matratze Emma Motion erhofft sich das Unternehmen nicht weniger als eine “Revolution des Schlafmarktes”. Dank künstlicher Intelligenz und geräuschloser Bewegungstechnologie verspricht Emma, dass sich die Matratze an die Schlafposition des Nutzers anpasse, damit dessen Wirbelsäule immer ideal unterstützt werde. “Wir haben gut zwei Jahre für die Entwicklung gebraucht, aber ich glaube, das war es wert”, erzählt Schmoltzi. Emma werde eine wissenschaftliche Studie in Auftrag geben, “um unsere Hypothese zu überprüfen, dass die Schlafqualität deutlich besser wird durch die Emma Motion”. Bei Tests sei festgestellt worden, dass die Nutzer weniger wach seien und eine höhere Schlafeffizienz hatten.Zwar sei die Emma Motion im weitesten Sinne Health Tech, da sie versuche, den Schlaf zu verbessern und Schlaf wichtig für Immunsystem und Wohlbefinden sei. Ein Vertrieb im Gesundheitsmarkt sei aber nicht vorgesehen. “Wir konzentrieren uns auf den Endverbraucher und haben den medizinischen Bereich für uns eigentlich ausgeschlossen. Der Kaufprozess bei Krankenhäusern oder Pflegeheimen ist ein komplett anderer und daher für uns nicht interessant”, stellt Schmoltzi klar. Das gelte im Prinzip auch für Hotels. Auch deren Einkaufsprozess sei ein anderer als der der Konsumenten. Dennoch hoffe er, dass Hotels den Fokus bei Investitionen künftig “stärker auf ein gutes Schlaferlebnis legen, was eigentlich die Kernkompetenz eines Hotels sein sollte, und weniger auf das Gym oder den Pool”.Zunächst wird die Hightech-Matratze aber ohnehin nur einem kleinen Kreis angeboten. “Wir wissen, dass das Produkt hochpreisig ist, sich an eher einkommensstarke Kunden richtet, und starten daher erst einmal in ausgewählten Märkten wie Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz.” Bei einem teuren Produkt sei die Wahrscheinlichkeit, es online zu kaufen, eher niedriger im Vergleich zu preisgünstigen Matratzen. “Allerdings gab es zuletzt einen starken Push Richtung Onlinekauf, daher testen wir diesen Weg. Außerdem arbeiten wir ja auch mit einem Retailer zusammen und sind bereits in Gesprächen mit weiteren Einzelhändlern”, kündigt Schmoltzi an.Die Emma Motion sei nur eine von vielen Innovationsprojekten rund um das Thema Schlaf. “Wir haben eine ganze Pipeline an Ideen, die wir verfolgen”, versichert der Emma-Co-Chef. Mit Haniel sei dafür auch der starke Partner gefunden, falls einmal größere Investitionen anstünden.