Netzausbau

Telekom will Investoren am Netz beteiligen

Die Telekom ist in Gesprächen mit Pensionsfonds und Finanzinvestoren, die sich am teuren Ausbau von Glasfaser beteiligen sollen

Telekom will Investoren am Netz beteiligen

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom öffnet ihr Glasfasernetz für Finanzinvestoren. Wie Deutschland-Vorstand Srini Gopalan in einem Pressegespräch zum Stand des Netzausbaus hierzulande sagte, führt das Unternehmen „Gespräche mit Pensionsfonds und anderen Investoren“ über eine Beteiligung am Glasfaserausbau. Diese sollen dem Vernehmen nach zeitnah und auf jeden Fall noch im laufenden Jahr zum Abschluss kommen.

Die Telekom wirbt vor allem für den Ausbau im ländlichen Raum um Unterstützung und hat das Ziel, bis 2030 dort 8 Millionen Haushalte an Glasfaser anzuschließen. Bis 2025 sollen es bereits 4,5 Millionen sein. Der Konzern will in Regionen, in denen ein Glasfaserausbau unwirtschaftlich ist, auch Fördermittel in Anspruch nehmen. Gopalan warnte jedoch davor, auch dort zu subventionieren, wo der eigenwirtschaftliche Ausbau möglich sei. Dies würde die digitale Spaltung des Landes vertiefen, weil dann der Bau in ohnehin rentierlichen Gebieten verstärkt würde, während strukturschwache Regionen abgekoppelt blieben.

Bis 2024 sollen die Glasfaserausgaben der Telekom von zuletzt 1,5 Mrd. auf 2,5 Mrd. Euro steigen. Insgesamt stockt der Konzern seine Investitionen in Deutschland auf jährlich 5,5 Mrd. Euro statt bisher rund 5 Mrd. Euro auf, hat darüber hinaus allerdings keine Spielräume.

Die milliardenschwere Übernahme in den USA, wo die Tochter T-Mobile US den Wettbewerber Sprint geschluckt hat, hat den Schuldenberg des Konzerns deutlich in die Höhe getrieben. Ende Juni hatte die Telekom 128 Mrd. Euro Nettoschulden und befand sich damit außerhalb der Komfortzone für ein Investment-Grade-Rating. Diese soll 2024 mit einer Nettoverschuldung, die dem 2,25-Fachen bis 2,75-Fachen bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) entspricht, wieder erreicht werden. Außerdem muss der Konzern erhebliche Mittel mobilisieren, um bis 2024 wie geplant die Mehrheitsschwelle bei T-Mobile US zu erreichen. Dann läuft die Vereinbarung mit dem Partner Softbank aus.

Der Glasfaserausbau, bei dem Deutschland im europäischen und globalen Vergleich Nachholbedarf hat, lockt seit längerem Finanzinvestoren an, die auf prall gefüllten Kassen sitzen. So hat EQT aus Deutsche Glasfaser und dem kleineren Wettwerber Inexio den größten Konkurrenten der Telekom hierzulande geschmiedet. Auch die spanische Telefónica hat mit Allianz Capital Partners den Ableger „Unsere Grüne Glasfaser“ aufgesetzt, um den Ausbau mit Hilfe von Finanzkapital zu stemmen. Beim Berliner Glasfaseranbieter DNS ist 3i Infrastructure eingestiegen.

Telekom-Lenker Tim Höttges hatte schon auf dem Mobile World Con­gress Ende Juni in Barcelona einen Paradigmenwechsel anklingen lassen, indem er sagte: „Wir müssen das Netz nicht unbedingt besitzen.“ Der Konzern hat beim Glasfaserausbau schon eine Reihe von Partnerschaften und Kooperationen angeschoben, unter anderem das Joint Venture Glasfaser Nordwest mit EWE Tel, an dem beide Seiten je die Hälfte der Anteile halten, sowie mehrere Kooperationen mit Stadtwerken und Gebietskörperschaften.

Allerdings schweigt sich das Unternehmen zur aktiven Anschlussrate (Take-up-Rate) bei reinen Glasfaseranschlüssen bisher aus. Gopalan sagte, es sei „zu früh, um ein genaues Bild darüber zu haben“. Der Branchenverband VATM sprach für die Telekom zuletzt von einer Take-up-Rate von knapp 30%, während alternative Anbieter 40% erreichten. „In zwölf Monaten sehen wir klarer“, so Gopalan.

Die Wholesale-Vereinbarungen mit den Wettbewerbern, Vodafone, Telefónica Deutschland sowie 1&1 Drillisch, die alle von der Telekom Glasfaseranschlüsse für ihre Kunden mieten wollen, sind auf dem Weg der Umsetzung, wie der Manager erklärte. Allerdings konnte er nicht sagen, wann alle technischen Schritte erfolgt sind, um die Anschlüsse freizuschalten.

Priorität für die Netztechniker der Telekom hat derzeit die Wiederherstellung der Infrastruktur im schwer verwüsteten Ahrtal. Dort sind von 100000 gekappten Anschlüssen rund 80000 wiederhergestellt, wie Technikchef Walter Goldenits sagte.

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